Fakten

Wir sind 849 Tage um die Welt gereist (11. Juni 2013 bis 07. Oktober 2015). Unsere letzte Station war Bangkok, Thailand.
Wir reisten 71844 Kilometer durch 26 Länder. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und planen unsere naechste Reise.

Mittwoch, 31. Dezember 2014

Wir machen 2014 Lichter aus!

Ihr Lieben daheim und in der Welt!


Nun soll seit sehr langem wenigstens noch ein kurzer Gruss am Altjahresabend folgen, da viele auch fragten, ob alles in Ordnung sei.



Der letzte Monat war ziemlich vollgepackt und wir waren ziemlich mit uns selbst beschaeftigt!
Das Jahr 2014 war intensiv und lang, wir haben Unmengen an neuen Eindruecken gesammelt und sind gereift und gewachsen, haben wunderbare Menschen kennen gelernt, Freunde gefunden und wundersame Orte gesehen!



Und wie so oft kam es ganz oft anders, als wir gedacht haben. Nun haben wir bereits eineinhalb Reisejahre hinter uns und noch ist kein Ende in Sicht. Aus der 'Verschnaufpause' in China ist ein laengerer Aufenthalt geworden.



Seit November studiere ich Chinesisch. Das Ganze geht noch bis Ende Maerz.
Emma ist unterdessen wieder in Hanoi in Vietnam eingetroffen und wird dort mit ihren Freunden das Neujahresfest erleben!



Die naechsten drei Monate wollen wir uns ein bisschen mehr auf uns selbst konzentrieren, wir sehnen uns aber beide schon wieder nach Weiterreisen, aber bis es dazu kommt, muessen wir erstmal die Reisekasse wieder auffuellen!


Die Weihnachtstage waren wunderschoen. Wir haben wie verrueckt gekocht, gebacken und natuerlich gegessen!


Jetzt beschliessen wir ein unbeschreibliches Jahr und moechten uns bei euch allen bedanken!
Moege das naechste Jahr ebenso erlebnisreich und unerwartet genial werden!


Die herzlichsten Gruesse zu euch von mir aus Kunming!


Ein Bonobo-Mix gibts mit auf den Weg ins neue Jahr:



Passt auf euch auf und lebt in Liebe und Frieden!

Euer Elmi
(und ganz gewiss auch liebe Gruesse von Emma)

Die chinesische Erdbeer-Saison ist eroeffnet!

Lotus Park, Kunming

Gollum's Haarstudio :)

Weihnachtswichtel in da house

Xuning Tempel im Norden Kunmings

Elmi und Elad

Es wird mal wieder gepackt...

Samstag, 15. November 2014

Weltreisemomente teilen


Liebe Freunde!

Wir moechten euch ganz herzlich 
zu unserer ersten Photo-Ausstellung ueber unsere Weltreise 
einladen!

Die Ausstellung wird ueber die Weihnachtsfeiertage im Kulturcafe 'Alte Baeckerei' in Grosshennersdorf zu sehen sein!

Die Eroeffnung findet in knapp drei Wochen statt!

Wir wuerden uns freuen, 
wenn wir euch mit unseren Photographien 
eine kleine Freude bereiten koennen
 und hoffen, viele unserer Freunde und Verwandte, 
Bekannte noch viele weitere Interessierte
besuchen unsere Ausstellung!

Anselm und Emma
<3 <3 <3 <3 <3

Hier sind die Details!


Ein ganz besonderer Dank gilt Ruth - fuer die Organisation mit allem drum und dran!

P.S.:
- News aus Fernost - 

Emma hat immer noch mit Visums-Problemen zu kaempfen und ist bereits seit knapp zwei Wochen in Vietnam, wird sich nun aber auf den Weg nach Laos machen, um dort ihr Glueck erneut zu versuchen! Wir haben Hoffnung und sind gespannt, wie dieses Abenteuer ausgeht!
Es wird nie langweilig!

Elmi ist nun bereits fast einen Monat Chinesisch-Sprachschueler in Kunming und managed die 'Home-Base'. Wer weiss, wie lange das noch so bleibt.
Es wird nie langweilig!

Montag, 27. Oktober 2014

Malerisches Tibet

Eine Bildergeschichte ueber unseren Weg von Nepal nach Tibet.
- Malerisches Tibet -
(lest den neusten Eintrag aus Kunming von Elmi:
Sonnenuntergaenge in der Grossstadtoase)

Unterwegs in Nepal: Strassenverkaeufer in Mugling

Tibetischer Tempel 'Boudha' in Kathmandu

Auf den Strassen Kathmandu's
...und ein paar Tage spaeter waren wir endlich da: In TIBET!

Nie waren wir naeher am Himmel - Gyatso La Pass, Tibet (5289m)

Tibet kann von Schoenheit kaum uebertroffen werden...

Alter Tibeter verkauft Tibetsfahnen und handgemachten Schmuck - Nyalam Tong La Pass

Weite.

Moenche bei ihren Rede-Uebungen -
 im Tashilhunpo Kloster in Shigatse

Im Entengang zur Kekspackung - Kinder auf dem Tibetischen Land

Buddha im Pelkor Chode Kloster in Gyantse

Altstadt von Gyantse

Einsames Yak in Tibet

Gletscher und Himmel fliessen ineinander ueber...
und dann waren wir in Lhasa...! Aber diese Bilder muessen noch entwickelt werden! Ueberraschungen muss es ja auch geben!

Tibet, geliebtes Tibet. Wie bist du schoen!
Mehr Aufmerksamkeit braucht diese Region!
Ihr wisst, was ich meine!
elmi.

Sonnenuntergaenge in der Grossstadtoase

Worte von Anselm:

Es gibt so Momente... - immer wieder auf dieser Reise gab es die - da frage ich mich: "Wie bin ich in dieser Situation gelandet?"
Was im ersten Moment vielleicht ein bisschen wie eine Frage aus dem Film 'Inception' klingt, mit welcher man erkundet, ob man wirklich wach ist, oder traeumt, so bewegt mich diese Frage sehr oft im wahren Leben.
Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt haette, ich wuerde eine ziemlich lange Zeit in China wohnen, da haette ich laut gelacht, abgewunken und mit unueberhoerbarer Ironie "absolut, mein Freund!" gesagt!
Aber wie es nun mal so kommt, so passieren die seltsamsten Dinge, wenn man auf Reisen ist. Auf einmal werden aus einem Monat drei und diese drei bald noch sechs Monate laenger!
Und dann denke ich so vor mich hin: "Haben mich nicht mal Leute gefragt, welches Land ich am wenigsten mochte? - Ich glaube, zu dieser Zeit habe ich nach reiflicher Ueberlegung 'China' gesagt. Koennte ich es jetzt noch sagen?"
Die Antwort ist: Wahrscheinlich nicht. - China ist nicht nur ein anderes Land, China ist ein anderer Planet, ein anderes Universum. Es gibt hier alles! Deshalb braucht man so gut wie nichts von aussen und manche Menschen erlebe ich auch so, als wuerden sie unter einer grossen glaesernen Glocke leben, auf welcher eingraviert geschrieben steht: "中国" (Zhong guo - China). - Und unter dieser grossen Glocke weht ein anderer Wind, drehen sich die Uhrzeiger anders, werden Menchen in Maschinen verwandelt, werden Gefuehle durch Konsum ersetzt, werden Gehirne gleichgeschaltet. Fragezeichen gibt es nicht.

Es gibt Dinge, die klar verboten sind - aber alle tun sie. Und es gibt Dinge, die klar verboten sind - und niemand tut sie.
- Damit als ein "外国人" (Wai guo ren - Auslaender) klar zu kommen, ist gar nicht so leicht. Wenn man nicht darueber lachen kann, ergreift einen die Wut. Verkehr ist da nur ein Thema, kann ich als Fahrradfahrer behaupten...

