Fakten

Wir sind 849 Tage um die Welt gereist (11. Juni 2013 bis 07. Oktober 2015). Unsere letzte Station war Bangkok, Thailand.
Wir reisten 71844 Kilometer durch 26 Länder. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und planen unsere naechste Reise.

Montag, 15. Juli 2013

Schwebendes Feuer und Laechelbegegnungen am Wegesrand

Ihr Lieben,

Seit unserem letzen Bericht ist schon wieder viel passiert, wir sind nun bereits seit ueber einer Woche in Rumaenien und freuen uns ueber jeden Tag und die Erlebnisse und Begegnungen, die er mit sich bringt..

Aber der Reihe nach:
Von Jalta aus trampten wir wieder Richtung Norden, nach Odessa. Wir hatten bereits von vielen Leuten, die wir unterwegs trafen, gehoert, dass die Stadt am Meer eine besondere Atmosphaere ausstrahle, da dort verschiedenste Kulturen und Religionen zusammengekaemen. Wir erreichten das Stadtzentrum zwar erst sehr spaet abends, da wir zuvor in der Naehe von Mikolaiv von stundenlangem Regen und Gewitter daran gehindert wurden, unser Zelt abzubauen und weiterzufahren. Mit Hilfe zweier Jungs, die die Strasse entlang schlenderten, fanden wir aber noch ein gemuetliches Hostel, das noch freie Plaetze zur Verfuegung hatte. Am naechsten Tag erkundeten wir die Stadt, verbrachten ziemlich viel Zeit damit, andere Touristen zu beobachten :) und wurden auf unserem Weg zurueck ins Hostel sehr ueberrascht, als wir pleotzlich sehr bekannte Gesichter wieder erblickten. Ganz unverhofft standen auf einmal Otto, Immelie und die Kids wieder vor uns, die wir zuvor erst in Jalta kennen gelernt hatten. Wir wussten zwar, dass sie auch nach Odessa weiterreisen wollten, hatten aber gedacht, sie seien laengst nicht mehr in der Stadt, wenn wir dort ankaemen...So wurden wir also eines Besseren gelehrt und verbrachten noch den ganzen Abend mit dieser wundervollen Familie, kochten zusammen Abendessen, Elmi spielte Drei-Mann-Schach mit den Jungs, Hanneke bekam zwei Dreadlocks gemacht und wir genossen es einfach sehr, erneut Teil dieser tollen Gemeinschaft sein zu duerfen...

Am Tag darauf hielten wir wieder den Daumen auf die Strasse und wollten so weit wie moeglich an die ukrainisch-moldawische Grenze kommen. Aber irgendwie ging es nicht so richtig vorwaerts, wir mussten uns von einem kleinen Ort zum naechsten hangeln, hin und wieder gab es einen kleinen Regenschauer und wir standen auf einer dorfaehnlichen, kaum befahrenen Strasse in Belgorod-Dnestrovsky, als die Sonne gerade unterging. Eigentlich hatten wir uns schon darauf eingestellt, unser Zelt irgenwo auf dem Feld aufzuschlagen, da kam ein junger Mann auf uns zugejoggt und sprach uns auf Englisch an. Er meinte, er plane mit seinem Kumpel aus Amerika eine aehnliche Tour und lud uns nach ein paar Minuten promt ein, doch bei sich und seinen Eltern zu uebernachten. Schliesslich nahmen wir das Angebot an und erlebten bei Maksim und seinen Eltern eine solch herzliche und unkomlizierte Gastreundschaft, die uns geradezu erstaunte und schmunzeln liess. Fuer uns war es sehr interessant, mal richtig bei einer ukrainischen Familie zu Hause sein zu koennen und deren Geschichten zu lauschen. Maksim erzaehlte uns von seinen Romawurzeln und betonte, dass Roma eben nicht nur Diebe und Bettler, sondern durchaus ein Volk mit langverzweigter Geschichte und grossem Kulturgut seien. Aber leider werden Menschen allzu oft nur von Klischees geleitet und verurteilen so gleich eine ganze Volksgruppe...

Emma und Maksim vor der Festung von Belgorod-Dnestrovsky
Nach zwei Naechten, vielen Gespraechen mit Maksim und mit wohlgefuellten Baeuchen verliessen wir dann die Familie wieder. Es war so ruehrend, als sie beim Abschied sagten, wenn wir jetzt nicht gingen, wuerden sie uns gar nicht mehr gehen lassen koennen und wir sollten doch bitte am Ende unserer Reise wieder bei ihnen vorbeischauen.

