Fakten

Wir sind 849 Tage um die Welt gereist (11. Juni 2013 bis 07. Oktober 2015). Unsere letzte Station war Bangkok, Thailand.
Wir reisten 71844 Kilometer durch 26 Länder. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und planen unsere naechste Reise.

Samstag, 14. September 2013

Blickfang

Lesemusik mit Dank an Isaac: Emancipator - Natural Cause.
Regentropfen klatschen auf den Boden vor dem Fenster... Wir sind trocken und sitzen mal wieder in einem Internet-Cafe und wir stellen fest, dass schon wieder ueber zwei Wochen seit unserem letzten Post vergangen sind.
Die Zeit verfliegt tatsaechlich schnell und wir haben das geliebte Griechenland bereits vor ueber einer Woche verlassen. Bevor wir in die Tuerkei einreisten, trafen wir in Kavala auf Georgios, der uns noch fuer drei Naechte in seinem Studentenwohnheim-Zimmer in Komotini unterbrachte und uns in der Mensa durchfuettern lies. Es war eine sehr schoene Begegnung, die die Zeit bei den Hellenen sehr gelungen abrundete.
Schon am ersten Tag in der Tuerkei wurden wir zu Kaffee und Essen eingeladen, bekamen Metro-Tickets bezahlt und fanden in Istanbul im touristischen Teil Sultanahmed Europas ein Hostel. Leider haben wir dort nicht wirklich die Bekanntschaft toller Leute gemacht. Vielleicht haetten wir in einem anderen Hostel weniger Geld bezahlt und selbige getroffen. Aber nun ja. Man soll ja nichts bereuen. Es hatte alles schon seinen Zweck. Immerhin war das Fruehstueck inclusive und wir hatten Duschen, Toiletten und ein Dach ueber dem Kopf. 
Als wir nach Istanbul hineinfuhren und es bereits dunkelte, konnte man sich bereits vorstellen, wie gross diese Zwanzig-Millionen-Metropole eigentlich ist, denn schon weit ausserhalb des Zentrums waren die Strassen ueberdurchschnittlich belebt. Nicht zu vergessen die Staus...
Es dauerte deshalb eine gefuehlte Ewigkeit, bis wir im Hostel waren und nach einem tuerkischen Bier und einer Nargile (einer Shisha) muede ins Bett fielen.
Nach dem reichlichen Fruehstueck am naechsten Morgen, mischten wir uns in das bunte Getuemmel der Leute. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich an die Menschenmassen gewoehnt habe, am Anfang habe ich mich sehr unwohl gefuehlt. Keine zehn Meter kann man laufen, ohne angesprochen zu werden.
Man ist ploetzlich "my friend" von allen und Ich wurde mit den Worten eingeladen, es waere hier guenstiger als in Schweden. Es ist der groesste Sport der Lokale und Restaurants um Sultanahmed herum, den Touristen einzureden, sie haetten jetzt Hunger und wenn nicht das, dann sollte man wenigstens einen kurzen Blick auf die Speisekarte werfen - fuer spaeter! Aber oft haben sie damit wohl auch Erfolg.
Wenn man jedoch nur als Low-Budget-Reisender durch die Stadt schlaendern will, nervt es ganz schoen.

Wir haben uns viel angeschaut, waren fasziniert von dieser fremden Kultur, lauschten mehrmals taeglich den Muezzinen, waren umgeben von verhuellten Frauen und Maedchen und eingeschlossen von hupenden Autos, laermenden Lastwagen, lauten Motorrollern und auf tuerkisch artikulierenden Marktschreiern. Wie ein Mantra wiederholen sie (und selbst schon Kinder!) ihre Verkaufssprueche und bieten von Wasser ueber taegliche Gebrauchsgegenstaende, bis hin zu Essen und Klamotten, alles an. So probierten wir uns durch: Tuerkisches Baklava (typische Suessspeise), assen Reis mit Bohnen, und ich probierte ein paar Fleischgerichte. Alles nicht zu verachten.
Wir wollten jedoch Europa verlassen und fanden via CouchSurfing ein Bett in Kadıköy, auf der asiatischen Seite. Mit dem "Wasser-Bus", einer Faehre, die fuer den gleichen Tarif wie die Stadtbusse fahren, ueberquerten wir den Bosporus und quartierten uns bei Fadi und seiner Freundin Idil ein. Mit ihnen zogen wir durch Kadıköy, lernten sehr viel ueber Fadis Heimat Syrien und den mittleren Osten, lernten die tuerkische Kultur naeher kennen, tranken abends in einer Bar Rakı, erzaehlten von unseren Reisen und teilten eine sehr schoene Zeit in Istanbul und auf Prince's Island (einer kleinen Insel im Marmara-Meer, suedlich von der asiatischen Seite Istanbuls).
Emma und ich trennten uns von einigen alten und durchgerockten Klamotten und besorgten uns dafuer ein paar neue. Knapp einen Monat nach dem Loch in meiner Nase, waren jetzt auch meine Ohren dran. (Bilder folgen!)