Ich bin seit einiger Zeit so sesshaft geworden, dass ich mich mobil machten musste und mir fuer 120 元 (Yuan/Kuai - chin. Waehrung) einen chinesischen Drahtesel zugelegt habe auf dem Second Hand Market. Damit fliege ich jetzt durch die Strassen der Stadt des ewigen Fruehlings und pfeife mir meinen Weg durch die unaufmerksamen Mengen.

Spaeter mehr zum Thema Kunming.

Kommen wir aber zurueck zum "unglauebigen Moment", der Sekunde, in dem einem wieder mal einfaellt: "Wie bin ich eigentlich hier gelandet?" - Egal, wie man es dreht, die Antwort auf diese Frage wird mit einem Kopfschuetteln beginnen. Die Chinesen. Ja, seltsam sind sie, die Chinesen. Eine Situation in der ich maechtig mit dem Kopf schuetteln musste sah so aus:

Anselm, nach einer kurzen Nacht und vier Stunden Deutsch-Unterricht am Morgen, rennt verschwitzt Richtung U-Bahn (denn er hat noch keinen "Super-Sport"-Made-in-China-Drahtesel"). Heute ist die erste Unterrichtsstunde in einer neuen Schule. Englisch fuer vierjaehrige Kinder, die schon zwei Jahre Englisch lernen. So meine Informationen. - Ehrlich? Vierjaehrige, die schon zwei Jahre Englisch lernen? Das klingt interessant...! Mit zwei koennen sie doch noch nicht mal ihre eigene Sprache sprechen..??!
Und dann stehe ich da vor der Klasse, vor Jason, Daniel (der darauf besteht, dass ich in Dan nenne), Lucy, Roly, Lilly, Eric, Steven und Frank und meiner chinesischen Kollegin Mona, die fuer mich uebersetzen soll. Ich halte ein Bild mit einer Ananas hoch und moechte das Wort "pineapple" hoeren, was wir heute schon einhundertvierzig Mal geuebt haben. Keiner sagt 'pineapple', alle schreien irgendwas, aber nicht 'pineapple', bis Mona ihnen vorsagt. Dann ueben wir eben noch einmal.
"Strawberry" kann auch keiner sagen. Zwar schreien wieder alle etwas, was so aehnlich klingt. Ich bekomme einen Tinitus. Bis Lilly mich erloest und zu mir kommt, mich antippt und leise 'strawberry' sagt. Vierjaehrige die schon zwei Jahre Englisch lernen waren ab diesem Tag nicht mehr meine Lieblingsmenschen!
Dann kam wieder diese Frage wie ich denn hierher abgedriftet bin und ich musste ueber mich schmunzeln.

Die schoensten Momente sind aber, wenn ich mir diese Frage stelle, weil der Moment einfach unglaublich erscheint. Wenn ich auf meinem Balkon sitze und die blau-orange Toene am Horizont sehe und die Fliessen auf denen ich sitze noch warm sind, wenn der Abend, der vor einem liegt frei ist und aus den Boxen die perfekte Musik schallt. Dann schmunzel ich erneut und konstatiere: 'Irre!  This is China, man!'.

Und Kunming steht fuer mich besonders fuer eines: Veraenderung. Es ist nicht richtig zu sagen: Hier ist viel passiert, die Frage die man stellen muss, lautet: Was ist hier nicht passiert?

Ich habe in dieser Stadt viel gelernt, vor allem ueber mich selbst. Die Suche, auf die ich mich begeben habe, hat wohl schon vor vielen Jahren begonnen. - Die Suche nach dem 'Selbst', die in unzaehligen Buechern beschrieben, in endlosen Worten fassbar gemacht werden soll.

Fuer mich sind Buecher ein wichtiger Wegbegleiter und auch unglaublich viele Menschen, deren Schatz es ist, sehr tief denken und fuehlen, jene Gedanken mitteilen und ohne eine Richtung vorzugeben, Ratgeber sein zu koennen! Und Musik begleitet mich, die mein Herz hinweg tragen kann in Welten, die nur in meinem Innern existieren!

Ich moechte euch ein wenig von meinen Erfahrungen bei der Suche nach dem 'Selbst' berichten:

Als Emma und ich das erste Mal nach Kunming kamen, erschien uns dieser Ort wie eine Oase im dunklen, grauen, kalten chinesischen Winter. Als wir nach drei Monaten Indien und eineinhalb Monaten Nepal ueber Tibet wieder nach China einreisten, lag "昆明" (Kunming) wieder auf unserer Route. Einerseits kannten wir hier schon ein paar Leute und wussten, dass es relativ einfach sein sollte, Wohnung und Arbeit zu finden und wir brauchten dringend eine Pause, um unsere Finanzen aufzufrischen und um das Erlebte der letzten Reisemonate verarbeiten zu koennen.

Wenn man chinesische Staedte betrachtet, so ist Kunming mit seinen rund sieben Millionen Einwohnern eine Kleinstadt. Aber auch diese Zahl truegt, denn im Stadtkern, wo sich alles abspielt, wo Universitaeten, der "gruene See" und die kulturellen Sehenswuerdigkeiten Kunmings liegen, wohnen nur ungefaehr drei Millionen Menschen, das Flair ist daher weniger geschaeftig und die geographischen Ausmasse sind ueberschaubar - wie gesagt, fuer chinesische Verhaeltnisse!

Die 'foreigner community' ist relativ klein, vielleicht ein paar Tausend. Aber nach nun bald drei Monaten hat man sicher jeden schon einmal gesehen, zudem es auch ein paar Restaurants, Bars und Stadtviertel gibt, wo sich hauptsaechlich Auslaender treffen. Von daher findet man schnell Anschluss und wird von einem bunten Nationalitaeten-Mix empfangen! So war auch unser Anfang hier ein einigermassen leichter.

Schnell wurde mir bewusst, dass ich diese Zeit fuer Aufarbeitung und neue Impulse nutzen wollte. Und dies musste ich allein tun. Deshalb sind Emma und ich in unterschiedliche Wohnungen gezogen, haben jeder unser kleines 'Reich' aufgebaut, und haben unsere Leben in unterschiedliche Richtungen gelebt, jedoch nicht ohne ein gemeinsames Ziel.

Fuer mich begann die Suche nach dem 'Selbst' in meiner Kindheit, bei meiner Familie und fand, aufgrund ihrer engen Verknuepfung schnell ihren Weg zu Religion und zu Gott. Beziehungsweise fuehrte mich der Weg von Religionen weg, ueber Gedanken und Gefuehle, die ich in meinem Herz gesammelt hatte, ueber viele Jahre. Ehrlich und pur im Herzen zu sein, war mein Bestreben. Und so entfernte ich mich nicht nur innerlich sondern auch ganz formal von der Kirche meiner Kindheit und schrieb den betreffenden Personen in vielen Zeilen, wie ich zu dieser Entscheidung gekommen war.

Aber Gott beschaeftigte mich immer weiter. Und ich konnte erfahren, dass Gott alles ist, was uns umgibt. Ein Kreislauf, die Natur und im Kern, auf ein Wort zusammen gefasst, Liebe! Gott ist Liebe und alles um uns herum ist auch Liebe. - Mit dieser neuen Erkenntnis empfand ich mein Leben als ruhiger, offener, wertvoller, reicher und ich habe seit jenem Moment auch versucht, diese Liebe nicht nur in mir zu tragen, sondern sie auch auszustrahlen. - Dies oeffnete mir viele Tueren. Tueren zu verschlossenen Seelen, zu offenen Herzen.
Ich habe geliebt und gelernt, dass es viele Dimensionen der Liebe gibt. Dass Liebe unendliche Formen hat und dass Liebe zwischen verschiedenen Menschen immer unterschiedlich ist, nie die gleichen Details beinhalten kann.

