Fakten

Wir sind 849 Tage um die Welt gereist (11. Juni 2013 bis 07. Oktober 2015). Unsere letzte Station war Bangkok, Thailand.
Wir reisten 71844 Kilometer durch 26 Länder. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und planen unsere naechste Reise.

Mittwoch, 31. Juli 2013

Der Ruf des Meeres

Bulgarien ist so wunderschoen. Und Emma auch. So viel vorneweg.
Gute Musik im Ohr auch. Deshalb hier fuer euch ein schoenes Lied als Hintergrundmusik: 
Besonders gefallen mir diese Liedzeilen: "So hold your body, hold your body strong in these winds of life
May I find you, may we sit together when we're gray and old, on cloud nine"

Ich will euch heute nur ein paar Eindruecke von unterwegs in Bilderform geben. 
Vielen Dank fuer eure lieben Emails, eure Adressen (fuer Postkarten), eure Spenden, eure Gebete, Worte, Fotos und dafuer, dass unser Blog schon fast 10.000 Mal angeschaut wurden! Krass! Danke dafuer! Teilt ihn weiter und verbreitet die Reiselust!

Uns gehts ganz gut momentan, wir sind gerade in der waermsten Stadt Bulgariens, in Plovdiv und geniessen den Sonnenschein. Gestern hat es endlich mal wieder geregnet, muss man fast sagen und es gibt kaltes Bier im Kuelschrank!
Was ist seit dem WAHA passiert? 
Wir hatten einen ziemlichen Durchhaenger, aber wie weise Menschen zu sagen pflegen, kommt nach jedem Tief wieder ein Hoch, nach jedem Tal wieder ein Gipfel. Und wir stapfen schon wieder sachte bergauf, kann man sagen.
Wir wachsen mit jeder Herausforderung und es ist einerseits schoen, immer miteinander Zeit zu verbringen. Aber es kann eben auch anstrengend sein. Ich glaube, jeder, der schon mal zwei Monate lang, rund um die Uhr, 24/7, mit seiner Freundin/seinem Freund verbracht hat, wird mir zustimmen. 
Die guten Momente ueberwiegen zum Glueck. Wenn wir uns anschauen und grinsen muessen, wenn der Flow stimmt und die Sonne lacht. Das beste Beispiel dafuer ist der Strand von Irakli. Mehr davon gleich.

Aber es gibt Tage, da wuenscht man sich ein bisschen Freiheit. Da sind Hostels ganz gut. Da kann sich jeder in seine Ecke zurueck ziehen, mit anderen Menschen reden und man schlaeft eben nicht Schulter an Schulter im Compact 2 Zelt.
Darueber muss man ja auch mal sprechen. Nicht alles ist immer einfach, wie gesagt! :)

Es ist schoen, unterwegs zu sein, die Natur zu erleben, zu wissen was Hitze ist, zu erleben, wie die Sonne auf- und untergeht und mit den Mondphasen zu reisen. Eineinhalb Monde sind wir jetzt schon unterwegs. Manchmal denke ich "verrueckt", manchmal kommt es mir sehr kurz vor.

Nun zur Reise an sich:
Wir sind nach dem Festival schnurstrax nach Sueden gereist und kamen bei Giurgiu ueber die Grenze nach Ruse, in Bulgarien.

Elmi ist in der Morgenhitze schon wieder fertig. Lotti lacht! - Bucuresti Suburbs

Die Schilderschreiberin Emma schreibt "BG" fuer Bulgarien aufs Schild.

Auf diesem Schild steht auf der anderen Seite "Schoen Willkommen in Bulgarien" :)


