Hallo!
(Es
schreibt sehr viel: Anselm.)
Ob “Sussudei!”, “Sabadee!”, “Sawadee Ka(p)!” oder „Meng la ba!“ – Die Menschen
in Suedostasien lieben es, „Hallo“ zu sagen. Es ist schoen, wildfremde Menschen
auf der Strasse zu gruessen oder in vielen Situationen einfach die Handflaechen
zum Gruss aneinanderzulegen. Selbst kleine Kinder sind mit dieser Geste schon
ganz vertraut, was das Herz hoeher schlagen laesst! Untermalt wird die
Begruessung oft mit einem ehrlich strahlenden Laecheln, das sehr ansteckend ist!
Mt. Phousi, Luang Prabang, Laos |
Wenn ich die
Nachrichten aus Europa und insbesondere Deutschland verfolge, schaeme ich mich
oft. Ich schaeme mich dafuer, wie kaltbluetig ignorant Menschen mit anderen
Menschen umgehen und blind zu sein scheinen fuer die Tatsache, dass wir alle
gleich sind. Dass einem Menschen das Recht zu steht, sich an einem Ort aufzuhalten und einem anderen Menschen nicht, liegt jenseits meines Verstaendnisses.
Die Warmherzigkeit und Offenheit, die einem in Asien oft zu Teil wird, laesst mich hoffen, verstehen und loslassen.
– Hoffen darauf, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft lernen, sich besser zu verstehen;
Verstehen, dass offene Herzen und offene Tueren der beste und einfachste Weg zu Frieden und Gerechtigkeit ist;
Loszulassen, was einem stets und staendig das Gefuehl gibt, sich anpassen zu muessen oder das Loslassen von Dingen, die wir faelschlicherweise fuer lebensnotwendig halten.
Ganz oft ist es das „simple“ Landleben, was mich diese Gedanken denken laesst. Es ist die Einfachheit, die Singularitaet, das Notwendige, auf das alles zurueckzufuehren ist.
Die Warmherzigkeit und Offenheit, die einem in Asien oft zu Teil wird, laesst mich hoffen, verstehen und loslassen.
– Hoffen darauf, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft lernen, sich besser zu verstehen;
Verstehen, dass offene Herzen und offene Tueren der beste und einfachste Weg zu Frieden und Gerechtigkeit ist;
Loszulassen, was einem stets und staendig das Gefuehl gibt, sich anpassen zu muessen oder das Loslassen von Dingen, die wir faelschlicherweise fuer lebensnotwendig halten.
Ganz oft ist es das „simple“ Landleben, was mich diese Gedanken denken laesst. Es ist die Einfachheit, die Singularitaet, das Notwendige, auf das alles zurueckzufuehren ist.
In einem Dschungeldorf, wo das Wasser aus dem Brunnen geholt und wo ueber
dem Feuer gekocht wird, wo die Haeuser aus Bambus und Blaettern gebaut sind,
und die Waende mit blauen Planen regendicht gemacht werden und wo rundherum
hauptsaechlich Gruen ist. Gruen und Wolke und Regen und vielleicht ein paar
Huehner, Hunde und Katzen. Dort fuehle ich mich dann manchmal so ueberfuellt
mit Sorgen aus einer Zivilisation, die sich ueber Wachstum und Weiterentwicklung
definiert und sich doch zurueck zu entwickeln scheint, zumindest was Empathie und
Naechstenliebe anbelangt. Und fast empfinde ich fuer das Wenige der Menschen hier
aus dem Dorf ein bisschen Neid - Fuer den Mann mit den Lachfalten, der gerade
mit der Machete das Feuerholz hackt, waehrend seine Kinder nackt und vergnuegt
ueber die regennassen Matschwege vor den selbstgebauten Holzhuetten rennen.
Es
is das entschleunigte Leben, das mit dem Sonnenaufgang beginnt und mit dem
Schein der Kerze zu Ende geht, das nackte, echte Leben, so schwierig es wohl in
Wahrheit manchmal ist, was mich in den Bann zieht. Es sieht alles harmonisch
aus, er sieht zufrieden aus. Hier ist das Miteinander wichtig, ehrlich, offen
und unabdinglich. Fuer Rassismus, Misstrauen, Missgunst, Gier und Eifersucht
scheint einfach kein Platz in einem solchen Umfeld zu sein…
Hier reden Menschen miteinander, jeder mit jedem, egal ob im Bus, zwischen
Nachbarn, oder auf der Strasse. Das Leben findet sowieso mehr draussen statt. Jeder
kennt sich im Dorf und scheint befreundet oder verwandt zu sein, man hilft sich
vollkommen selbstverstaendlich weiter. - Wenn ich mich an unsere „entwickelte“
Gesellschaft erinnere, dann bin ich mir unsicher, ob die Anonymitaet, die
oftmals vorherrscht, nicht eher ein Rueckschritt, als ein Fortschritt ist. So
oft ich in Asien ein bisschen mehr Privatsphaere vermisst habe, so ist das
Miteinander nach mitteleuropaeischem Lebensmodell, wie ich finde, ziemlich
unterkuehlt.