Ich habe Sternenhimmel, Sonnenuntergaenge, Sonnenaufgaenge, Voegelschwaerme und Wolken angeschaut, habe von ihnen gelernt, habe Liebe erfahren und bin im Herzen immer gluecklicher geworden.

Und ich habe herausgefunden, dass beim Versuch all das in Worte zu fassen, der Zauber schnell verloren geht, weshalb Worte immer nur eine Annaeherung ans Gefuehl sein koennen und nie die volle Wahrheit, nie das Innerste. Und das ist auch gut so.

Langsam wache ich auf, langsam spuere ich, wie Koerper, Seele und Geist wieder eins sind und in mir wohnen, denn lange hatte ich das Gefuehl, dass ich vielleicht physisch schon monatelang hier verweile, meine Seele und mein Geist aber noch auf Reisen waren. Unterwegs zu mir selbst. Denn ich glaube, die Seele reist mit einer anderen Geschwindigkeit.

Ich moechte versuchen, die Gegenwart als einen Schatz zu wuerdigen und jeden Moment mit allen Sinnen zu erleben, sei er traurig, froehlich, verletzend, verheilend, aufbauend, zerstoerend oder voller Liebe.

Und Liebe ist zu einem zentralen Element geworden. Bedingungslose Liebe, ohne Forderungen, ohne Enttaeuschungen und ohne Schmerzen. Darauf moechte ich hin arbeiten.

Fuer mich sind die folgenden Punkte besonders wichtig geworden:

1. Es ist nicht wichtig, warum ich hier bin, sondern dass ich hier bin.
2. Nichts geschieht ohne Grund.
3. "What goes around comes around!"
4. Liebe ist Geben.

Die Lektionen, die ich aber gelernt habe, sind im Detail wohl aber nur fuer mich greifbar. Gern wuerde ich den ein oder anderen von euch treffen und euch diese Veraenderungen spueren lassen, denn erklaeren werde ich sie nicht koennen. Wenn ich sagen sollte, was sich an und in mir veraendert hat, wuerde ich es so beschreiben: 'Ich bin mehr der, der ich sein moechte.'

So. Nun noch kurz zu dem 'Spaeter mehr...' -
Kunming. Es ist ein magischer Ort. Es ist China und doch irgendwo eine gruene Insel, die mir nicht nur das Ueberleben gesichert hat, sondern mir neue Perspektiven aufgetan hat. Ich verdanke dieser Stadt mit ihren tollen Einwohnern viele schoene Erlebnisse. Mit meinen (unglaublich fantastischen) Mitbewohnern Chris und Joel stellen wir immer wieder fest: "There is no pressure!" - ('Es gibt keinen Druck') - Das Leben hier ist leicht und unkompliziert. Alles ist moeglich und wenn es nicht moeglich ist, wird ein Weg gefunden, es moeglich zu machen. An der chinesischen Buerokratie scheitert man mit dieser Attituede dann doch meistens, aber - man kann ein Leben fuehren, dass nur an den notwendigsten Stellen mit jener kollidiert. Und wieder kann man konstatieren: Alles ist moeglich.

Und je mehr Chinesisch ich lerne - sage ich nach ca. zwanzig Stunden Unterricht - desto wohler fuehle mich in diesem Dschungel aus Sprache und Schriftzeichen, der mir so fremd und so ungreiflich erscheint. Aber Sprache ist wie eine Machete. Die kann den Weg frei schlagen und das entfernte Tageslicht wieder ins Sichtfeld bringen.

In diesem Sinne - Kommt nach Kunming! Ich bin noch fuenf Monate hier, falls es nicht anders kommen sollte! Wer haette das gedacht.

Hier nun noch zwei Bilder aus China:

(Mehr Bilder findet ihr hier: Malerisches Tibet)

China hat viele Gesichter:
Dieser Mann in Xining, Qinghai verkauft alles was das Herz begehrt!

Kunming - Stadt des ewigen Fruehlings - Februar 2014
Bis bald.
Euer elmi.

Dienstag, 7. Oktober 2014

"Chinesen sind seltsam"

[Es schreibt Emma.]

Es ist frueher Morgen, die Stadt schuettelt gerade erst die Nachttraegheit von ihren Gliedern, auch in meinen Augen sitzt noch Muedigkeit. Ich laufe vorbei am "Green Lake", dem grossen See im Zentrum von Kunming. Es ist eine nette Gegend: die Boegen der kleinen Bruecken auf dem See spiegeln sich im Wasser und bilden runde Kreisformen, die schmalen Strassen sind gesaeumt von gruenen Baeumen und Straeuchern, hier fahren mehr Fahhraeder, als Autos. Wenn ich nicht in China waere, koennet ich das ganze wohl fast als "idyllisch" beschreiben. Aber: es ist laut. Eine Geraeuschkulisse empfaengt mich, bei der ich nicht mehr recht herausfiltern kann, welches Geraeusch woher kommt. An der Ecke passiere ich eine Gruppe von etwa zwanzig Taenzern, Durchschnittsalter vielleicht fuenfzig; jeder haelt eine Art leicht Tennisschlaeger in der Hand. Damit balancieren sie einen Ball kunstvoll in grossen Schwuengen zum Rhythmus der Musik, die aus ziemlich schlechten Boxen schallt. Ein paar Schritte weiter begegnet mir ein alter Mann, der seine Arme in seltsamen Kreisen vor seinem Koerper hin und her bewegt. sein kleines Radio, aus dem eine quietschige Stimme plaerrt, traegt er natuerlich bei sich. Eine alte Dame steht am Gelaender und schwingt ein Bein so weit es geht in die Luft. Eine andere laeuft tippelnd rueckwaerts und klatscht dazu in die Haende. Tatsaechlich scheint es hier in China keinem etwas auszumachen, wie seltsam seine "Fitnessuebungen" auf andere wirken moegen. Jeder macht das, was er kann und will und gut findet. Wenige Meter weiter bewegt sich eine weitere Tanzgruppe synchron zu laut aufgedrehter Musik, die sich mit der der ersten Tanzgruppe ueberschneidet. Daneben ein Karaokesaenger, der klingt, als wolle er sich die Seele aus dem Leib traellern. Daneben eine Gruppe mit Gittaren, Geige und Trommeln. Und eine Saengerin. Und eine freiwillige Taenzerin, die ihre Einkaufstasche durch die Luft wiegt, als sei sie ihr Tanzpartner...

[...]