Von dort Ruse aus sind wir Richtung Varna gefahren, um doch nochmal das Schwarze Meer in Bulgarien zu sehen. Wir haben kurze Zeit ueberlegt, ob wir nicht nach Plovdiv, Sofia und dann direkt weiter nach Griechenland fahren sollten. Aber das Meer rief nach uns und angesichts des laufenden Schweisses und der anhaltenden Hitze war es sicherlich die richtige Entscheidung.
Bulgarien erschien uns von vorn herein sehr relaxt, sehr layed-back, sehr gemuetlich und umgaenglich. Das tat gut, nachdem wir beim WAHA Festival so ein bisschen in die "Alle-Menschen-Werden-Brueder"-Stimmung (frei nach F.Schiller) erlebt hatten.
Viele sprechen Englisch, manche sogar Deutsch. Das war sehr beachtlich wieder mal, da wir auch hier mit keinerlei Sprachkenntnissen punkten koennen. Bulgarien benutzt kyrillische Schriftzeichen, die ja sogar ich mittlerweile lesen kann. Das macht richtig Spass.
Varna selbst haben wir gar nicht angeschaut. Wir waren mit einem Poker-Spieler unterwegs, der um 2000 Euro zockte, zusammen mit 199 anderen Teilnehmern. Wer weiss, ob er gewonnen hat?
Beim Rauslaufen aus der Stadt, entdeckten wir ein paar schoene Graffitis:


 Die flachen Berge (was bedeutet, dass sie sehr alt sind), zwischen Ruse und Varna


Da hat jemand mal seine Emotion an der Wand festgehalten - Varna, Bulgaria


 Das ist Bulgarien - Varna, Bulgaria

Der "froehling" erwartete uns bereits in Irakli, Bulgaria

Von Varna aus gings weiter suedlich nach Irakli, einem wunderschoen vertraeumten Strand, an dem viele Leute wild campten. Manche von ihnen, wie wir erfuhren sogar fuer den gesamten Sommer, sprich fuenf Monate.

Wir kamen an, setzten uns zu erst in die Strand-Lounge, tranken ein Bier, rauchten eine Zigarette und genossen den Ausblick auf den wunderbaren Strand, der von Wald und Huegeln begrenzt war. Wir trafen an Ort und Stelle zwei Berliner Geschwister, die bevor sie wieder in unterschiedliche Richtungen der Welt ziehen wuerden, nach Nordamerika und Weissrussland, noch einmal eine Tramptour durch das Heimatland ihres Grossvaters machten. Wir kochten zusammen Tee, unterhielten uns ueber Couchsurfing, Vegetarismus, Veganismus, Fair Trade, Foodsharing, Containern, Forward The Revolution, Ohne-Geld-Leben, Trampen, unsere Wurzeln und es war ein richtig angenehmes Miteinander.
Die beiden reisten nach einem Tag wieder ab, uns gefiel es aber sehr gut und es war schoen, mal laenger an einer Stelle zu bleiben, rundum versorgt zu sein und auch noch Meer vor der "Haustuer" zu haben. Was fuer ein Luxus! In einem kleinen Laedchen, 20 Minuten entfernt, konnten wir Brot, Wasser und Obst kaufen, das erste und das letzte was wir am Tag taten, war ins Wasser springen. Das war sehr erfrischend und ein bisschen wie eine Wellness-Woche.

Hier ein paar Eindruecke vom schoensten Strand Europas, wie ich finde, weil er versteckt und doch gross genug ist:

Ein Elmi-Schnappschuss 

Ein Emma-Schnappschuss 

 Elmis Stone-Circle in der Entstehungsphase

 Elmis Steinturm

 Mini-Regenbogen als Zeichen der Hoffnung

 Kochen am Strand! Kein Problem mit HUFIX - dem alternativen Holzkocher. Bestellbar auf www.hufix.de

 Die Schoenste

The most beautiful one

Wir genossen die Zeit in Irakli, entschieden uns Tag fuer Tag, noch zu bleiben und reisten letztendlich nach fuenf Tagen weiter Richtung Plovdiv, mit einem kleinen Abstecher nach Nessebar, einem Ort, den wir unbedingt gesehen haben muessen, laut einer deutschsprechenden Beifahrerin.
Also fuhren wir in die alte Stadt, machten ein paar Fotos, ich kaufte mir ein Stativ fuer die Kamera, weil es mich aergerte, keine Mondfotos ohne grosse Umstaende machen zu koennen und verliessen die Stadt wieder. Die kurze Kauflaune riss nicht ab, als wir nach Plovdiv kamen. Dort kam eine neue Sonnenbrille hinzu. (Haha...was fuer Neuigkeiten)
Diese Stadt im Landesinneren ist einerseits fuer mich interessant, weil meine Mama hier vor Jahren einmal war und andererseits, weil es hier noch alte roemische Bauten zu sehen gibt. Und es ist die zweitgroesste Stadt des Landes. Sofia sei keine Reise wert, hoerten wir an vielen Stellen. Deshalb werden wir wohl dank einiger Tipps unserer Leser/innen weiter Richtung Melnik fahren und dann nach Griechenland einreisen. Was es dort zu sehen gibt, wissen wir noch nicht.
Die beste Methode bisher war immer: Trampen, nachfragen, hinfahren. Dadurch fanden wir die besten Orte. Falls jemand Tipps fuer uns in Griechenland hat, immer her damit!

