Fakten

Wir sind 849 Tage um die Welt gereist (11. Juni 2013 bis 07. Oktober 2015). Unsere letzte Station war Bangkok, Thailand.
Wir reisten 71844 Kilometer durch 26 Länder. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und planen unsere naechste Reise.

Sonntag, 2. März 2014

Westchina bis zum Schluss

Viele liebe Gruesse aus Kathmandu, wohin uns der Wind verschlagen hat, nachdem wir eineinhalb Monate durch China gereist sind. Wir waren in den abgelegensten Provinzen unterwegs und waren bis zum Schluss "im Westen" des Landes, wie uns die Chinesen erklaerten. Denn nicht einmal Xi'an in Shaanxi - was unser oestlichster Punkt war - wird wirklich zum Osten gezaehlt. Daran erkennt man, dass der groesste Teil des Landes zu weit weg von den Metropolen, zu entfernt von den Gedanken der Chinesen liegt. Und damit fuehrte unsere Route zu drei Vierteln durch Gegenden, die wenig bis gar nicht das widerspiegelten, was wir im Sueden Chinas am Ende der Reise doch noch vorfanden.
Es war ein Kampf mit Worten, Haenden, Geraeuschen und Buchstaben auf Papier. Wir wurden oft missverstanden - absichtlich oder aus wahrhaftiger Ahnungslosigkeit blieb oefter im Ungewissen. Wir lernten aber auch die menschenleeren Gegenden aus einer ganz interessanten Sicht kennen. Aus Zentralasien kommend war uns vieles nicht sofort fremd. Schritt fuer Schritt tasteten wir uns an das "wahre" China heran, verliessen Xinjiang und erlebten in der Provinz Gansu eine grosse Vielfalt an chinesischer Kultur. Auch wenn unsereins oft von einer Un-Kultur sprechen wuerde. Grosse, unaesthetische, buntbeleuchtete Gebauede, Laerm und Schmutz sind die wichtigsten Worte fuer die Staedte, die wir durchquerten.
Schoener empfanden wir die Plaetze, wo weniger Menschen waren und wo es noch alte Bauwerke zu sehen gab - was immer seltener wird, denn auch antike Tempel muessen zum Teil neuen Wolkenkratzern oder anderen neuen Space-Buildings weichen. Noch schoener ist, dass die Chinesische Kueche sehr reichhaltig ist. Sie ist sehr fettig und fleischlastig, aber es gibt, besonders zu Emmas Freude und Erleichterung, auch Gaumenschmeicheleien fuer Vegetarier. Und so hatten wir oft zu viel von allem und unsere Sinne waren ueberfordert (wissend, dass China nur der Anfang ist und Indien noch mehr zu bieten hat!), aber wir konnten meistens doch auch gut geniessen!
Als wir in der Grenzregion zu Tibet in Qinghai und Gansu in Beruehrung mit der Tibetischen Kultur kamen, war unsere Begeisterung spaetestens geweckt! Die Tibetischen Frauen, Maenner und Kinder zu sehen, die Moenche mit ihren violetten Gewaendern und die bunt geschmueckten Haeuser und Tempel, da machte unser Herz einen Sprung und China bekam ein froehlicheres Gesicht! (- auch wenn China und Tibet zwei Paar Schuhe sind, das moechte ich betonen!)
Es gefiel uns so gut, dass wir noch mehr bedauerten, nicht in die Autonome Republik einreisen zu koennen. Wie ich im letzten Post (auf Englisch) bereits schrieb, war unsere Einreise im Februar nicht moeglich, und so mussten wir uns um Alternativen Gedanken machen. (siehe: China Roads Less Traveled)
Wir entschieden uns nach Recherchen in alle Richtungen fuer einen Flug von Kunming in Chinas suedwestlichster Provinz nach Kathmandu, der Haupstadt Nepals.
