Fakten

Wir sind 849 Tage um die Welt gereist (11. Juni 2013 bis 07. Oktober 2015). Unsere letzte Station war Bangkok, Thailand.
Wir reisten 71844 Kilometer durch 26 Länder. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und planen unsere naechste Reise.

Mittwoch, 14. August 2013

HELLAS

Heute ist Tag 65 unserer Reise - wir sind also schon ueber neun Wochen "on the road"  und bereits zehn Tage in Griechenland.
Bevor wir die Grenze ueberquerten, fragten wir uns natuerlich, wie es nun im siebenten Land, das wir bereisen, mit dem Trampen funktionieren wuerde. Dass wir auch dort mitgenommen wuerden, zweifelten wir dabei nicht so sehr an - eher stellten wir uns die Frage, wie uns die Hitze bekommen wuerde. :) An der Grenze verlief es eigentlich recht langweilig: "Deutsch?" - "Yes." - "Welcome!" und schon waren wir durch die Kontrolle durch. Wir kauften uns erstmal eine Karte, da wir keine Ahnung hatten, wo genau wir uns eigentlich im Land befanden und waehlten als unser erstes Ziel Thessaloniki, da es die naechste grosse Stadt auf dem Weg war. Und die ersten Griechen, die uns auf dem Weg dahin begegneten, waren wohl auch die verruecktesten: Dimos und Antronikos sammelten uns kurz vor Thessaloniki ein, ohne dass wir ueberhaupt schon getrampt hatten und meinten gleich, jetzt, da sie uns aufgelesen haetten, seien sie auch verantwortlich fuer uns, wie Eltern. Sie kannten ein besetzten Haus nahe des Zentrums, in dem wir ohne Probleme ein, zwei Naechte kostenlos bleiben koennten.  "Und wenn euch das nicht gefaellt, fahren wir euch eben woanders hin, bis ihr etwas Passendes gefunden habt..." Das war wohl jene griechische Hilfsbereitschaft, die wir in den folgenden Tagen noch oft erleben wuerden. Wir kamen also in dem ziemlich linksalternativen Wohnprojekt an, das im Moment ziemlich spaerlich bewohnt war, da viele im Urlaub waren, tauschten mit den zwei Jungs Nummern und Mailadressen aus fuer den Fall, dass wir Hilfe braeuchten und verabschiedeten uns dann versorgt mit genauen Wegbeschreibungen der Stadt von ihnen. Fuer die wenigen Leute, die wir in dem Haus, das frueher mal ein Waisenhaus gewesen war, trafen, schien es ueberhaupt kein Problem zu sein, uns zu beherbergen und wir hatten anschliessend eigentlich auch nicht viel mit ihnen zu tun.Erstaunt, wie sich doch mal wieder alles so einfach und fast selbstverstaendlich gefuegt hatte, schliefen wir an diesem Abend ein.
Der naechste Tag war total verrueckt, geziert mit vielen spontanen Entscheidungen, Moeglichkeiten zum Geldausgeben und lustigen Begegnungen. Ich kaufte mir endlich neue Schuhe, nachdem ich meine alten bestimmt ueber einen Monat lang unzaehlige Male geflickt hatte und Elm und ich fuhren zu "Kamara" - einem Stadtteil im Zentrum. In der Fussgaengerzone kamen wir gar nicht so richtig vorwaerts, da es staendig einen anderen schoenen alternativen Laden gab, in den wir reinluken wollten - Elmi kaufte sich schliesslich einen schwarzen Nasenring, da er meinte, es sei nun auch bei ihm mal Zeit fuer eine aeusserliche Veraenderung...
Wir fanden einen niedliches kleines Cafe names "Micro Mond", goennten uns einen Kaffee, plauderten mit der Kellnerin ueber schoene Plaetze in Griechenland, die wir uns unbedingt anschauen muessten und schlenderten anschliessend zum von ihr empfohlenen Piercing- und Tattoostudio. Elmi wurde dort total lieb und ausfuehrlich von einem jungen Mann, der selbst von oben bis unten mit Tattoos und Ringen geschmueckt war, beraten und hatte dann nach wenigen Schmerzensminuten einen Ring in der linken Nasenhaelfte...:)
Mit Selbstbewusstsein aufgefuellt, verliess er dann mit mir wieder das Studio und wir liefen in den alten Teil Thessalonikis, der sich auf einem kleinen Huegel befand. Bisher waren die Haeuser der Stadt noch nicht besonders schoen gewesen, aber hier standen viele alte, huebsch gestaltete Haeusschen in kleinen verwinkelten Gaesschen mit Feigen- und Granatapfelbaeumen. (Es war tatsaechlich dfas erste Mal in meinem Leben, dass ich einen Granatapfelbaum gesehen hatte...) Ganz oben auf dem Huegel befand sie die alte Stadtmauer, von der aus man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und das dahinter liegende Meer hatte. Es war ein grandioses Gefuehl, dort oben in der immer noch total heissen Abendsonne zu sitzen und so weit schauen zu koennen. In einer Gasse, auf dem Weg bergab wurden wir noch von einem schoenen Lied ergriffen, das aus einem offenen Fenster erklang. Wir setzten uns auf die Pflastersteine und lauschten: Papercut feat. Kristin Mainhart- Adrift...wie wir durch Nachfragen herausfanden. Wunderschoen im Abendlicht.
Den Tag schlossen wir mit einem Ausflug ins gemuetliche Kneipenviertel ab, in dem wir im warmen Licht der Laternen und Kerzen auf den gelungenen Tag anstiessen.
Der naechste Tag war ziemlich seltsam: wir brauchten ewig, um mit dem Bus aus Thessaloniki rauszufahren, standen dann bestimmt zwei Stunden an einem Autobahnparkplatz, wo es nur zwei kleinen Imbissbuden gab und wurden schliesslich von einem lieben LKW-Fahrer mitgenommen. Wir hatten eigentlich nach Meteora kommen wollen, brachen das Trampen in der Dunkelheit dann aber ab und schliefen auf einem kleinen Huegel neben einer Toll-Bezahlstation. Wir waren zwar davor gewarnt worden, dass es in der Region Baeren gaebe, aber letztlich blieb uns keine andere Wahl, als darauf zu vertrauen, dass kein Baer des Nachts auf den steilen Huegel heraufklettern und uns ueberraschen wuerde.