Schoenes altes Haus in Nessebar, Bulgaria 

Seltenes Bild: Trabbi vor dem Schwarzen Meer 

 "The Dude" oder auch "Der Wascht".

Lustig fuer alle, die kyrillische Schriftzeichen lesen koennen.

So viel heute. Noch ein Lied fuer euch, was neulich in einem Auto lief: Passenger - Let Her Go (Zu Deutsch: Lass Sie Gehen) - Es passt irgendwie.

So. Der Wind weht zum Fenster hinein, der Magen knurrt, wir muessen in ein anderes Zimmer umziehen und meine Augen sind schon viereckig.

Bis Bald,
Euer Anselm. (Benni meinte, der Name wuerde zu mir passen mit den Worten: "Du kannst den Namen bringen!")

Montag, 22. Juli 2013

Die Vorher-Nachher-Tage

Wummern in den Ohren und idyllische Natur begleiteten uns auf dem WAHA Festival, nahe Brasov in Rumaenien fuer vier Tagen. Es war einerseits ein tolles Festival, andererseits aber auch der Beginn einer neuen Reisephase.
Wir verliessen Sibiu in Richtung Cluj und schauten uns noch am gleichen Tag die Studentenstadt an. Sie hatte auch ein sehr angenehmes Flair, vielleicht nicht so gemuetlich wie Sibiu, da es keine aehnlich ruhigen Ecken gibt, aber wir haben ja letztendlich auch nur den Touri-Kram angeschaut... - wie das eben so ist in Grossstaedten!
Unsere Rucksaecke hatten wir im Transsylvania Hostel untergestellt, uns aber dagegen entschieden, in einem Hostel zu uebernachten. Wir wollten am Abend wieder aus der Stadt raustrampen um wild zu campen. Denn Osteuropa hat was Essen und Uebernachtung anbelangt wirklich westeuropaeische Preise.
Man hoert und sieht immer wieder, dass die Preise derart surreal sind, gemessen am Lohn der Bevoelkerung.
Nichts desto trotz: Das Hostel machte einen sehr guten Eindruck und wie der Zufall es wollte, lernten wir dort entfernte Verwandtschaft von einer Herrnhuter Familie kennen. Das war sehr amuesant.
Da in Rumaenien Trampen ein gaengiges Mittel der Fortbewegung ist, erlebten wir in Cluj eine ziemliche Ueberraschung. "Unsere" Trampstelle war ueberlaufen von "Konkurrenten": Studenten, aeltere Maenner und Frauen, vermeintliche Geschaeftsleute und - Wir.
So war es sehr schwierig, eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen, besonders weil wir riesiges Gepaeck hatten und manch anderer sicherlich fuer die Mitfahrt bezahlt. Dies ist uns kein einziges Mal bisher passiert. Trotz mehrmaligen Nachfragens!
Wir mussten also sehr weit aus dem Ort hinauslaufen aber fanden letztendlich einen Fahrer, der uns nahe Turda rausliess, wo wir uns auf einem Huegel, sichtgeschuetzt und idyllisch ruhig niederliessen. Am Morgen wachten wir mit wunderbarer Aussicht bei schoenstem Sonnenschein auf und fuhren weiter nach Sighisoara, wo wir wieder in ein Hostel eincheckten, um Waesche zu waschen. Das Hostel war im Gegensatz zu der Kleinstadt (uebrigens Draculas, ergo Vlad Tepes' Geburtsort) eine Ernuechterung. Keine Kueche, keine Waschmaschine - Das bedeutete keine frische Waesche. Und ein Festival stand vor der Tuer.
Aber wir trafen wieder lustige Leute in Sighisoara, schauten uns die wunderschoenen alten Bauten an, denn Sighisoara liegt rund um einen Berg, auf die eine mittelalterliche Burg gebaut ist. Es sieht alles sehr gemuetlich aus etwas verschlafen. Aber solche Orte sind meistens schoener als ueberlaufene Grossstaedte.
