Fakten

Wir sind 849 Tage um die Welt gereist (11. Juni 2013 bis 07. Oktober 2015). Unsere letzte Station war Bangkok, Thailand.
Wir reisten 71844 Kilometer durch 26 Länder. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und planen unsere naechste Reise.

Freitag, 30. August 2013

Geschlossene Kreise

Ihr Lieben,
nach nun (an manchen Tagen unfassbaren) 11 Wochen und 3 Tagen sind wir erneut in Thessaloniki. Dieses Mal auf dem Weg nach Osten. Zunaechst ein Lied: White Blank Page - Mumford and Sons.

Ich kann behaupten, ich habe mich verliebt:
- in ein Land, von dem ich vorher so gut wie nichts wusste.
- in die griechische Mentalitaet, die so sehr von Warmherzigkeit gepraegt ist.
- in die griechische Kueche, wenn wir an den voll gedeckten Tisch eingeladen wurden.
- in die Unkompliziertheit der Menschen, ihre Gastfreundschaft und ihre offenen Armen!

Das Schwierige beim Blog-Schreiben ist immer, einen Anfang zu finden, denn es gibt so viele Anfaenge... Die erste Begegnung mit Dimos und Andronikos in Thessaloniki war wie ein Vorspann zu dem Film, der folgen sollte. Wir wurden so lange begleitet, bis wir einen Schlafplatz gefunden hatten, der uns gefaellt. Nicht ohne vorher gefragt zu werden, ob wir schon gegessen haetten. Es waere kein Problem, erst mit ihnen nach Hause Essen zu kommen. Sie wuerden uns dann spaeter in die Stadt bringen. Und so weiter..! Ueberwaeltigend.

Und so war unsere Griechenland-Erfahrung vom ersten Moment an sehr speziell. Wir trafen, nachdem wir die Insel Lefkada bereits in Gedanken abgehakt hatten, auf Adrien und Natasa, die uns einen schoenen Strand auf der Insel empfehlen konnten und die ebenfalls die Welt bereisten. Sie waren bereits die zweiten oder dritten Reisenden, die uns den Iran als ein wunderschoenes Reiseland beschrieben.
Von dort aus fuhren wir einmal quer durchs Land und lernten im Sueden von Peloponnes Christos kennen, der uns in Tripoli aufsammelte. Wir lernten innerhalb kuerzester Zeit seinen Bruder mit Freundin, seine Eltern und die Grossmutter und die anderen Grosseltern und zahlreiche Freunde kennen, nicht zu vergessen zahlreiche Tanten, Onkels, Cousins und Cousinen! Am ersten Abend wurden wir ins Sommerhaus der Familie, eine alte Muehle, eingeladen und jeder der geladenen Gaeste hatte etwas zu Essen zum Barbeque mitgebracht. So wurde unser Teller ohne Nachfrage mit allen moeglichen regionalen Leckereien befuellt und es wurde staendig der hauseigene Wein nachgeschenkt. Die Familie bestand darauf, dass wir im Ehebett schliefen, waehrend die anderen sich auf kleinere Betten und Liegen zurueck zogen.
Wir koennten doch noch eine Nacht bleiben und mit den Jugendlichen zum nahegelegenden Strand fahren und abends die Burg von Momemvasia besuchen. Und wie haetten wir auch "Nein" sagen koennen?

Wir erlebten also noch tolle Stunden am Strand und tranken taeglich eisgekuehlten Kaffee und schauten uns Monemvasia an. Wer schon mal in Carcassonne in Frankreich war, oder davon gehoert hat, dem ist bekannt, dass dort eine Stadt in einer Burg errichtet wurde. Es ist alles sehr gemuetlich und dennoch im Ausmass riesig. Viele Kathedralen und Kirchlein sind auf der Burg, auf grossen Plaetzen zwischen den ansonsten kleinen Gaesslein. In Momemvasia ist alles viel kleiner und die Burg ist auf einem viel hoeheren Berg gelegen. In gewisser Weise ist sie aber sogar vielleicht noch reizvoller, da sie mitten im Meer liegt, nur verbunden mit dem Land durch einen kleinen Damm. Wenn jemand die Moeglichkeit hat, dort hin zu reisen, dem rate ich, es zu tun! Es lohnt sich fuer Kleingassen-Romantiker und hat auch bei mir einige Seufzer hervorgerufen!