Lebendig und nach einem etwas unbequemen Schlaf kamen wir am naechsten Morgen zum Glueck schnell nach Kalampaka, der kleinen Touristenstadt am Fusse der Meteorafelsen. Wir fuhren mit einer jungen Frau in ihrem Minibus mit. Sie war gerade unterwegs zu einem Oeko-Festival, um dort ihren selbstgemachten Honig, Salben, Kraeutermischungen und andere schoene Dinge zu verkaufen. Sie meinte, es sei mitlerweile fuer viele Griechen ein immer wichtigeres Thema, wieder zu lernen, eigenes Gemuese, Obst und Kraeuter anzupflanzen, da die Preise in den Supermaerkten und Apotheken immer weiter stiegen und fuer viele nicht mehr bezahlbar waren. Nach einer ziemlich kurvenreichen Fahrt kamen wir also in Kalampaka an und hatten von da aus bereits einen faszinierenden Blick auf die verrueckt geformten dunklen Felsen von Meteora, auf deren Gipfeln sich mehrere Kloester befanden. Nach einer Kaffeepause begannen wir in der schweisstreibenden Hitze die Strasse bergauf zu den Felsen zu laufen und hofften, ein vorbeifahrendes Auto wuerde sich erbarmen und uns mit nach oben nehmen. Nach drei Kilometern bergauf, mit fast zwanzig Kilo auf dem Ruecken und bei bestimmt immernoch 35 Grad, beschlossen wir, die letzten Kilometer einfach auch noch zu laufen. Als wir oben ankamen waren wir komplett nass geschwitzt, waren aber beglueckt, es geschafft zu haben und wurden mit einem grandiosen Blick belohnt. Die Abendsonne streichelte die grotesk geformten Felsen, es umgab uns eine fast andaechtige Ruhe und wir konnten nun auc die Kloester sehen, die wie kleine Nester oben auf den Gipfeln sassen. Nachdem wir zwei vorbeiwanderne franzoesische Jungs mit Wasser und Weintrauben versorgt hatten, liefen wir weiter zum Aussichtsfelsen. Dort sitzend beobachteten wir den Sonnenuntergang uns fanden sogar einen gemuetlichen Felsvorsprung, der uns in dieser Nacht als Schlafplatz dienen sollte. Unterm Sternenhimmel und mit Grillenzirpen im Ohr schliefen wir ein.
Am folgenden Morgen besuchten wir noch kurz eines der Nonnenkloester und begannen dann wieder mit dem Abstieg ins Tal. Wir fuhren weiter an die Westkueste, nach Parga, da uns die Stadt empfohlen wurde. Schnell stellten wir aber fest, dass dort fuer unseren Geschmack viel zu viel Touris unterwegs waren und so standen wir am naechsten Nachmittag schon wieder an der Strasse. Der Himmelk hatte sich verdunkelt und zum ersten Mal seit gefuehlten Ewigkeiten hoerten wir wieder Donnergrollen in der Ferbe. Als der Regen begann, fluechteten wir schnell unter den Sonnenschirm des naechsten Hauses. Nach etwa einer halben Stunden war alles vorueber, die Strasse war sauber gewaschen und die Natur hatte endlich wieder etwas Wasser bekommen. Dann wurden wir wieder mal ueberrascht, wie freundlich Menschen sein koennen: Wir standen schon eine Weile am Strassenrand vor einem Haus und warteten auf eine Auto, da kam ploetzlich eine Frau auf uns zu und hielt zwei Sandwichbrote mit Truthahn in der Hand. Sie meinte, wir warteten hier schon so lange und sie hoffte, wir seien keine Vegetarier. Als wir aber zugaben, dass wir tatsaechlich kein Fleisch assen, verschwand sie wieder ins Haus und kam nach einer Weile mit Kaesesandwiches und zwei Aepfeln wieder...Total lieb. :) Ach, und zufaellig trafen wir an der gleichen Stelle unseren Freund Dimos aus Thessaloniki wieder, der gerade mit seiner Freundin uebers Wochenende nach Parga fuhr...Witzig, wie sich manche Geschichten weiterspinnen.
Es ging dann also auf die Insel Lefkada, die man ueber eine Bruecke auch mit dem Auo erreichen konnte. Wir hatten schon fast beschlossen, Lefkada wegzulassen, da uns jemand erzaehlt hatte, dort waeren extram viele Touristen. Zum Glueck nahmen uns dann aber Natasa und Adrian mit, die meinten, es gaebe einen Strand auf der Insel, der noch relativ leer sei, da man nur schwer ueber 350 Stufen dorthin kaeme. Wir entschieden uns, also dorthin zu fahren und hatten mit unseren beiden Anhaltern schoene Gespraeche uebers Reisen. Die beiden (sie Griechin und er Franzose) waren selbst vor eine paar Jahren mit dem Rucksack um die Welt gereist. Sie empfahlen uns, auf jeden Fall mal in den Iran zu fahren, da das ein unglaublich herzliches Land sei...Mal sehen, vielleicht ergibt es sich ja noch.
Wir blieben dann zwei Naechte am Strand von Egremnoi, nahe Athani, schliefen im Sand und bruzelten in der Hitze. Das Wasser hatte eine so unglaublich intensive blaue Farbe, wie wir es noch nie erlebt hatten und war so salzig, dass man fast ohne sich bewegen zu muessen auf dem Ruecken liegen bleiben konnte.
Gestern hiess es dann wieder: 350 Stufen treppauf - und das ausgerechnet in der Mittagshitze und mit den schweren Rucksaecken...Aber gluecklicherweise hatten wir einen echt "lucky day" und kamen relativ fix von der Insel in das huebsche kleine Staedtchen Nafpaktos. Hier machten wir die Nacht durch - die Campingplaetze waren um die Zeit ohnehin schon geschlossen und wir hatten irgendwie auch mal wieder Lust, eine Stadt einschlafen und wieder aufwachen zu sehen. Elmi las mir viel aus "Mudbound" vor und in der Daemmerung beobachteten wir mehrere merkwuerdige alte Maenner, die komische Morgenrituale hatten: Der eine stieg komplett angezogen, mit Muetze und gelber Warnweste ins Meer und stieg dann wieder nass auf sein Fahrrad...ein anderer lief bestimmt eine halbe Stunde lang auf einem etwa hundert Meter breiten Stueck Weg vor unserere Bank hin und her und hin und her....
Naja, wir sind jetzt jedenfalls etwas verleiert, haben ein paar Stunden am Strand gepennt (wohl eher gebraten) und wollen dann vielleicht noch weiter Richtung Olympia trampen...