Ich bin dankbar fuer den Lebensstandard, den es in Europa gibt, und froh, dort
geboren zu sein. Ich bin dankbar, dass weder ich, noch meine Eltern Krieg
erleben mussten. Ich bin froh, dass wir uns nicht um Essen und Trinken, Wohnung
oder Kleidung Sorgen machen muessen. Ich bin dankbar, dass Kinder in die Schule
gehen koennen. – Und sind das nicht eigentlich auch jene Grundbeduerfnisse, die sich jeder wuenscht? Sind diese Grundbeduerfnisse nicht
fuer jeden Menschen gleich?
Viele Leute scheinen das dieser Tage zu vergessen…
Viele Leute scheinen das dieser Tage zu vergessen…
Luang Prabang |
Seit nun schon
vier Monaten reisen wir durch Suedostasien: von Norden nach Sueden und wieder
nach Norden, hin und wieder ein bisschen weiter Richtung Westen, und beim Blick
auf die Karte bekomme ich manchmal das Gefuehl, wir kaemen nicht so richtig vom
Fleck. Aber es wird nicht langweilig und jedes Land ueberrascht auf seine
eigene Art. Es ist interessant zu sehen, wie und worin sich die Menschen und
die Kulturen unterscheiden, mehr ueber die Geschichte und die Hintergruende zu
lernen und Verbindungen zu knuepfen. Ich habe mich stets willkommen gefuehlt
und wurde immer herzlich aufgenommen. Selten wurde ich irgendwo so
selbstverstaendlich integriert, wie in Vietnam, Kambodscha, Laos, Thailand oder
Myanmar.
Und dennoch gibt es viele Kapitel in der Historie, die einem den Magen
kruemmen: Die flaechendeckenden Bombardements von Laos zur Zeit des
Vietnam-Kriegs durch die US-Armee und dessen Folgen (u.a. sind noch heute viele Teile des Landes
voller Blindgaenger und Minen), der Genozid in Kambodscha unter dem Khmer Rouge
Regime, etc. – Und obwohl die vielleicht dunkelsten Teile der Geschichte, Graeueltaten
unglaublichen Ausmasses, eng verknuepft waren mit den westlichen
Besatzungsmaechten, sind die Menschen dennoch voller Freundlichkeit gegenueber Falang
(Lao, Thai fuer „Auslaender“) aus aller Welt.
Den westlichen
Einfluss kann man deutlich spueren. Und damit meine ich nicht Nestlé, CocaCola,
McDonald’s und KFC – die gibt es hier natuerlich leider mittlerweile auch ueberall
(schrecklich!). Sondern ich meine Dinge, die bereits Teil der Kultur geworden
sind. Besonders kulinarisch faellt das auf. Die Menschen erfreuen sich an
Baguette-Sandwiches und gutem Kaffee, alles ein bisschen asiatisch aufgepeppt! („You
want spicy?“)
Wer ein bisschen franzoesische Kolonial-Architektur sehen
moechte, der kann nach Luang Prabang reisen. Dieses kleine, am Mekong gelegene,
gemuetliche Staedtchen im Norden von Laos hat niedliche Cafés, praechtige
Tempel und liegt inmitten wunderschoener Natur. Rundherum gibt es malerische
Wasserfaelle (Tuk-Tuk-Fahrer:„You go waterfall?“) und Hoehlen und am Abend
verwandelt sich die Hauptstrasse in einen Night-Bazaar, auf dem Handgemachtes
angepriesen und gefeilscht wird („You buy, I give you good price!“). Auf der
Food Street kann man sich an einem Buffet den Teller fuer umgerechnet 1,- €
voll laden und dazu fuer den gleichen Preis eine Flasche frisches Beerlao geniessen
(das vielleicht beste Bier Asiens!). Jeden Morgen bei Sonnenaufgang sammeln die
buddhistischen Moenche Almosen ein, die Locals stehen entlang der Strasse und
verteilen Essen und Geld.
Schwimmen (ganz oben) in den Kuangsi Waterfalls, Luang Prabang |
Mekong River - Ein treuer Begleiter! |
Von Luang Prabang geht es per Anhalter weiter suedlich nach Vang Vieng und
zurueck in Hauptstadt Vientiane. Dort gibt es uebrigens einen Triumph-Bogen, Lao
Style. (Danke an Silas fuer diese entspannte Zeit!).
Trampen ist in SouthEastAsia (SEA) noch ein bisschen exotisch, besonders in
Laos. In Cambodia geht es auch nur mit einem Magic Sign (Thanks to the South
Africans!), in Vietnam ist es praktisch unmoeglich, denn es sind vor allem
Motorraeder unterwegs und in Laos gibt es zwar hauptsaechlich Pick Up Trucks,
aber die Laoten winken meistens nur laechelnd und Beistehende wundern sich
(“You need taxi?”) darueber, dass wir die Pick Ups antrampen, die Busse jedoch
nicht. Im Endeffekt klappt es doch und mit der Ueberschreitung der Grenze nach
Thailand bin ich im Tramper-Paradies. So leicht wie hier, ist es wohl nirgendwo.