Reizueberflutung! Zu viele Menschen, zu hell, zu gross, zu vollgestopft! Ich habe in der letzten Nacht nicht geschlafen und finde mich angesichts dessen nun einer wahren Herausforderung gegenuebergestellt: dem chinesischen Supermarkt! Eigentlich unterscheidet dieser sich auf den ersten Blick nicht so sehr von einem europaeischen, aber doch gibt es viele Hinweise darauf, dass man sich nach wie vor in China befindet (falls man das auf seinem Weg durch die kilometerlangen Regalreihen vergessen habe sollte). Am Eingang muss ich eigentlich meine Tasche in einem Schliessfach abgeben bzw. sie von der freundlichen Chinesin, die mich laechelnd empfaengt, mit einem Klebestreifen diebstahlsicher machen lassen. Aber irgendwie schuettelt sie nur den Kopf, als ich ihr bereitwillig meinen Beutel hinhalte und deutet freundlich auf die Rolltreppe. Keine Ahnung, ob das jetzt wieder so ein Auslaenderding ist oder wieder eine Regelung, die eben nur manchmal eingehalten wird...Gleich als ich den Supermarkt betrete, wird mir von einer kleinen Chinesin mit Mitarbeitermuetzchen ein Stueck Zellstoff entgegengestreckt: Klopapier! Fuehl mal! Oder lieber die Sorte?...Danke, brauch ich grad nicht. Ehrlich gesagt, habe ich schon wieder vergessen, warum ich eigentlich hier bin. Die Fuelle an Angeboten ueberschwemmt die Einkaufsliste in meinem Kopf und macht sie unlesbar. Ich wabere ziellos an den Klopapierfrauen vorbei, vorbei am Hygieneartikelabteil, wo erneut Muetzchenfrauen stehen und sofort auf mich zusteuern, sobald ich mich einem Regal naehere und mir beratende Empfehlungen geben wollen. Vorbei am Schmuck, vorbei an Smartphones und Smartphonewerbemenschen mit Mikrophonen vor dem Mund, die irgendwie nicht richtig funktionieren, aber in die trotzdem hinein geplaerrt wird. Vorbei an Schreibwaren, Klamotten, Kuechenartikeln. Neben Bergen aus quietschbunten Konfekten steht ein Maedchen und bietet Stueckchen einer schwarzen Glibbermasse zum Kosten an...Hmm, danke, lieber nicht. In einem der Suessigkeitenhaufen liegt ein einsames Megaphone und kreischt in Dauerschleife wieder und wieder den gleichen Text. Irgendwie bin ich eher abgeschreckt, als animiert, hier etwas Suesses zu kaufen. Vorbei an riesigen Flaschen voller Olivenoel, Erdnussoel, Sojaoel, Rapsoel, Fischoel, Sonnenblumenoel...(Die chinesische Kueche ist tasaechlich sehr sehr oelig!). Ab und zu bleibe ich stehen und ueberlege, ob ich etwas mitnehmen soll. Aber irgendwie entschliesse ich mich, das Glas mit der roten Sauce doch zurueck ins Regal zu stellen, da ich mal wieder nicht weiss, was genau ich da eigentlich in der Hand halte. Mit angehaltenem Atem und ohne genau hinzuschauen, bahne ich mir moeglichst schnell meinen Weg durch die Fleischabteilung. Als Vegetarier in China habe ich irgendwann angefangen, nicht mehr so sehr darauf zu achten, was da eigentlich gerade zerhackt wird, welche Tiere noch zappelnd eingetuetet werden und welche Koerperteile man hier eingeschweisst und als Snack verpackt kaufen kann. Aber ja, dennoch ueberkommt mich oft der Ekel, wenn ich irgendwo einen Berg von Innereien oder einen Huehnerfusssalat entdecke (Huehnerfuesse! Die Chinesen stehen total auf Huehnerfuesse! Gibt's auch kalt und eingeschweisst als Snack, zum unterwegs ablutschen...) Letztlich stehe ich nach einer gefuehlten Ewigkeit mit ein paar Pilzen und zwei Knollen Lotuswurzel an der Kasse (man muss ja auch mal die lokalen Spezialitaeten ausprobieren), bezahle "liang kuai yiou" und verlasse ganz schoen ausgelaugt den Supermarkt.

[...]

Ich knie an einem kleinen Tisch in einem kindlich eingerichteten Wohnzimmer, der Teppich besteht aus grossen Kunststoffpuzzelteilen, im Regal an der Wand hocken Kuscheltiere und am Tisch in der Ecke des Raumes sitzen mehrere Frauen und starren auf ihre Smartphones. "What can you see?" frage ich, jedes einzelne Wort betonend, in die Runde und deute auf das Bild im Buch vor mir. Die Gruppe Acht- bis Zehnjaehriger faengt an, durcheinader zu brabbeln. "Okay, okay, stop!", rufe ich, "One by one". Eric faengt an: "I can see...a big ruler!". Und so geht es reihum, bis auch Roey, Nancy, Keily, James und Reymond geantwortet haben. (Chinesen geben sich im Umgang mit Auslaendern gern englische Namen, und die sind haeufig aeusserst speziell...Darunter zum Beispiel: "Moon", "Sunny" oder Elmis Schuelerin "Alexander"...) Der Englischunterricht mit diesen Kids ist recht unkompliziert, kommen neue Vokabeln ins Spiel, werden diese brav sofort nachgeplappert. Wenn etwas nicht verstanden wird, hilft mir meine "Chefin" Ying aus und uebersetzt. Anfangs hatte ich etwas Bammel davor, Kindern Englisch beibringen zu muessen, die bisher nur Chinesisch sprechen. Aber irgendwie ist es doch leichter, als gedacht. Auf Dauer waere diese Arbeit aber wohl nicht so meins...

[...]

Es faellt mir schwer, in dieser Stadt Fuss zu fassen. Ich merke immer wieder, dass China nicht so mein Land ist. Tatsaechlich wuerde ich sogar behaupten, dass ich im Vergleich der bisher bereisten Laender, die chinesische Mentalitaet am wenigsten verstehe. Gut, das liegt vielleicht auch an der Sprachbarriere. Aber manchmal verstehe ich gewisse Eigenheiten nicht einmal, wenn sie mir jemand auf Englisch erklaert. Unser israelischer Freund Elad pflegt ja zu sagen "China is like another planet!" und irgendwie kann ich ihm da oft zustimmen. Ich bin echt froh, dass wir Elad bei unserem ersten Besuch hier in Kunming vor sieben Monaten das erste Mal getroffen haben und seitdem auf einer Wellenlaenge schwimmen. Es tut gut, einen Freund zu haben, der ebenso die Hoehen und Tiefen des Lebens hier kennt...

[...]

Ich schaue die Frau, die ich soeben aus ihrem Nachmittagsschlaf geweckt habe, aufmerksam an, deute auf die Moehren und frage "Jiga do shao tien?, Wieviel kostet das?". "Wu kuai yi gongshin, Fuenf Yuan pro Kilo" Ich suche mir ein paar Moehren aus und die Frau streckt mir schon eine Plastiktuete entgegen. "Buyong buyong", meine ich abweisend und krame meine eigene Tuete aus meiner Tasche hervor. (Jedes Mal, wenn ich das mache, werde ich nur unverstaendlich belaechelt. Aber irgendwie muss man ja etwas gegen diesen Plastikverpackungswahn unternehmen und so recycle ich wenigstens im kleinen Stil...) Ich schlendere weiter, vorbei an Staenden mit dicken Kohlkoepfen, erdigen Kartoffeln, Tomaten, Auberginen, Gurken...und einer Menge Gemuese, das ich teilweise nie zuvor gesehen habe und das ich nicht zu benennen weiss. Da gibt es zum Beispiel diese zucchinigrosse, giftgruene Frucht, mit der blasenfoermigen Schale; Berge von grasartigem Gruenzeug, bei dem ich keine Ahnung habe, wozu es verwendet wird oder absolut schraeg aussehende Pflanzen, die mich an gruene, krueppelige Haende erinnern...wer weiss. Einkaufen auf der Marktstrasse ist fuer mich jedes mal ein Fest, da ich mich hier mit verschiedenstem Obst, Gemuese, Nuessen oder dem leckeren, aber sehr fettigen Lauchbrot eindecken kann...Und vielleicht wage ich mich ja mit der Zeit an mehr und mehr auch an die seltsamen Gemuesesorten heran...

[...]


Mit diesen Alltagsanekdoten gruesse ich euch herzlichst aus dem sommerlich sonnigen, aber schon herbstlich kuehlen Kunming!
Ich hoffe, ich kann in den naechsten Tagen noch ein paar Bilder von hier anfuegen...

Alles Liebe und bis bald, 
Eure Emma.

