Fakten

Wir sind 849 Tage um die Welt gereist (11. Juni 2013 bis 07. Oktober 2015). Unsere letzte Station war Bangkok, Thailand.
Wir reisten 71844 Kilometer durch 26 Länder. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und planen unsere naechste Reise.

Freitag, 16. Januar 2015

Herzenssonne in Hanoi

"Ah, the good life!"
Jene oft erlebte und gehoerte Momentsgenussausserung meines Freundes Elad streift mir durch den Kopf. Ich sitze in der strahlenden, wunderbar wohlig warmen Januarsonne Hanois auf der Terrasse, suesse Melodien im Ohr und einen wuschligen, verspielten kleinem Kater zu meinen Fuessen. Immer wieder muss ich schmunzeln, wenn mir der einfache und doch so schoene Luxus dieser Sonnenmomente bewusst wird. Ich wollte der grauen Kaelte des Winters entfliehen und nun scheint es, als haette ich in Hanoi einen guten Ort dafuer gefunden.
Bereits drei Wochen bin ich nun schon in Vietnams Hauptstadt, meinem neuen Zuhause fuer drei Monate.Und ich fuehle mich wohl! Es ist verrueckt, wenn ich daran denke, dass ich mich nun schon fast eineinhalb Jahre auf asiatischem Boden bewege! Und Hanoi ist nun bereits der zweite Ort, an dem ich fuer ein paar Monate leben, lernen, arbeiten und wohnen werde. Es ist ein grosses Geschenk und ich bin sehr von Dankbarkeit erfuellt ueber diese Erfahrung; besonders da ich es alles vor einem halben Jahr nie erwartet haette. Aber das Reiseleben lehrt mich immer wieder auf neue Weise, dass man seine Zukunft nicht planen kann und alles zu gegebener Zeit seine Form und Richtung finden wird. Es ist wie ein grosses Puzzle, dessen Teile man erst nach und nach entdeckt und deren Zusammenfuegung man miterleben darf. 

Ich habe lang nichts mehr von mir hoeren lassen und kann nur sagen: es ist viel passiert und ich war viel unterwegs - innen wie aussen. Meine Rueckkehr nach Hanoi fuehlte sich an, als wuerden sich nun Kreise schliessen. Bereist Anfang November reiste ich, um ein neues Visum fuer China zu bekommen, in diese Stadt und wurde von ihr und ihren Menschen gleich mit herzlich offenen Armen empfangen. Doch damals (es scheint schon wieder so lang her), zog ich nach zwei Wochen weiter, da mir die chinesische Botschaft die Visumsvergabe verweigerte, weil ich bereits zu viele Chinavisa in meinem Pass hatte. Auch mit der Hilfe einer Reiseagentur bekam ich schliesslich in Hanoi kein Visum und beschloss daher, weiter nach Laos, in die Haupstadt Vientiane, zu reisen, um es dort erneut mit dem Visum zu versuchen. Letztendlich kam ich nach fast einem ganzen Monat "Visumsreise" wieder in Kunming an. Diese Laenge und Intensitaet haette ich vorher nie erwartet und hatte mich im Glauben, ich sei nach einer Woche wieder zurueck in China, auf den Weg gemacht. Doch ich bin so dankbar fuer diese Zeit des unerwarteten alleinigen Reisens durch Vietnam und Laos! Auch wenn mir die ganzen Schwierigkeiten mit dem Visum schnell auf die Nerven gingen und an den Kraeften zerrten - ich begegnete wundervollen Menschen, sponn mich ein ins herrliche Chaos Hanois und in die sommerwarme Entspanntheit Vientianes, lachte so viel wie seit langem nicht mehr und lernte neue liebliche Seiten des Alleinreisens kennen. Es tat gut zu spueren, wie viel ich doch allein schaffen kann und wie mir dies von vielerlei Seiten bestaetigt wurde. Und ich merke jetzt gerade besonders, wie viel ich bereits auf dieser Reise gelernt habe und gewachsen bin in mir selbst. Ich habe keine Angst und Sorge mehr vor dem was kommen wird. Ich bin viel entspannter geworden. Und das gibt mir eine Menge innerlicher Ruhe, nach der ich mich lang gesehnt habe.Und ich habe darueber nachgedacht, dass diese Reise nicht nur eine Reise an verschiedene Orte dieser Welt ist, sondern auch und wahrscheinlich viel mehr eine Reise zu mir selbst an verschiedenen Orten.Nach einem sehr schoenen, wenn auch kalten und etwas krankheitsbelasteten Dezember in Kunming, in dem ich mit bei Elmi und Joel wohnen konnte, entschied ich mich also dafuer, meinen Weg erstmal alleine fortzusetzen, China wohl fuer sehr lange Zeit den Ruecken zu zukehren und wieder nach Hanoi zu gehen. So stieg ich also am zweiten Weihnachtsfeiertag zum zweiten Mal in den Bus von Kunming nach Hekou an die chinesisch-vietnamesische Grenze, bekam den vietnamesischen Einreisestempel, lief von der Grenze, bereits ueberraschend vertraut mit dem Weg, in die kleine Grenzstadt Lao Cai, kaufte mein Busticket nach Hanoi erneut in dem kleinen Hotel am Busbahnhof und vertrieb mir die Zeit bis zur Abfahrt spaet am Abend bei herrlichem vietnamesichen Kaffee mit suesser Kondenzmilch und Tagebuchschreiben. Nach etwa sechs Stunden kam ich am fruehen Morgen in Hanoi an, es war kuehl und regnerisch und doch schien alles so seltsam vertraut. Ich verhandelte mit einem Motorbiketaxifahrer einen Preis und fuhr mit ihm durch die noch leeren Strassen, an deren Namen ich mich teilweise sehr genau erinnern konnte, zum Haus meiner Freunde, bei denen ich bereits im November mit wohnen durfte. Und auch hier schlossen sich die Kreise: zwei Monate zuvor war ich mit meinen belgischen Radreisefreunden Greg und Nemo (deren Bekanntschaft wir ein Jahr zuvor in Bishkek, Kirgistan gemacht hatten) und noch drei anderen Freunden aus Frankreich, Argentinien und England in dieses grosse Haus umgezogen und ...voilà: hier war ich wieder! Und so wohnte ich in den ersten zwei Wochen hier mit dem anderen zusammen, erlebte den immerwaehrenden Trubel einer Riesen-WG (teilweise waren dreizehn Leute im Haus, alle Mitbewohner, Couchsurfer und mich mitgezaehlt!), verstand viel, lernte mehr Franzoesisch und zog schliesslich in meine eigene Wohnung um. 