Von dort aus fuhren wir ueber kleine Nebenstrassen in ein kleines verlorenes Doerfchen namens Batanii Mari, in dessen Naehe das Festival stattfand.
Wir mussten darum kaempfen, aufs Festivalgelaende zu duerfen, weil wir nicht mehr genug Geld hatten, um den vollen Preis zu bezahlen. Aber unsere Beharrlichkeit zahlte sich aus und wir kamen mit unserem noch vorhandenen Bargeld hinein.
Dort trafen wir die Berliner Jungs wieder und schlugen unser Camp neben ihrem Bus auf.
Das Festivalgelaende war zwischen zwei kleinen Doerfern im Nirgendwo. Man musste einem Feldweg ca. zwei Kilometer bergauf folgen (besonders geil zu Fuss mit Backpacks kann ich sagen...!). Inmitten von Waeldern und Wiesen, benachbart von einem Bauer mit seinen Kuehen, waren drei verschiedene Buehnen mit Psytrance, Alternative und Chillout-Musik aufgebaut. Die Organisatoren hatten sehr viel Liebe in Details gesteckt und auch unsere vor Aktionismus spruehenden Berliner Jungs, die drei Tage eher angereist waren, durften einen Dreamcatcher gestalten. Das Festival ist ein eher unbekanntes, deshalb war das Gelaende nie wirkllich ueberlaufen. Es war genuegend Platz fuer jeden da, auch im Wald gab es noch eine Healing-Zone.
Die Jungs hatten den einzigen Camper auf dem Gelaende und es war ein ziemliches Ereignis, diesen Wagen nach oben und unten zu bekommen...
Die Beats schlugen ab Donnerstag 21 Uhr voll ein und hoerten bis Sonntag Nacht nicht auf.
In der Zwischenzeit wandelten wir im zeitlosen Gewirr von Toenen und Beats umher, erlebten die Zeit auf unterschiedlichste Weise und verliessen am Montag Nachmittag veraendert und um viele Erfahrungen reicher den Campus, beide ohne Vorstellung, wie unsere Reise weitergehen soll. Ich habe nach diesem Wochenende keine Kraft mehr, bin aufgrund der letzten Ereignisse und Begegnungen ziemlich gezeichnet und brauche erstmal wieder ein bisschen Luft.
Dennoch sind wir beide gesund und demnaechst zusammen unterwegs durch Bulgarien auf dem Weg nach Griechenland. Da es gerade nachts zunehmend kaelter zu werden scheint, wollen wir so schnell wie moeglich in den warmen Sueden.
Heute war definitiv erstmal eine warme Dusche dran und ein grosses Bett ist heute auch faellig. :)

Ich denke sehr an euch, denke sowieso momentan viel nach, und umarme euch alle ganz sehr. Macht euch keine Sorgen, Rumaenien ist ein tolles Land mit tollen Menschen!

Vor uns liegen interessante Zeiten. Wir wollen diese nutzen, um uns jeder individuell weiterzuentwickeln, um Menschen, Laender und Kulturen naeher kennen zu lernen, aber eben auch um miteinander weiter zu wachsen. Nichts davon ist immer nur einfach, oder immer nur positiv. Aber wir haben bereits gelernt, dass die Ereignisse verknuepft sind, dass nichts ohne Grund passiert und dass wir trotz schwieriger Phasen, oder gerade wegen dieser Phasen, auch wieder gute Zeiten haben werden. Darauf kann ich vertrauen und dafuer koennt ihr mit hoffen!

Ich wuensche euch Gottes Segen. Denn Gott steht ueber allem!

Bis bald, euer Anselm

Montag, 15. Juli 2013

Schwebendes Feuer und Laechelbegegnungen am Wegesrand

Ihr Lieben,

Seit unserem letzen Bericht ist schon wieder viel passiert, wir sind nun bereits seit ueber einer Woche in Rumaenien und freuen uns ueber jeden Tag und die Erlebnisse und Begegnungen, die er mit sich bringt..