Ich bin fuer eine Weile mit Giulia aus Italien unterwegs. Sie ist vor Laos noch
nie getrampt. Sofort haelt ein LKW an. Der Fahrer kann zwar kein Wort Englisch,
… spricht aber fliessend Italienisch!
Bazaar in Luang Prabang |
Vang Vieng, Laos |
Monsunregen in Vang Vieng |
Auf dem Weg zu Silas: Elmi, Giulia, Draupadi und Federico in Vientiane |
Sonnenuntergang ueber dem Mekong in Vientiane |
Selfie mit dem Thai-Italo Trucker, nach 10 Minuten in Thailand |
Nachdem ich in SEA viele Vorurteile gegenueber Thailand entwickelt hatte und mich
nicht so richtig darauf freute, verfliegen beim Trampen auf zahlreichen
Pick-Up-Ladeflaechen alle Sorgen im Fluge. Sogar das Wetter wird besser. Nach
Wochen und Monaten mit viel Regen und grauen Wolken, ist der Himmel blau und
die Sonne prasselt auf mich ein.
In Chiang Mai gibt es ein Wiedersehen mit Eero aus Finnland, den Emma und ich
im November 2013 in Tehran trafen. Mit dem Motorrad geht es in die umliegenden
Berge und weiter nach Pai, ein kleines Dorf, auf einem Plateau, zu dem eine
kurvenreiche, enge Strasse hinauffuehrt. Dort gibt es heisse Quellen, schroffe
Berge und unendlich viel Natur!
Ueber die antike Tempel-Stadt Ayutthaya geht es nach Bangkok. Dort couchsurfen Emma, Giulia und ich bei Um, seiner Mutter und seinen Hunden Antonio und Pablo. Emma kommt gerade von ihrem Vipassana Course. Das Haus ist voller Couchsurfer. Seit Mai ‚hosted‘ Um ununterbrochen. Die Khao
San Road (Bangkoks beruehmteste Touri-Meile) wollen wir eigentlich meiden. Als
wir vor Giulias Rueckflug gen Italien doch hingehen, laeuft Emma dem one-and-only Elad in die Arme!!! (Jubelschreie!) Und so wird es
ein Ort des Wiedertreffens. Mein ehemaliger Kunming-Mitbewohner Joel ist auch
in der Stadt. Und bevor es nach Myanmar geht, uebernachten wir noch ein paar
Naechte bei den drei Fahrrad-Letten, die wir schon aus Vientiane kennen. Die
Haelfte unseres Gepaecks koennen wir in BKK lassen.
Wir sehnen uns nach ein bisschen mehr Wildnis und Natur. Mit Zelt und Kocher brechen wir auf zu neuen Abenteuern... Myanmar ist eines meiner Wunschreiselaender gewesen, und verdient daher ein eigenes Kapitel!
Dass es spannend ist, kann ich schon verraten: So viele verrueckte Stories wie hier hab ich lange nicht mehr erlebt!
In einem Tribal Village in der Naehe von Chiang Mai, Thailand |
Peanut Butter Brot beim Trampen im geschlossenen Pick Up, Thailand |
Wat Phra Si Sanphet in Ayutthaya, Thailand |
Regenwolken ueber dem Wat Mahathat in Ayutthaya |
Dass es spannend ist, kann ich schon verraten: So viele verrueckte Stories wie hier hab ich lange nicht mehr erlebt!
Abschliessend, weil ich viel an die Heimat denke, nochmal ein Denkanstoss: Die
Frage, die man am haeufigsten gestellt bekommt ist die nach der Herkunft. Wenn ich ‚Germany‘ sage, erhalte ich jedes Mal positive Resonanz, bisher
in jedem Land, durch das wir reisten, ohne Ausnahme. Die Leute sind beinahe euphorisch
(„Oh, Jamminy, verrry gooood!“) und stets sehr gluecklich, uns zu sehen.
Was auch immer der Grund sein mag, so oft sind die Leute stolz, uns als ihre
Gaeste begruessen zu duerfen, laden uns zum Essen ein oder wollen Bilder mit
uns machen. Es kommt von Herzen und ist fast unendlich.
Ich habe auf diesem
Kontinent so viel ueber Gastfreundschaft gelernt und habe daran gedacht, wie
sich wohl jemand fuehlen mag, wenn er auf unserem Kontinent willkommen
geheissen wird? Ich hoffe, es gibt genauso viele Menschen, die ihre Arme und
Herzen ohne Angst und Vorurteile oeffnen und nicht daran denken, was fuer sie
dabei heraus springt oder welchen Nachteil man davon tragen koennte.
Jeder
Mensch hat Staerken und Potential, jede Kultur birgt seltene Schaetze, jeder Glaube hat seine Weisheiten. Durch die Vielfalt und durch das Miteinander
koennten wir so viel voneinander lernen und zusammen wachsen. - Und in Zukunft Kriege
verhindern.
Fangen wir doch vor unserer
eigenen Haustuer an!
"Refugees Welcome!" ist ein guter Anfang. – Denn kein Mensch ist illegal.