Blick aus meinem Fenster

Night out in Kunming's most famous foreigner's bar "Moondog"

Mittwoch, 20. August 2014

To Build A Home

Liebe Freunde, Leser, In-Gedanken-Mitreisende und Unterstuetzer,

Musik aus der Zweiaufweltwegen-Musik-Bibliothek: Cinematic Orchestra - To Build A Home

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, legen wir momentan eine Reisepause ein, die sich einerseits als notwendig erwiesen hat, da wir ausgelaugt waren und uns die Besonderheit des Augenblicks immer weniger bewusst wurde. Um diesem Trend entgegenzuwirken und uns wieder an einen Ort zu gewoehnen, haben wir uns entschieden, in Kunming, im Sueden Chinas fuer einige Monate zu verweilen.
Ein positiver Nebeneffekt ist, dass wir uns hier etwas dazu verdienen koennen und - nach langer Zeit ohne zu Hause - hier eine Wohnung mit Leben fuellen koennen.


Wird jetzt erstmal ein selteneres Bild sein... Trampen in China.


Daher wird es in naechster Zeit hauptsaechlich Worte von der bequemen Couch und dem leckeren selbstgekochten Essen geben. Oder Schwaermereien ueber die frisch gemachten Nudeln vom muslimischen Restaurant um die Ecke. Man koennte auch den neo-romantischen Ausblick auf den "Green Lake" und die Stadt aus als wunderschoen beschreiben. Der Obst- und Gemuesemarkt ist zehn Minuten entfernt, vorbei an tanzenden und singenden Chinesen, die sich hier in den Abend- und Morgenstunden zuhauf versammeln.
Je eher man aufsteht, desto verrueckter scheint, was man sieht. "Leibesuebungen treiben", wie Mr. Zhou, mein Sprachleiter es nennen wuerde, ist ein riesiger Hype, besonders bei aelteren Menschen.

Aber es gibt noch viel mehr zu entdecken, zu erfahren, zu erkunden, zu erleben. Wir freuen uns auf die kommende Zeit, die aber sicher auch viel Veraenderung mit sich bringen wird.
Schliesslich ist es auch eine Phase, in der wir wieder lernen wollen, "ich" und "wir" zu unterscheiden.


Wir danken euch fuer all die Unterstuetzung, 
momentan bauen wir auch gerade den Blog wieder etwas um.
Bald soll es eine Karte mit unserer bisherigen Reiseroute geben, ein paar neue Bilder und natuerlich weitere Posts.

Wenn ihr auf "Wir" klickt und nach unten scrollt, findet ihr die neuesten Zeitungsartikel (falls ihr die nicht schon entdeckt habt)!
Im Juli erschien ein Artikel auf dem alternativen Reise-, Tauch-, Sport- und Naturportal Feel4Nature ein Artikel ueber die Reise von Gwen und Patrick aus Freiburg und im gleichen Atemzug unsere eigene auch.

Im August erschien in der Saechsischen Zeitung ein Reiseupdate und Christian von Feel4Nature hat uns zu unserer Reise mit fuenfzehn Fragen ausfuehrlich interviewt.

Damit es schneller geht, hier gehts direkt zum Teil 1 des Interviews:

Feel4Nature: 15 Fragen an Emma und Elmi
(Link fuer Teil 2 im Text)

Schon bald gibts wieder Neuigkeiten von uns mit einer Geschichte ueber ein verbotenes Land.
Also, schaut wieder vorbei!


Bis bald,
Euer Elmi und eure Emma!

Mittwoch, 6. August 2014

Der Fehlamplatz

(Es schrieb Anselm – Anmerkung fuer F.)

Aussicht auf Hongkong vom Peak

Ich lege meinen Kopf so sehr in den Nacken, dass ich fast das Gleichgewicht verliere. Gerade so kann ich die Spitze des Gebaeudes neben mir erkennen. Die Beleuchtung am Ritz-Carlton Hotel, an dem wir gerade vorbeilaufen, formt Figuren, Herzchen, Haeschen und Schriftzuege auf seine gigantische Glasfassade.

Der  Stadt-Staat (oder besser gesagt, der Stadt-Staat-„wannabe“) am Suedchinesischen Meer ist ein Paradies fuer die Reichen und Schoenen. Es gibt alles, dabei gilt jedoch: Hauptsache teuer. 

Als wir uns wenige Stunden zuvor an der Uferpromenade niederliessen, um uns den naechtlichen Lichtsmog beweisen zu lassen, sah unsere weitere Abendplanung recht simpel aus. Wir hatten gerade ein paar Bier gekauft, geoeffnet und ausgetrunken, unsere Maegen waren leer und somit war schon ein gelassenes Abendprogramm eingeleitet.
Wir wurden ueberrascht von einer Laser-Show, die unglaublich viele Menschen genau an die Stelle zog, die wir uns auserwaehlt hatten. Wir waren froh, dass wir schon etwas getrunken hatten und die ganze Sache mit Humor nehmen konnten und uns die Zeit damit vertrieben, Fotos von „Selfie“-Touristen zu machen. Ich habe es ja nicht geglaubt, aber es gibt tatsaechlich Menschen, die die meiste Zeit damit verbringen, dem eigentlichen Geschehen den Ruecken zuzukehren, da sie ein Selbstbildnis nach dem anderen schiessen. Solche Weltmeister. Ich luege nicht, wenn ich sage, bei manchen koennen es gerne um die hundert gewesen sein.

Da wir trotz ueber zwanzig Anfragen auf CouchSurfing keinen „Host“ gefunden hatten, und unser Freund Ben, bei dem wir zwei Naechte lang schliefen, am Morgen in Richtung Nordkorea abgereist war, hatten wir vor, die Nacht in einem Vierundzwanzigstundenrestaurant zu verbringen, und die Nacht mit Zeit im Internet zu ueberbruecken, Blog zu schreiben und Chinesisch zu lernen. Oder einfach am Ufer sitzen zu bleiben, ueber den touristischen Foto-Terrorismus den Kopf zu schuetteln und Leute zu beobachten. Viel zu besprechen haben wir eh immer.

Aber es kam anders. Ein junger Hongkong-Brite, namens Edward lud uns per SMS ein, die Nacht bei ihm zu verbringen. Er hatte den „CS Request“ erst spaet gelesen und war selbst noch bis elf Uhr abends an der Theke arbeiten. Wir wollten ihn spaeter vor seiner Bar treffen.

Ich stehe also da, schweissgebadet, den Kopf im Nacken und schaue dieses Gebaeude-Monstrum an. Ich frage mich, wie viele Menschen wohl gerade in diesem Haus sind, oder wie viele dort hinein passen, oder wie sie im 118. Stockwerk die Scheiben putzen. (Gut, eigentlich frage ich mich das erst jetzt…) – Auf jeden Fall wuerde mich interessieren, warum man so grosse Gebaeude bauen muss. Keine Ahnung.
Ich denke immer oefter an Massentierhaltung. Und ziehe Vergleiche. Wir lernen, dass in Hong Kong acht Millionen Menschen leben. Das klingt, gemessen daran, dass Kunming genauso viele Einwohner hat, nicht so viel, wo dort doch gelassenes und unaufgeregtes Flair vorherrscht. Aber in Hong Kong gibt es so unglaublich viele Hochhaeuser, dass hier mindestens zwanzig Millionen Menschen Platz haben muessten?!  Wie auch immer, Hong Kong ist fuer mich definitiv ein Ort, der unter anderem fuer Massenmenschenhaltung steht. Und noch ganz viele andere schreckliche Dinge.

Auf jeden Fall fuehlen wir uns beklemmt, als wir uns mit unseren Rucksaecken, stinkend vor die klimatisierten Edel-Bars oberhalb der Kowloon Station setzen, um auf Ed zu warten.