Familie Flora und wir am Fruehstueckstisch
An unserem letzten Tag in der Ukraine wurden wir unterwegs tatsaechlich nochmal spontan zu Kaffee und Suessigkeiten eingeladen, konnten die ukrainisch-moldawische Grenze problemlos zu Fuss ueberqueren, liefen durch Moldawien :) und wurden spaet abends von einem netten Mann, der Fische transportierte (die wir dann auch noch zu seinem Marktstand brachten) auf einem kleinen Zeltplatz mit Hexenhäuschenbungalows in Braila rausgelassen.

Ausweichspuren 2 und 3, mitten auf dem Feld, auf einer kleinen Nebenstrasse Richtung Bolgrad, UA

Viele Strassenhunde in der Ukraine und auch in Rumaenien. Hier mitten auf der Hauptstrasse.

Elmi hatte die Ehre, diesen Fang zu praesentieren. Michail war unser erster Fahrer in Rumaenien.
Kurz vor dem Grenzuebergang zu  Rumaenien hatte uns ein Mann aus Moldawien erzaehlt, wir koennten in Rumaenien nicht einfach so trampen, es sei viel zu teuer, da man auf jeden Fall immer bezahlen muesse. Ihm gaben wir dann zwei Dollar, die Elmi noch einstecken hatte. Bisher verlangte aber niemand irgendwelches Geld von uns, wir kommen super vorwaerts, die Leute sind echt nett und hilfsbereit. Wir fuhren weiter nach Constanta ans Schwarze Meer, verliessen die Stadt aber schon am naechsten Tag wieder, da sie uns irgendwie mit ihren unschoenen kantigen Haeuserblocks am Strand nicht besonders gefiel und trampten wieder nach Norden zum Donaudelta, da uns das von mehreren Seiten waermstens empfohlen. Wir entschieden uns aber dagegen, von Tulcea aus eine Faehre direkt ins Delta zu nehmen, da uns das doch zu teuer war und fuhren daher zunaechst nach Murighiol, das noch relativ nahe am einem Donauarm gelegen war. Dort schlugen wir in der Dunkelheit auf einem spaerlich beachsenen Huegel unterm grandiosen Sternenzelt unser Zelt auf. Gerade als wir ins Bett gehen wollten, sahen wir in der Ferne einen kleinen Feuerschein, der sich auf unerklaerliche Weise langsam auf uns zu bewegte und dabei erlosch und wieder auftauchte...Plötzlich entflammte vielleicht zweihundert Meter von uns entfernt ein richtiges Feuer und wurde groesser und groesser. Wir bekamen es richtig mit der Angst zu tun, da wir glaubten, irgendjemand haette uns beoachtet, neben uns sein Lager aufgebaut und wuerde nun warten, bis wir schliefen und uns dann ueberfallen. Ueber  zwei Stunden hockten wir in der Kaelte neben unserem Zelt und wagten es nicht, uns schlafen zu legen. Allerdings hatten wir noch keinen Menschen gesehen, nur das Feuer, das auf seltsame Weise zu wandern schien und immer wieder an und aus ging...Um drei nachts waren wir dann so muede, dass wir uns doch in unsere Schlafsaecke legten und hofften, nicht im Schlaf ueberrascht zu werden. Am darauf folgenden Morgen sahen wir erstaunt den Ursprung des Feuers: In der Dunkelheit hatten wir nicht gesehen, dass sich ein paar hundert Meter weiter eine riesige illegale Muellkippe erstreckte, auf der sich unzaehlige Berge aus Plastikflaschen, Klamotten, Kinderspielzeug und anderem Zeug tuermten. Wir sahen immernoch Rauchschwaden aufsteigen und nahmen an, dass das Feuer wohl die ganze Zeit einfach vor sich hin schwelte, ohne dass es irgendjemanden zu interessieren schien. Dankbar, dass nichts schlimmeres passiert war, als eine schlaflose Nacht, zogen wir weiter.

Das noch qualmende Feuer vor dem Panorama von 'Bestepe' (tuerkisch= fuenf Huegel).