Aber der Reihe nach:
Von Jalta aus trampten wir wieder Richtung Norden, nach Odessa. Wir hatten bereits von vielen Leuten, die wir unterwegs trafen, gehoert, dass die Stadt am Meer eine besondere Atmosphaere ausstrahle, da dort verschiedenste Kulturen und Religionen zusammengekaemen. Wir erreichten das Stadtzentrum zwar erst sehr spaet abends, da wir zuvor in der Naehe von Mikolaiv von stundenlangem Regen und Gewitter daran gehindert wurden, unser Zelt abzubauen und weiterzufahren. Mit Hilfe zweier Jungs, die die Strasse entlang schlenderten, fanden wir aber noch ein gemuetliches Hostel, das noch freie Plaetze zur Verfuegung hatte. Am naechsten Tag erkundeten wir die Stadt, verbrachten ziemlich viel Zeit damit, andere Touristen zu beobachten :) und wurden auf unserem Weg zurueck ins Hostel sehr ueberrascht, als wir pleotzlich sehr bekannte Gesichter wieder erblickten. Ganz unverhofft standen auf einmal Otto, Immelie und die Kids wieder vor uns, die wir zuvor erst in Jalta kennen gelernt hatten. Wir wussten zwar, dass sie auch nach Odessa weiterreisen wollten, hatten aber gedacht, sie seien laengst nicht mehr in der Stadt, wenn wir dort ankaemen...So wurden wir also eines Besseren gelehrt und verbrachten noch den ganzen Abend mit dieser wundervollen Familie, kochten zusammen Abendessen, Elmi spielte Drei-Mann-Schach mit den Jungs, Hanneke bekam zwei Dreadlocks gemacht und wir genossen es einfach sehr, erneut Teil dieser tollen Gemeinschaft sein zu duerfen...

Am Tag darauf hielten wir wieder den Daumen auf die Strasse und wollten so weit wie moeglich an die ukrainisch-moldawische Grenze kommen. Aber irgendwie ging es nicht so richtig vorwaerts, wir mussten uns von einem kleinen Ort zum naechsten hangeln, hin und wieder gab es einen kleinen Regenschauer und wir standen auf einer dorfaehnlichen, kaum befahrenen Strasse in Belgorod-Dnestrovsky, als die Sonne gerade unterging. Eigentlich hatten wir uns schon darauf eingestellt, unser Zelt irgenwo auf dem Feld aufzuschlagen, da kam ein junger Mann auf uns zugejoggt und sprach uns auf Englisch an. Er meinte, er plane mit seinem Kumpel aus Amerika eine aehnliche Tour und lud uns nach ein paar Minuten promt ein, doch bei sich und seinen Eltern zu uebernachten. Schliesslich nahmen wir das Angebot an und erlebten bei Maksim und seinen Eltern eine solch herzliche und unkomlizierte Gastreundschaft, die uns geradezu erstaunte und schmunzeln liess. Fuer uns war es sehr interessant, mal richtig bei einer ukrainischen Familie zu Hause sein zu koennen und deren Geschichten zu lauschen. Maksim erzaehlte uns von seinen Romawurzeln und betonte, dass Roma eben nicht nur Diebe und Bettler, sondern durchaus ein Volk mit langverzweigter Geschichte und grossem Kulturgut seien. Aber leider werden Menschen allzu oft nur von Klischees geleitet und verurteilen so gleich eine ganze Volksgruppe...

Emma und Maksim vor der Festung von Belgorod-Dnestrovsky
Nach zwei Naechten, vielen Gespraechen mit Maksim und mit wohlgefuellten Baeuchen verliessen wir dann die Familie wieder. Es war so ruehrend, als sie beim Abschied sagten, wenn wir jetzt nicht gingen, wuerden sie uns gar nicht mehr gehen lassen koennen und wir sollten doch bitte am Ende unserer Reise wieder bei ihnen vorbeischauen.

Familie Flora und wir am Fruehstueckstisch
An unserem letzten Tag in der Ukraine wurden wir unterwegs tatsaechlich nochmal spontan zu Kaffee und Suessigkeiten eingeladen, konnten die ukrainisch-moldawische Grenze problemlos zu Fuss ueberqueren, liefen durch Moldawien :) und wurden spaet abends von einem netten Mann, der Fische transportierte (die wir dann auch noch zu seinem Marktstand brachten) auf einem kleinen Zeltplatz mit Hexenhäuschenbungalows in Braila rausgelassen.