Aus Spass wage ich den Versuch, in das hoechste Gebaeude Hong Kongs, das „Ritz-Carlton“ reinzukommen und folge drei riesigen, vollbusigen Osteuropaerinnen, die vor ihrem mittfuenfziger Gigolo hineinspazieren. Ich, mit meinen Sandalen und meinem verschwitzten T-Shirt und meinen genaehten, gruenen Leinenhosen, werde von den Hotelangestellten freundlich begruesst und zum Fahrstuhl begleitet. Als wir alle in der gleichen Kabine stehen, hoffe ich, dass ich der einzige bin, der mich riecht. Bis wir im 103. Stockwerk sind, vergehen nur wenige Sekunden. Aber ich habe noch hoehere Ambitionen, jetzt wo ich schon mal hier bin… - Also folge ich zwei anderen, diesmal flachbusigen Grazien, die russisch sprechen und ihrem bauchigen, asiatischen Begleiter in den naechsten Fahrstuhl, zum hoechsten, dem 118. Stockwerk, in die sogenannte „O-Zone“. Dort ist dann aber Schluss fuer mich, denn nach 21 Uhr gibt es einen Dresscode fuer Herren. So ein Sexismus …

Im 102. kann ich den Kellner ueberzeugen, mal kurz auf einem Sofa am Fenster Platz nehmen zu duerfen, ohne einen Drink bestellen zu muessen. In mir herrscht ein Gefuehlsmix von Aufregung, Abscheu und Unfassbarkeit. Eigentlich hatte ich bezweifelt, je einen solchen Ausblick erhaschen zu koennen. Unter mir ist ein Lichtmeer, bunte Werbung und alles sieht unglaublich klein aus, obwohl mir von unten alles riesig vorkam.


Es kommt aber noch besser. Ed nimmt uns mit zu sich nach Hause in eine Villa an der Repulse Bay. Eine der teuersten Gegenden Hong Kongs. Spaetestens jetzt weiss ich nicht mehr, ob mir schlecht werden, oder ich froh darueber sein soll, hier sein zu koennen.

Es ist seltsam. Wieder mal wendete sich das Blatt. Statt gar nicht zu schlafen, naechtigen wir in einer Edelbude eines englisch-hongkonger Ehepaars unweit des Strandes, mit flauschigen Kissen, und werden zum Fruehstueck von ihrer philippinischen Hausangestellten mit Fruehstueckseiern bedient. Es ist paradox: Wir koennen uns in der Innenstadt nicht mal guten Gewissens einen Kaffee kaufen, um das Internet zu benutzen, weil es so teuer ist. Und dann finden wir uns am naechsten Morgen sonnenbadend am Strand in der Repulse Bay wieder. Unnormal.


Mit diesem Gefuehl wandern wir an den Porsches, Masaratis und Ferraris vorbei, beobachten Rolls Royces und Jaguars, wie sie durch die City schleichen, fuehlen uns wie in einer Blase, rundherum schreit alles nach Reichtum, nach Konsum, nach Gucci, Prada, Luis Vuitton und Rolex. Hellblau ist die angesagteste Farbe bei den Hemden der Businessmen. Alles hastet durch die Strassen „Centrals“, dem Dollar-Herz Hongkongs, die Smartphones in der Hand. Geschaeftige Englisch-Slang-Fetzen dringen von ueberall in unsere Ohren. Mehr denn je fuehle ich mich fehl am Platz.

Automatisch fuehle ich mich einer unteren Klasse zugehoerig, bin eingeengt vom Reichtum anderer, von riesiger Werbung von Luxus-Marken-Geschaeften und bin ploetzlich selbst als Tourist „underdressed“. Wer nach Hong Kong kommt, braucht Pinkepinke. Wahrscheinlich gibt es daher wenige Reisende wie uns in dieser Stadt. Mein Kopf kommt nur noch mehr ins Rattern …

Sind diese Menschen hier gluecklicher als ich? Macht Geld sie wirklich froehlich? Muss es ein superduperklasse Menu zum Abendessen sein? Schmeckt es im Sterne-Restaurant wirklich besser als im traditionellen Lokal? Oder haben die Leute einfach so viel Geld, dass sie es ausgeben muessen, um nicht darin zu ersticken? Ist wirklich alles Statussymbol, Prestige und Aushaengeschild, oder koennen reiche Menschen einfach nicht mehr unterscheiden, was teuer und was guenstig ist? Vielleicht denkt man ueberhaupt nicht mehr ueber das Geld nach, wenn man sich alles leisten kann. Schon das allein ist eine schreckliche Vorstellung. Nicht, dass ich gerne ueber Geld nachdenke, aber ich frage mich immerhin nach dem tatsaechlichen Wert, wenn ich etwas kaufe und – ob es noetig ist.  Aber muss es soweit kommen, dass man fuer ein Hotelzimmer achttausend Hongkong-Dollar bezahlt, umgerechnet ungefaehr siebenhundertdreissig Euro? Koennte man da nicht ein bisschen sinnvoller sein Geld verschwenden?  Oder, um das auch mal zu sagen (Und ab hier moechte ich die direkte Anrede waehlen!):
Koennt ihr nicht einfach mir die Kohle geben, wenn ihr so viel Schmott habt?

Der naechste Gedanke ist natuerlich: Woher habt ihr die Kohle und seid ihr diejenigen, die ich geringschaetze, weil ihr den Globalen Sueden ausbeutet? Seid ihr diejenigen, die denken, dass Reichtum und Scheffelei wichtiger ist, als die Natur zu schuetzen und den Planeten zu bewahren?


Viel Wut, viel Verzweiflung, Abscheu, aber auch ein gezwungenes Neid-Gefuehl steigen in mir auf. Gemischt ist alles mit der Selbstverachtung, wenn ich daran denke, heute Abend wieder in die Villa an der Repulse Bay zurueckzukehren.


Das, was mir Sorgen macht ist der Neid. Denn ist es nicht genau das, was dieses System erreichen moechte, dieses „Schau mal, all das kann ich mir leisten“? Aber es ist so erfolgreich, dass ich mir mit meiner kleinen Budget-Weltreise vorkomme wie der letzte Idiot, weil ich nicht mit MacBook Air im Starbucks sitze, mit Edel-Anzug und Designer-Brille, weil ich kein Smartphone an meine Hand getackert habe, weil mein Geldbeutel so leer ist, wie mancherlei Augen.

Ich denke, es gibt da zwei Wege der Herangehensweise: Entweder man meidet solche Orte und Menschen oder man wird Teil von ihnen, um den Schmerz zu verdraengen. Aber so bald man sich mit all dem kritisch auseinandersetzt, kann man nur verlieren. Es tut mir Leid um alle unerschuetterlichen Protestler, aber gegen dieses System ist man spaetestens, wenn man mittendrin steht, machtlos, es sei denn, man hat einen grandiosen Einfall. Aber diese Stadt hat, zumindest mir, all meine Kreativitaet ausgesogen. In etwa so, wie der Hongkonger Geschaeftsmann seinen Pappbechereiskaffee mit seinem bunten Plastikstrohhalm aussaugt.
Die Frage, die mich beschaeftigt ist, warum kann ich es diesen Menschen nicht vollen Herzens goennen? Natuerlich, ich bin in einer voellig anderen Situation, mein Ziel ist es, so wenig wie moeglich auszugeben um moeglichst lange reisen zu koennen. Ich arbeite vielleicht weniger, oder wenigstens seltener, aber weiss auch, was ich mir dafuer leisten kann – und was nicht. Aber, natuerlich haette ich zum Beispiel auch gerne eine bessere Kamera. Die kann ich mir aber nicht leisten. Kommt daher mein Neid? Oder sind es die Dinge, die ich eigentlich nicht brauche, von denen ich aber so vielzaehlig umgeben bin, dass ich glaube, dass ich sie braeuchte? In Momenten, in denen es mir so geht, bin ich neidisch auf diejenigen, denen der Eintritt auf den Peak-Tower nicht zu teuer ist, die sich ein Pain-Au-Chocolate kaufen, ein Bier in der O-Zone goennen oder ein Taxi nehmen, statt eine Stunde auf den Bus zu warten.