Der Weg dorthin fuehrte uns weiter durch die Gansu-Provinz bis nach Xi'an in Shaanxi. Wir hatten schoene Couchsurfing-Erlebnisse und probierten uns durch die verschiedenen regionalen Leckereien, wurden oft bekocht und eingeladen und so wurde mit jedem Tag ein bisschen verstaendlicher, schmackhafter und nachvollziehbarer (falls es das Wort gibt?).
Es ist ein sehr langer Prozess, bis man wirklich dahinter steigt, WIE anders China wirklich ist. Denn es ist nicht nur so, dass die Kultur eine andere ist. Es ist ein komplett anderes System, welches eine andere Sozialisierung mit einschliesst, welches den Chinesen von Kindesbeinen an darauf trimmt und drillt, Schritt zu halten und zu wiederholen. Individualismus ist etwas seltenes. In Europa, im Westen gilt das Gegenteil.
Und so moechte ich sagen, war es sehr wichtig, dass wir noch den Sueden besuchten.
Als wir aus dem Zug heraus um Chengdu herum das erste Gruen erblickten, waren wir ueberwaeltigt. Seit dem wunderschoenen Herbst in Armenien haben wir immer weniger Farben gesehen. Spaetestens mit dem Grenzueberschritt nach China war es hauptsaechlich grau oder braun gewesen. Selbst der Himmel war nicht nur blau, dafuer sorgte der Smog. So war es ein echter Wow-Effekt und sorgte fuer Erheiterung.
Nur die Temperatur stimmte noch nicht und wir froren in Chengdu bitterlich, da im Haus unseres Gastgebers keine Heizung installiert war und es tagsueber waermer draussen war als drinnen und wir nachts, mit zwei dicken Decken uebereinander, zusammengerollt im Bett lagen und froestelten. Dort pusteten wir die letzten Atemwolken in China aus. Als wir in Kunming aus dem Zug ausstiegen, war es mit einem Schlag Fruehsommer. Zwanzig Grad und Sonnenbrillenwetter stempelte uns ein Grinsen ins Gesicht und so war in den letzten Tagen in China fuer gute Laune gesorgt. Wir trafen viele liebe Menschen, sassen auf der Dachterasse, genossen Kaffee und gutes Essen und liebe Gastfreundschaft!
Ein wenig wehleidig sogar verliessen wir kurz vor Februarende das Reich der Mitte in Richtung Nepal. Der Flug MU2585 landete sicher in Kathmandu und beendete damit zwei Kapitel. China (Teil 1) und - eine Reise ueber Land.
Wir sind gespannt wie es weiter geht und freuen uns auf die Berge, auf Indien, das Holi, auf Begegnungen mit alten Freunden und hoffentlich neuen Bekannten. Die ersten Tage hier waren auf jeden Fall schon ereignisreich, verrueckt und bunt genug, um schon ein weiteres Kapitel fuellen zu koennen. Aber - das kommt an anderer Stelle!
Ganz liebe Gruesse und Namaste! 
Euer Elmi (und eure emma*)

Rongwo-Tempel in Tongren, Qinghai

Gebetsrunde

Xiahe, Gansu

Junge Moenche und deren Freunde sprengen Glasflaschen in die Luft :)

Zahn-Ersatz-OP auf der Strasse

Im Tibetischen Viertel in Xiahe

Pilgerin mit Kind und Yak-Kaelbchen

Gebetszettel, Fahnen und Wind

Toller Ausflug mit tollem Blick auf das Xiahe-Tal

Schoene Wandergenossen

aus dem Bus heraus - Terassenfelder bei Lanzhou, Gansu

Chinesische Leckereien fuer die Gaeste "aus dem Land Beethovens"

Kraeuterfrau in Tianshui, Gansu

Taoistischer Zeremonie im Tempel in Tianshui

Schlechte Luft in Xi'an, Shaanxi

Gewimmel im Muslimischen Viertel von Xi'an

Tanzende Menschen im Volkspark in Chengdu, Sichuan

Strassenkuenstler in Chengdu

Glockenturm vor einem Buddhistischen Kloster in Chengdu 

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