Ausweichspuren 2 und 3, mitten auf dem Feld, auf einer kleinen Nebenstrasse Richtung Bolgrad, UA

Viele Strassenhunde in der Ukraine und auch in Rumaenien. Hier mitten auf der Hauptstrasse.

Elmi hatte die Ehre, diesen Fang zu praesentieren. Michail war unser erster Fahrer in Rumaenien.
Kurz vor dem Grenzuebergang zu  Rumaenien hatte uns ein Mann aus Moldawien erzaehlt, wir koennten in Rumaenien nicht einfach so trampen, es sei viel zu teuer, da man auf jeden Fall immer bezahlen muesse. Ihm gaben wir dann zwei Dollar, die Elmi noch einstecken hatte. Bisher verlangte aber niemand irgendwelches Geld von uns, wir kommen super vorwaerts, die Leute sind echt nett und hilfsbereit. Wir fuhren weiter nach Constanta ans Schwarze Meer, verliessen die Stadt aber schon am naechsten Tag wieder, da sie uns irgendwie mit ihren unschoenen kantigen Haeuserblocks am Strand nicht besonders gefiel und trampten wieder nach Norden zum Donaudelta, da uns das von mehreren Seiten waermstens empfohlen. Wir entschieden uns aber dagegen, von Tulcea aus eine Faehre direkt ins Delta zu nehmen, da uns das doch zu teuer war und fuhren daher zunaechst nach Murighiol, das noch relativ nahe am einem Donauarm gelegen war. Dort schlugen wir in der Dunkelheit auf einem spaerlich beachsenen Huegel unterm grandiosen Sternenzelt unser Zelt auf. Gerade als wir ins Bett gehen wollten, sahen wir in der Ferne einen kleinen Feuerschein, der sich auf unerklaerliche Weise langsam auf uns zu bewegte und dabei erlosch und wieder auftauchte...Plötzlich entflammte vielleicht zweihundert Meter von uns entfernt ein richtiges Feuer und wurde groesser und groesser. Wir bekamen es richtig mit der Angst zu tun, da wir glaubten, irgendjemand haette uns beoachtet, neben uns sein Lager aufgebaut und wuerde nun warten, bis wir schliefen und uns dann ueberfallen. Ueber  zwei Stunden hockten wir in der Kaelte neben unserem Zelt und wagten es nicht, uns schlafen zu legen. Allerdings hatten wir noch keinen Menschen gesehen, nur das Feuer, das auf seltsame Weise zu wandern schien und immer wieder an und aus ging...Um drei nachts waren wir dann so muede, dass wir uns doch in unsere Schlafsaecke legten und hofften, nicht im Schlaf ueberrascht zu werden. Am darauf folgenden Morgen sahen wir erstaunt den Ursprung des Feuers: In der Dunkelheit hatten wir nicht gesehen, dass sich ein paar hundert Meter weiter eine riesige illegale Muellkippe erstreckte, auf der sich unzaehlige Berge aus Plastikflaschen, Klamotten, Kinderspielzeug und anderem Zeug tuermten. Wir sahen immernoch Rauchschwaden aufsteigen und nahmen an, dass das Feuer wohl die ganze Zeit einfach vor sich hin schwelte, ohne dass es irgendjemanden zu interessieren schien. Dankbar, dass nichts schlimmeres passiert war, als eine schlaflose Nacht, zogen wir weiter.

Das noch qualmende Feuer vor dem Panorama von 'Bestepe' (tuerkisch= fuenf Huegel).