Dass wir einen total verkehrten Rhythmus fuer griechische Verhaeltnisse leben, merkten wir recht spaet. Man hatte uns seit dem ersten Tag erzaehlt, dass bis zum 15. August, dem wichtigsten Feiertag in Griechenland die Grossstaedte leer sind und alle ans Meer fahren. Nach Maria Himmelfahrt wuerden dann ueberall weniger Touristen sein und die Leute wuerden wieder zurueck in die Staedte kehren. 
Also war es nachvollziehbar, dass die Orte am Meer alle sehr gefuellt waren, zu jeder Tageszeit. So bald aber die Sonne untergegangen war, konnte man dort fast nicht mehr laufen.
Wenn man nun aber draussen schlaeft, frueh von der Sonne geweckt wird und einfach vor Hitze nicht mehr schlafen kann, ist man frueh auf. Also sind wir meistens so gegen 11 oder 12 Uhr an der Strasse. 
Ein denkbar unguenstiger Zeitpunkt zum Trampen. Auf den Strassen ist nicht viel los, es ist eh viel zu warm!
Und so stehen wir oft in der Hitze, in der Patt-Situation zwischen Weiterkommen-Wollen und Helligkeit-Nutzen und dem Problem, dass man abends und nachts bei den angenehmen Temperaturen einfach nicht mehr mitgenommen wird. Fuer uns bedeutete das oftmals, ruhig machen, nachmittags losziehen und probieren so weit zu kommen, wie moeglich. Im Endeffekt waren es natuerlich dann keine Distanzen mehr... Das ist vielleicht einer der Gruende, warum wir bereits so lange im Land der Hellenen sind: Man wird unglaublich traege.
Abends dann, wenn wir meistens unser Nachtlager aufschlagen, herrscht in den Staedten reges Treiben, wo man tagsueber nur vereinzelt muede Gesichter und ziemlich leere Cafes sieht. Aber all das ist ja nur logisch und sehr angenehm, wenn man die Moeglichkeit hat, mal ohne Rucksack loszuziehen.

Das man Saeuglinge und Kleinkinder nach 1 oder 2 Uhr Nachts auf den Strassen herumrennen sieht, ist ein normales Bild. Zu der Zeit schlafen wir oftmals schon.

Von Christos und seiner Gang wurden wir dann noch mit auf die Insel Elafonisos chauffiert und verbrachten dort einen Strandtag mit ihnen, bevor wir wieder zurueck nach Norden reisten.
Am schoensten ist es, wenn man beruehmte Leute trifft, sie aber nicht kennt. So auch wieder dieses Mal eine sehr lustige Begegnung: Ein Bus voller Leute haelt an, und sammelt uns ein. Nach der allgemeinen Fragerunde ueber unsere Reise, erzaehlen sie uns, dass sie zusammen singen, einen Band sind. 
Wir schauen uns ein paar Songs auf YouTube an, wir reden ein bisschen. Und jetzt google ich die Band und stelle fest, die Band laeuft hier im Radio rauf und runter: Vegas - Akoma.
Von ihrem Bodyguard wurde ich auf 30 geschaetzt. Das kratzte ein wenig. Aber, der Bart machts. Die Haare sind immer blonder, die Haut immer brauner. Ich denke ja oft selbst, ich waere unglaublich gealtert. Aber, vielleicht bin ich einfach gereift.

Zur Frage, ob wir abgenommen haben. Ja und Nein. Durch die taegliche Bewegung und das viele Trinken, die angemessenen kleinen Mahlzeiten und die Meeresluft sind sicherlich schon einige Kilos weg. Aber in den Tagen mit Christos' Familie und das gute Essen ist denke ich schon wieder etwas dazu gekommen. Mit Emma stellen wir jedoch beim Anschauen 'alter' Bilder (vom Reisebeginn) fest, wie krass wir uns veraendert haben: Wie hell die Haare geworden sind und wie braun wir. Und Emma meinte heute frueh zu mir: "Krass meine laengste Dread ist jetzt 81 cm lang. Wie kann die denn seit Plovdiv 5 cm gewachsen sein?" Und ich sage: "Na, Emma, schau doch mal deine Haare an, die sind alle gewachsen!" -
Damit moechte ich erklaeren, dass es irgendwann nicht mehr hinhaut mit der Zeiteinschaetzung. Andauernd muss man Fingernaegel schneiden, Waesche waschen. Es ist schon wieder Sonntag? Krass, wann hat es das letzte Mal geregnet? Vor 3 Wochen? Seit ueber drei Wochen habe ich jetzt einen Nasenring?

Und dann die anderen Fragen: Wozu haben wir nochmal die dicken Klamotten mitgenommen? Gibt es denn keine, dort wo wir hinreisen? Wozu nochmal braucht man so viele paar Socken? Wer weiss, wie viele unserer Klamotten es wieder bis nach Hause schaffen...? Klopapier ist schon wieder alle? Und jeden Tag mehrmals: Wasser auffuellen... (Damit ihr mal ein paar unserer Gedanken kennt).