Wir verabschiedeten uns von den beiden und zogen erstmalig auf einem anderen Kontinent los.
Schon in Istanbul wurden wir von allen Seiten interessiert und fasziniert angeschaut. Oder besser "angeglotzt"! Nicht nur, dass Emma unverhuellt ist, denn das sind hier viele. Nein, unser Aufzug, meine Blonden Haare, unsere Dreads, die Ringe in der Nase, die grossen Rucksaecke - all das sorgte mehrmals fuer Aufsehen, verbunden mit grosstuerischem Engagement und oftmals ueberfluessig angebotener Hilfe. Kaum ein Mal konnte man anhalten, um einen Blick auf die Karte zu werfen, ohne dabei gefragt zu werden, ob man Hilfe braeuchte. Aber sobald wir die Stadt verliessen, waren es nicht mehr nur vereinzelt Menschen, die anhielten und sich umdrehten, die ihre Autos abbremsten, um nochmal hinzuschauen und Bauarbeiter, die ihre Arbeit ruhen liessen. Nein, es gab fast keinen, der uns nicht fixierte! 
Und wieder war es ungewohnt.
Fuer Emma war es zum Teil unangenehm, ich fuer meinen Teil musste dann die Aufmerksamkeit auf mich lenken bzw. auf das Gespraech. Ein solches kam so gut wie nicht zustande, da wir hier noch nicht mal eine Handvoll Leute trafen, die in einem Mass Englisch konnten, dass man mit ihnen ein Gespraech fuehren koennte. Aber, wir sind ja die Auslaender, daher bemuehen wir uns mit unseren tuerkischen Vokabeln und versuchen so den Fahrern zu vermitteln, wo wir hinwollten.
Es klappte bisher aber auch ganz gut. Erst kamen wir nach Düzce und danach weiter nach Ereğli und einen kleines Nachbardorf namens Balı. Dort zelteten wir an einem gemuetlichen Strand auf einer Art Campingplatz, zwischen kleinen Huetten, Stuehlen und Baenken, den ein pensionierter Schiffskapitaen leitete. Ausser uns war kein anderer Camper da, es standen auch keine Schilder da. Aber es sei okay und kostenlos und Fremde wuerden recht selten an diesen Ort kommen.
Wir bekamen unzaehlige Male schwarzen Tee gereicht, bekamen verschiedenste Speisen vorgesetzt und wurden zu einer zweiten Nacht eingeladen. Von Balı aus, reisten wir bei drueckender Hitze weiter nach Amasra, wo wir jedoch keine Moeglichkeit sahen, zu uebernachten. Also stiegen wir in den Minibus nach Çakraz. Von diesem Ort wussten wir durch ein Telefonat. Eine gaengige Variante der Kommunikation mit uns, scheint das telefonieren mit Cousins, Bruedern, Freunden oder sonstigen Bekannten zu sein, die Deutsch oder Englisch beherrschen. Mit ihnen klaeren wir dann, wo wir rausgelassen werden moechten. In diesem Fall haengte der Cousin aus Stuttgart den Tipp an, nach Çakraz zu fahren, und dort Wurst zu probieren. Ob wir Letzteres wirklich tun, bezweifle ich, aber nun sind wir immerhin schon mal hier.
Wir campten am Strand, nutzten seit langer Zeit unseren HUFIX mal wieder, kochten uns Maccaroni und Gemuese, bevor wir in unserem Compact-2-Zelt die naechtliche Ruhe suchten. Am Morgen zog Sturm auf, die Wolken wurden dunkler und es begann, gerade als wir alles zusammengeraeumt hatten, zu regnen.

Ein grosses Dankeschoen muss mal gesagt werden, an das Material, was wir bei Fernwegs - dem Reiseausruester in Dresden mit grosszuegigen Rabatten erwerben konnten. Besonders fuer meinen Deuter Aircontact bin ich sehr dankbar!

Jetzt macht der Regen mal eine Pause. Deshalb sag ich schnell Adieu und Bis naechstes Mal.
Auf Bilder muesst ihr leider ein bisschen warten, da der Computer mir das Hochladen von Bildern verweigert.
Wir werden versuchen, die Tuerkei so schnell wie moeglich zu durchreisen, da es merklich kaelter wird. Nach Sinop, Samsun und Trabzon soll es dann also nach Georgien gehen und in Tiblisi werden wir dann auf unser erstes Visum fuer Aserbaidschan warten. Danach bleiben uns zwei Optionen: Iran oder Kasachstan? Auch das haengt von Visa-Genehmigungen etc. ab. So viel im Moment.

Danke fuer eure Unterstuetzung, euer Gebet, eure Nachrichten, eure Facebook-Meldungen und Emails - Das gibt uns das Gefuehl, wir sind nicht allein!

Liebe Gruesse von Emma, die hier neben mir sitzt!
Geniesst das Wochenende! Mit Nils Hoffmann - Balloons (Club Mix).

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