Eigentlich bin ich ganz gluecklich mit meinem Leben, aber irgendwie bin ich ernuechtert davon, was wahre Lebensqualitaet hier bedeutet, wie sehr es, meiner Meinung nach der Schein ist, der den Menschen hier Freu(n)de und Ansehen verschafft. Ich frage mich, wie viele Menschen noch in sich hinenschauen koennen und ehrlich zu sich sind. Ich frage mich, wie viele sich in dieser – fuer mich schrecklichen Stadt – einen Traum erfuellen.


Ich jedenfalls bin froh, dass ich morgen wieder meine sieben Sachen packen kann und, obwohl in China, wieder ein normales Leben fuehren kann. Ich freue mich darauf, wieder mal ein eigenes Bett zu haben, einen Haustuerschluessel und Freunde. Das ist mir hier noch viel bewusster geworden. Mit „Tourist sein“ ist jetzt erstmal Schluss. Wenigstens fuer ein paar Monate. Und diese Pause wird gut sein. Ich hoffe, dass ich viel verarbeiten kann in dieser Zeit, es gibt viel was ich nachholen moechte und einiges, was ich beginnen will. Auch hoffe ich auf mehr Aktivitaet meinerseits. – Alles wartet in Kunming auf mich.


Heute sind wir noch eingesperrt in diesem Zirkus, gefangen wie Paradeelefanten. Wie es der Zufall will, sitzen wir ausgerechnet in einem christlichen Cafe, aus den Lautsprechern toenen seit Stunden nervige Hillsong-Tunes, am rechten Nebentisch entwerfen Architekten neue Verbrechen an ihren grossen Bildschirmen, am linken Nebentisch fuehren Businessfrauen Businessgespraeche.

Ich habe mich, aufgrund meiner Minderwertigkeitskomplexe, heute gleich ganz „sachi“ (frage bitte deinen hebraeisch-sprechenden Freund, was das bedeutet!) angezogen. Naja, so gut es geht, jedenfalls.

In diesem Sinne – Salam Aleikum, Shalom und Gott zum Gruss! Namaste. Szerdecznie witamy im Irrenhaus! Ni hao to the plastic world!

Euer Barti Crouch.

(Bilder folgen)


Montag, 21. Juli 2014

Gaeste auf dem Dach der Welt

Es ist an der Zeit, ein Land zu wuerdigen, was uns ein guter Freund geworden ist und welches, in meinen Augen, ein Synonym fuer Gelassenheit und Naturverbundenheit darstellt, zumindest wenn man sich alles etwas genauer anschaut.
NEPAL.
Ich moechte dort ansetzen, wo wir das letzte Mal aufgehoert haben - bei der Auswanderung aus Indien. Das Gefuehl, was in mir vorherrschte war hauptsaechlich (An-)Spannung, da mir Indien langsam zu viel wurde und ich in jedweder Extrem-Situation die Nerven verlor, aber es schlummerte mir natuerlich auch Vorfreude. Ich wollte zurueck nach Nepal, einen Vor-Indien-Nach-Indien-Vergleich anstellen und generell, etwas zur Ruhe kommen. Und wir beide waren uns dessen bewusst, dass Nepal mehr Raum fuer uns hat und mehr Verstaendnis fuer diese Art von Menschenflucht, derer wir uns immer mehr annaeherten. 
Alles wendete sich zum Positiven und wir erlebten wunderbare Tage in der Natur.

Das Beduerfnis, die Welt "atmen" zu hoeren, sich im Zelt aneinander zu kuscheln, Sternenhimmel zu beobachten und auf unserem Holzkocher ein Feuer zu machen und Nudeln zu kochen wurde immer staerker in den letzten Wochen in Indien. Auch war uns nicht danach, Busse zu nehmen. Also war relativ klar was passieren wuerde: Wir wuerden trampen.

Schnell wurde uns klar, dass es die beste Entscheidung war und waren erstaunt, wie herzlich uns die Nepalis, selbstverstaendlich abwinkend auf unsere "Can we go with you for free, is that okay?"- Fragen in ihre Wagen einluden. Wir wurden nahe der indischen Grenze im sogennanten "Far West" Nepals, in der Naehe von Mahendranagar, in zwei SOS-Kinderdorf Day Care Centres eingeladen, eine Art Vorschule mit jeweils ca. sechzig Kindern. Die Kleinen uebten gerade Lesen. Der Reihe nach wurden von einem Kind laut die Worte von einer kleinen Tafel abgelesen, die andere bruellten sie noch lauter zurueck - eine interessante Lernmethode.
Wir assen Unmengen von Samosas (wer nicht weiss, was ein Samosa ist, moege sich ein Rezept im Internet suchen und es ausprobieren...!) und standen bei ueber vierzig Grad in der prallen Sonne und verbrannten unsere Nacken. LKW's wurden unser Fortbewegungsmittel Nummer eins. Im Cockpit sassen neben dem Fahrer noch ein "Klopfer", der noch bevor der Fahrer etwas sehen kann, mit der Hand an die Tuer schlaegt, wenn der Gegenverkehr das Ueberholen zulaesst. Desweiteren gibt es oft noch einen dritten Mitfahrer, der sich um die Dokumente bei den Polizei-Kontrollen, die es aller zig Kilometer ueberall im Land gibt, kuemmert. Platz ist genug, also passen zwei Tramper + zwei Rucksaecke easy noch mit rein!

So sieht das dann aus: Blick aus dem LKW
In vier Tagen fuhren wir tausend Kilometer durch wundervolle Nationalparks, ueberquerten reissende Fluesse und schlaegelten uns Paesse hinauf. Die Luft war unglaublich schwuel und die Naechte im Zelt waren eine schwitzige Angelegenheit. Die Hoehensonne tagsueber gab uns den Rest. Jedes Stueck Schatten war (wenigstens mental) eine dankbare Abkuehlung.

Von interessierten Kinderaugen beobachtet: Trampen in West-Nepal
Trampen in Nepal ist super einfach
Als wir Kathmandu erreichten, fuehlte es sich fast so an, als wuerden wir nach Hause kommen. Die Strasse, die Kathmandu mit dem Westen des Landes verbindet, fuhren wir nach zwei Nepal-Besuchen am Ende insgesamt sechs Mal. Und so war es schoen, uns in "unserem" Hostel in Thamel, dem Touristen-Viertel Kathmandus, einzurichten. Die To-Do-Liste war lang, ganz oben stand jedoch die Tibet Permission, denn all unsere Informationen ueber Tibet-Reisen bestanden aus Tipps von Freunden oder anderen Reisenden, die wichtigen Details und Infos bekamen wir dann in Nepals Hauptstadt.

Nachdem wir hin und her ueberlegt und Preise verglichen hatten, fuehlten wir, dass der einzige Weg fuer uns nach Tibet fuehren wuerde, obwohl wir dafuer tief in die Tasche greifen mussten. Die einzige Moeglichkeit in dieses Gebiet zu reisen, ist mit einer organisierten Tour inclusive Guide. Alles wird vorher gebucht und bezahlt, Hotels, Transport und Sehenswuerdigkeiten. Da wir keine Normalo-Touris mit Pauschal-Funktionsuniform sind, lehnen wir ja eigentlich solche Reisen schon aus Prinzip und von hunderten Kilometer Entfernung ab, in diesem Fall schien es der einzige Weg zu sein, wenn wir etwas von dieser vergessenen Kultur erfahren wollten. Mehrere saure Aepfel wollten da verspeist werden...