Nun habe ich also mein eigenes Zimmerchen mit herrlich grossen Fenstern, in einem Haus zusammen mit Raphael und Toan aus Frankreich und Thuy und Adam aus Vietnam. Und dem kleinen Wuselkater, der noch keinen richtigen Namen hat und der gerade in einem sehr niedlichen und doch auesserst nervigen Alter ist.:) (Meine zerkratzen Haende und Fuesse erzaehlen Geschichten davon...). Das Haus ist nur eine Minute entfernt vom groessten See Hanois, dem Westlake, und ist umgeben von kleinen, engen Gassen, in denen man sich verlieren kann. Und in dieser Woche habe ich angefangen, wieder als Englischlehrer zu arbeiten - hauptsaechlich in einem Kindergarten mit Kids zwischen zwei und vier Jahren - eine neue, doch irgendwie witzige Herausforderung also. Ich bin gespannt, wie es weiter geht. 

Ach, ich liebe diese Stadt jetzt schon! In den ersten Tagen hier, kaufte ich mir ein klappriges Fahrrad und bahne mir nun jeden Tag meinen Weg durch das massige, doch auf wunderbare Weise funktionierende Chaos an Motorbikes, Fahrraedern, Verkaufskarren und Autos...Es gefaellt mir gut, dass hier so viel Leben auf den Strassen ist und ich ein kleiner radelnder Teil davon sein kann. Es ist schoen, diesen Ort kennen zu lernen; sich die Namen der Strassen mehr und mehr einpraegen zu koennen; zu beobachten, wie die Januarsonne als grosser roter Ball im Untergehen kurz auf einem Dach am Stadthorizont verweilt und dabei die seichten Wellen des Sees orangegolden faerbt... Und oh, es gibt hier so viele nette kleine Cafes, in denen ich mir mit Herrmann Hesses "Narziss und Goldmund" die freie Zeit versuessen kann. Und die Vietnamesen haben auf mich eine sehr laechelnde und entspannte Ausstrahlung, sodass mich viele kleine Begegnungen schmunzeln lassen. Hanoi scheint bisher also ein guter Ort zum Verweilen zu sein. Irgendwie scheint mein Herzschlag gerade gut mit dem wirbelnden Takt der Stadt zu harmonieren. Das ist schoen und freue mich sehr auf und ueber die Zeit hier!

Ich sende euch Lieben sonnigste, fruehlingswarme Gruesse und Gedanken aus Hanoi!
Alles Liebe!
(Bilder folgen eventuell bald.) 
Mit einem Laecheln, Emma.

1 Kommentar:

  1. Liebe Emma,
    danke für alles teilhaben dürfen!
    Bleib behütet und so fröhlich!
    Astrid

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