Macht euch keine Sorgen um uns, wir sind wohlauf, lachen viel und geniessen das verrueckte griechische Reiseleben!
Heisse Umarmungen und viele Sonnengruesse aus Nafpaktos!
Emma (und Elmi)

Ja, sie sind ab...schon seit drei Wochen. Hier frisch in Irakli.

Bulgarisch-Griechische Grenze.

Elmi's Nasen-OP in Thessaloniki.

Afrika auf dem Ruecken und Blick auf Thessaloniki und das Meer.

Wir waren hier. Besetztes Haus in Thessaloniki.

Tierwelt in Kalampaka, Meteora.

6km Fussmarsch nach oben...

...und ein wunderschoener Ausblick inklusive Sonnenuntergang. - Meteora.

Elmi beobachtete den Sonnenaufgang.

Schlafplatz auf den Klippen mit Blick auf die Kloester.

Die Suppe laeuft. Emma ist stark. Und braun. Und huebsch (Elmi).

Westkueste. Egremnoi, Insel Lefkada.

Des san mia. - Egremnoi.

Meer. Blau.

Gemuetlicher Hafen in Nafpaktos.

Andios.

1 Kommentar:

  1. Was für ein schöner bericht! danke dafür, es ist schön, so ausfürlich von euch zu lesen! bleibt behütet!
    umarmung
    schnute mit anhang

    AntwortenLöschen