Und zwischen vielen verliebten und liebenden Blicken und Gesten gibt es natuerlich auch Stress. Wenn ich einfach mal zu viel Sonne abgekommen habe oder Emma wieder mal denkt, sie wuerde heute nicht schoen aussehen. Aber dann tut es gut, neue Leute kennenzulernen, in ein Auto zu steigen und zu erzaehlen. Und wenn man Glueck hat, lernt man einen tollen Menschen kennen. Und lacht, bis die Traenen kommen, oder klopft einander auf die Schulter und schwaermt von alten (oder zukuenftigen) Reisetagen. Und man raucht und trinkt Kaffee und man packt wieder aus und kuesst sich zur Verabschiedung - links - rechts. Und dann sind wir wieder gluecklich. Das ist Heilung.

In den Tagen in Athen, wo wir zwei Tage im Hostel verbrachten und eine Nacht erneut bei Christos eingeladen waren, schauten wir uns die Stadt an, die von den Anhoehen aus gesehen kein Ende zu nehmen scheint, spielten beim ihm Poker, lernten wie man griechische Musik betanzt, tranken Raki mit Honig aus Kreta und schossen zahlreiche Bilder.

In Athen wurden wir von Kostas aufgelesen, wieder so ein Mensch, bei dem die Chemie einfach stimmte. Er hatte gelbe Augen vom Rauchen, die mit blutroten Aederchen durchzogen waren. Er hatte langes, lockiges Haar, langgewachsene Kotletten und das gesamte Gesicht voller Lachfalten! Wenn er laechelte, musste ich lachen. Er war Anfang vierzig, fuhr gerade in seine 15 Tage Jahresurlaub, mit zehn Buechern im Gepaeck. Drei Schachteln Zigaretten rauche er am Tag. Und er hatte einen Magneten am Amaturenbrett, an dem sein BIC hing. Welch eine sinnvolle Erfindung. Natuerlich war er auch Musiker, bei diesem Bild! Er erzaehlte uns von seinen Reisen nach Asien, wie er in Indien fast geheiratet haette und bei unseren Erzaehlungen bereute, es nicht getan zu haben. Er traeumte mit uns von anderen Orten und schwaermte von der Herzlichkeit der Tuerken. Er meinte, die Griechen seien seiner Meinung nach vom Herzen her Asiaten, im Kopf aber Europaer.

Und nun sind wir wieder zurueck in Thessaloniki, trafen Dimos zum dritten Mal, tranken wieder einen Kaffee in der gleichen Bar wie vor Wochen und wurden sogleich von Christina mit einer Umarmung begruesst, genau wie bei einer anderen Barfrau, die uns zum Abschied kuesste. Sie hatte uns die meisten unserer "Zielorte" empfohlen und war ganz von den Socken, uns wieder zu sehen! So ist es ein tolles Gefuehl, in eine Stadt zurueckzukehren und bereits ein paar Menschen hier zu kennen. Morgen wollen wir dann weiter nach Osten. Nach einem kleinen Abstecher auf die Halbinsel in der Mitte im Gebiet Chalkidiki, soll es dann weiter an den Bosporus gehen.

Oft bin ich ueberwaeltigt von so viel Schoenem, von tollen Gedanken und Menschen. Im Allgemeinen sind die Griechen auch ein sehr, sehr huebsches Volk! Die Leute hier haben uns wirklich viel Sonnenschein ins Herz gesendet und uns Liebe gelehrt! Wir haben viele Sprichwoerter gehoert und gute Gespraeche gehabt. Oft koenntet ihr in meinen Gedanken lesen: "Ich hoffe, dass ich selbst auch mal so grosszuegig und grossherzig zu anderen Reisenden sein werde, wenn ich mal wieder ein Zu Hause habe!"

Wir freuen uns weiterhin ueber eure Rueckmeldungen und hoffen, dass bei euch das Wetter noch ein bisschen sommerlich bleibt! Wir danken euch fuer eure Zuwendungen, eure lieben Nachrichten, eure tollen Worte und eure Gedanken und Gebete an uns! Wir sind sehr gluecklich, freuen uns am Leben und hoffen, dass es noch lange so weiter geht! 
Wenn ihr Postkarten von uns haben moechtet, sendet uns doch bitte eure Adresse an: zweiaufweltwegen@gmail.com.

Passt auf euch auf! Euer Elmi

P.S.: Zu schade, Bonobo spielt in zwei Wochen in Thessaloniki ein Konzert. So lange koennen wir nicht warten. Vielleicht ist ja von euch jemand in der Naehe und hat Lust drauf? Bonobo - Prelude+Kiara.

P.P.S.: Zum Abschluss noch ein paar Bilder:

Eine neue Olympische Disziplin?

Agios Dimitrios -- Eine Seelen-Oase

Hafen von Elafonisos

Sonnenuntergang in Leonido

Akropolis bei Nacht

Temple of the Olympian Zeus

Elmi above all. (haha)

Athens with Christos and his friends!

Gruppenbild. Also Emma! Sowas macht man doch nicht!
Und auch noch ein Video muesst ihr euch ansehen: Wachabloesung in Athen.

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