Wo man hinschaut, es gibt immer etwas Tolles zu sehen!
Man koennte den ganzen Tag lang Leuten auf der Strasse zuschauen, wie hier in Kathmandu...
...Warten auf Kundschaft im Laden gegenueber der Marktfrau.
Von uns ernannte Hipster-Nepalis in Pokhara.
Nachdem wir in Kathmandu fuer Tibet alles in die Wege geleitet hatten, trampten wir nach Pokhara, besorgten uns Trekking Permits (notwendige Wander-Erlaubnis+Nationalparkgebuehr) und dann ging es in die Berge. Endlich raus. Wir wanderten eine kleine Tour, die uns bis nach Ghorepani fuehrte, ein kleines Dorf in den Bergen, deren Bewohner alles was sie zum leben brauchen mit Pferden und Maultieren den Berg hinauftransportieren. Sie leben in einfachen Verhaeltnissen, meist mit ein paar Tieren, einem Gemuesegaertchen und einem Brunnen vor dem Haus. Durch die steigenden Touristenzahlen kommt auch immer mehr Geld den Berg hinauf.
Viele kleine Pfade, schlammige und steinige und viele Treppenstufen fuehren nach Ghorepani, das von wunderschoenenen Taelern und Bergen umgeben ist.
Besonders beliebt ist dieser Ort als Ausflugsziel wegen dem Gipfel der nur wenig oberhalb liegt: Poon Hill. Von dort aus hat man bei klarer Sicht einen unvergesslichen Blick auf die Himalayas. Ein Mann aus dem Ort erzaehlte uns, dass die letzten zwei Wochen frueh bewoelkt waren.
Wir hatten Glueck! Sonnenaufgang auf dem Poon Hill mit Blick auf den Dhaulagiri (8167m)
Die Ruhe, die uns oft umgab, das Wandern durch das zwitschernde Gruen, die klare Luft und die Zweisamkeit brachte uns nicht nur einander naeher, sondern gab uns auch wieder ein Gefuehl von Naturverbundenheit und wir fuehlten uns wilder (ein Lehnwort von Gwen und Patrick). In gewisser Weise ist hier die Welt noch in Ordnung, die Zeit verfliegt nicht so schnell wie in der Stadt, der Tag beginnt mit dem Sonnenaufgang und endet kurz nach Sonnenuntergang, die Menschen leben mit der Natur. Das fand ich sehr faszinierend, obwohl wir das im letzten Jahr oftmals erleben durften. In Nepal konnte man aber die Natur in den Menschen spueren. Wenn man in runzlige Gesichter schaute, in wache Augen, dann erzaehlten all diese Bilder eine Geschichte, die immer auch mit Wind und Wetter zu tun hat. Die Haende werden von der Farbe der Erde nie wirklich sauber und sprechen Baende ueber die Verbindung, die Menschen und Natur hier haben, ja eine regelrechte Liebesgeschichte.
Wir fuehlten uns von dieser warmherzigen Mentalitaet schnell sehr angesteckt, fuehlten uns ueberall willkommen und bekamen oft das Gefuehl vermittelt, gern gesehene Gaeste auf dem Dach der Welt zu sein.
Unsere Augen werden geschaerft und unser Blick
faellt immer oefter auf die wesentlichen Dinge
Ich vermute, die Bergluft sorgt nicht nur fuer voll ausgefuellte Lungen sondern auch fuer einen klaren Kopf, denn so gelassen und so ruhig wie hier, fuehlte ich mich lange nicht mehr und sogar meine zuletzt eingeschlafene Kreativitaet kehrt zurueck.
Es kann ja sein, dass ich mir all das nur einrede, aber bei den meisten Menschen, die einige Zeit in Nepal verbringen, kann ich eine aehnlich ausgeglichene Art feststellen. Ich wuensche jedem Menschen, dass er diese Erfahrung selbst macht, eine Weile aus dem Strom der Zeit ausbricht um in Nepal eine Pause zu geniessen.

Endlich raus und mitten rein

Panorama-Blick zum Fruehstueck in Tadapani
Mit jedem Tag rueckte unsere Tibet-Reise naeher und wir wurden immer aufgeregter. Die Vorstellung, den Himalaya zu ueberqueren und bis nach Lhasa zu reisen, gribbelte uns im Bauch und wir waren in den letzten Tagen unheimlich aufgeregt.
Ich schrieb in mein Tagebuch: "Selten war ich vor der Einreise in ein Land so voller Aufregung. Vielleicht vor dem Iran. Oder auch in China. Aber diesen Traum wahr zu machen, uebersteigt meine Vorstellungskraft!"
Irgendwie war es nicht nur die Besonderheit Tibets, von der ich mich gerufen fuehlte, es war auch der Reiz, die Strecke, die wir im Februar fliegen mussten, ueber Land ein zweites Mal zu erleben - auf eine ganz andere Art!

In Gedanken schon in Tibet, in Wirklichkeit sahen wir in Nayapul diese Jungs
gebannt auf einem Smartphone Filme schauen.

Arbeiter auf den Reisfeldern, Westliches Nepal
Wir haben uns letztendlich schwer mit dem Abschied von Nepal getan, da uns alles so gut gefiel (bis auf die nervigen Haschisch-Verkaeufer in Thamel), dass wir nachdem wir die Grenze ueberquerten, traurig auf unsere Ausreisestempel schauten und uns sagten, dass wir bald wiederkommen wuerden.

Allgemein habe ich festgestellt, dass ich kein Mensch fuer ein Land wie Indien bin, wo mehr als eine Milliarde Inder tagtaeglich die Strassen, Doerfer und Staedte fluten. Ich bin da eher gemacht fuer die nepalische "Light"-Variante der Strassenkultur. Zwar sind auch hier ueberall Menschen, es ist laut, dreckig und es ist anstrengend. Aber es geht geordneter zu, es gibt mehr Gruen und ingesamt ist alles unaufgeregter. 

Gelebter Hinduismus...

...neben zelebriertem tibetischen Buddhismus in Kathmandu.
Nepal ist ein Land des Einklangs.
Und so verliessen wir Kathmandu mit prall gefuellten Rucksaecken in Richtung Nordosten.
Mit Tibet begann, wenn auch nicht aus unserer Sicht, ein neues Kapitel in China.
Es ist hier verboten, ueber jegliche geschichtliche Geschehnisse der letzten 60 Jahre in Tibet zu sprechen, weswegen wir auch vorerst keinen Blog-Artikel zu Tibet veroeffentlichen werden. Fuer eine Alternative haben wir aber schon eine Idee.
Wer dennoch Fragen hat, kann uns gerne eine Email schreiben. Uns liegt dieses Thema sehr am Herzen!

Wir sind dankbar ueber die Begegnungen in Nepal und moechten die allgegenwaertige Nachricht, "Never Ending Peace And Love", an euch weitergeben.

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Wir sind mittlerweile in Kunming, im Sueden Chinas angekommen und befinden uns zur Zeit auf Wohnungssuche und hoffen, auch bald Arbeit gefunden zu haben. Sobald wir eine Adresse haben, geben wir gerne Bescheid an alle die es interessiert. Wir planen, hier zwei bis drei Monate zu leben, wieder ein bisschen Routine zu spueren und uns ein bisschen Zeit fuer uns alleine nehmen wollen. Und zu arbeiten.

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Eine grosse Umarmung und Liebe Gruesse aus dem verregneten Yunnan.
Eure zweiaufwohnungssuche, euer Elmi.