Wanderung ueber Wiesen und Felder bei Murighiol
An jenem Tag lernten wir viele niedliche und verschlafene rumaenische Doerfer kennen, da wir immer nur von einem zum naechsten mitgenommen wurden. Es war aber sehr schoen, durch die kleinen Strassen zu laufen, von streunenden Hunden begleitet zu werden und den alten Muetterchen auf ihren kleinen Baenken am Strassenrand zuzunicken...In Jurilovca wollten wir eigentlich an einem See campen, aber irgendwie kam man nicht so recht ans Ufer, da alles von Schilf bewachsen war. Also fuhren wir nach einer Nacht neben einem Feld wieder Richtung Meer. Nach der Hitze der letzten Tage (meist um 35 °C) klebte der Staub auf unserer Haut und wir hatten das dringende Beduerfnis, uns im Meereswasser abzukuehlen. Mit einem englisch-rumaenischen Paerchen kamen wir zu einem realtiv neuen Zeltplatz direkt am Strand, noerdlich von Constanta. Eigentlich wollten wir nicht schon wieder fuer unsere Uebernachtung bezahlen, es war aber dann doch so schoen, dass wir dann aber tatsaechlich zwei Naechte blieben. Kirsty und Romeo, die uns mitgenommen hatten, boten ausserdem an, uns weiter bis kurz vor Bukarest mitnehmen zu koennen, wenn wir noch eine Nacht laenger blieben. Auf dem Zeltplatz trafen wir drei coole Jungs aus Berlin -Tizian, Merlin und Ricki- die mit ihrem Bus Emma nach Istanbul untwegs waren. Wir verstanden uns echt super mit ihnen und waren froh, mal wieder Zeit mit Leuten in unserem Alter und unserer Muttersprache zu verbringen. Sie luden uns ein, in einer Woche mit auf ein Festival in der Naehe von Brasov zu kommen. Tatsaechlich planen wir auch, dieser Idee nachzugehen...:)

Sonnenuntergang kurz vor Jurilovca
Von da aus ging es also weiter in die Hauptstadt, wo wir mal wieder in einem Hostel unterkamen. Enttaeuschenderweise trafen wir da aber irgendwie nur seltsame Leute. Am Abend nahmen wir gleich die Moeglichkeit einer kostenlosen Stadtfuehrung (Free Walking Tour) wahr und erfuhren so eine Menge ueber die Geschichte der Stadt und die Einfluesse des Kommunismus, die man noch an vielen Ecken deutlich sieht. Wir schauten uns am Tag darauf noch das groesset Bebaeude Europas,  den riesigen Parlamentspalast "House of the People" an, ein wuchtiges Teil, bei dessen Bau unzaehlige Menschen ihr Leben verloren..

Aelteste Kirche in Bucuresti - Buna Vestiri

Skulpturen auf dem Piata Revolutiei in Bucuresti.

Strahlen

"House of the People"
Vorgestern sind wir in Sibiu angekommen, besser in dem kleinen Dorf Rusciori, wo wir Leonie besuchen, die hier ihren Freiwilligendienst macht. Wir hatten sie in Constanta kennen gelernt und sie hatte uns eingeladen, bei ihr zu uebernachten, wenn wir nach Sibiu kaemen. Hier ist es total gemuetlich, ganz viel ist aus Holz, man kann weit in die Natur schauen, eine kleine staubige Strasse fuehrt aus dem Dorf heraus nach Sibiu... Gestern haben wir den ganzen Tag in Sibiu verbracht und diese wunderschoene Stadt liebgewonnen. Es ist zwar ein seltsames Gefuehl, dass man hier so viel Deutsch hoert und liesst, aber Sibiu strahlt einfach eine sehr angenehme Atmosphaere aus, die wir sehr genossen...Ueberhaupt ist die Gegend hier in Transilvanien einfach wunderschoen und wir hoffe, in den naechsten Tagen noch mehr davon kennen zu lernen.

Sibiu - Orasul Vechi

Emma vor dem 'Casa Weidner' (und 'Christian Tours') :)

Viele schoene alte Gebaeude in Herrmannstadt
Heute fahren wir weiter nach Cluj und danach Richtung Brasov, wo wir uns dann wieder mit den drei Jungs aus Deutschland auf dem Festival treffen wollen. Es ist so lustig, dass wir hier vielen Menschen  und Orten bereits zweimal begegnet sind.
Ganz oft sind wir ueberrascht, wie sich die Tage miteinander verknuepfen und zu herrlichen Reisegeschichten verweben. Wir sind dankbar fuer alles, was wir erleben und freuen uns auf alles Kommende...

Seid alle herzlichst gegruesst, besonders unseren Familien senden wir feste Umarmungen!
Alles Liebe, Emma

2 Kommentare:

  1. Hallo Ihr Beiden!
    Es hoerts sich grossartig an! Weiterso! Viel Spass und ein Lieben Gruss aus Berlin!
    matt

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    1. Vielen Dank, Matt! Es ist schoen, von dir zu lesen! Wir erzaehlen sehr oft auch von deinen Reisen und es ist immer noch ein wichtiges Ereignis, dass wir dich getroffen haben! Alles liebe!

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