Wanderung ueber Wiesen und Felder bei Murighiol
An jenem Tag lernten wir viele niedliche und verschlafene rumaenische Doerfer kennen, da wir immer nur von einem zum naechsten mitgenommen wurden. Es war aber sehr schoen, durch die kleinen Strassen zu laufen, von streunenden Hunden begleitet zu werden und den alten Muetterchen auf ihren kleinen Baenken am Strassenrand zuzunicken...In Jurilovca wollten wir eigentlich an einem See campen, aber irgendwie kam man nicht so recht ans Ufer, da alles von Schilf bewachsen war. Also fuhren wir nach einer Nacht neben einem Feld wieder Richtung Meer. Nach der Hitze der letzten Tage (meist um 35 °C) klebte der Staub auf unserer Haut und wir hatten das dringende Beduerfnis, uns im Meereswasser abzukuehlen. Mit einem englisch-rumaenischen Paerchen kamen wir zu einem realtiv neuen Zeltplatz direkt am Strand, noerdlich von Constanta. Eigentlich wollten wir nicht schon wieder fuer unsere Uebernachtung bezahlen, es war aber dann doch so schoen, dass wir dann aber tatsaechlich zwei Naechte blieben. Kirsty und Romeo, die uns mitgenommen hatten, boten ausserdem an, uns weiter bis kurz vor Bukarest mitnehmen zu koennen, wenn wir noch eine Nacht laenger blieben. Auf dem Zeltplatz trafen wir drei coole Jungs aus Berlin -Tizian, Merlin und Ricki- die mit ihrem Bus Emma nach Istanbul untwegs waren. Wir verstanden uns echt super mit ihnen und waren froh, mal wieder Zeit mit Leuten in unserem Alter und unserer Muttersprache zu verbringen. Sie luden uns ein, in einer Woche mit auf ein Festival in der Naehe von Brasov zu kommen. Tatsaechlich planen wir auch, dieser Idee nachzugehen...:)

Sonnenuntergang kurz vor Jurilovca
Von da aus ging es also weiter in die Hauptstadt, wo wir mal wieder in einem Hostel unterkamen. Enttaeuschenderweise trafen wir da aber irgendwie nur seltsame Leute. Am Abend nahmen wir gleich die Moeglichkeit einer kostenlosen Stadtfuehrung (Free Walking Tour) wahr und erfuhren so eine Menge ueber die Geschichte der Stadt und die Einfluesse des Kommunismus, die man noch an vielen Ecken deutlich sieht. Wir schauten uns am Tag darauf noch das groesset Bebaeude Europas,  den riesigen Parlamentspalast "House of the People" an, ein wuchtiges Teil, bei dessen Bau unzaehlige Menschen ihr Leben verloren..

Aelteste Kirche in Bucuresti - Buna Vestiri

Skulpturen auf dem Piata Revolutiei in Bucuresti.

Strahlen

"House of the People"
Vorgestern sind wir in Sibiu angekommen, besser in dem kleinen Dorf Rusciori, wo wir Leonie besuchen, die hier ihren Freiwilligendienst macht. Wir hatten sie in Constanta kennen gelernt und sie hatte uns eingeladen, bei ihr zu uebernachten, wenn wir nach Sibiu kaemen. Hier ist es total gemuetlich, ganz viel ist aus Holz, man kann weit in die Natur schauen, eine kleine staubige Strasse fuehrt aus dem Dorf heraus nach Sibiu... Gestern haben wir den ganzen Tag in Sibiu verbracht und diese wunderschoene Stadt liebgewonnen. Es ist zwar ein seltsames Gefuehl, dass man hier so viel Deutsch hoert und liesst, aber Sibiu strahlt einfach eine sehr angenehme Atmosphaere aus, die wir sehr genossen...Ueberhaupt ist die Gegend hier in Transilvanien einfach wunderschoen und wir hoffe, in den naechsten Tagen noch mehr davon kennen zu lernen.

Sibiu - Orasul Vechi

Emma vor dem 'Casa Weidner' (und 'Christian Tours') :)

Viele schoene alte Gebaeude in Herrmannstadt
Heute fahren wir weiter nach Cluj und danach Richtung Brasov, wo wir uns dann wieder mit den drei Jungs aus Deutschland auf dem Festival treffen wollen. Es ist so lustig, dass wir hier vielen Menschen  und Orten bereits zweimal begegnet sind.
Ganz oft sind wir ueberrascht, wie sich die Tage miteinander verknuepfen und zu herrlichen Reisegeschichten verweben. Wir sind dankbar fuer alles, was wir erleben und freuen uns auf alles Kommende...

Seid alle herzlichst gegruesst, besonders unseren Familien senden wir feste Umarmungen!
Alles Liebe, Emma