Fakten

Wir sind 849 Tage um die Welt gereist (11. Juni 2013 bis 07. Oktober 2015). Unsere letzte Station war Bangkok, Thailand.
Wir reisten 71844 Kilometer durch 26 Länder. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und planen unsere naechste Reise.

Samstag, 29. Juni 2013

Der alte Mann und das Meer

It's been a while since our last post here, but we've been enjoying the time so much that there was no time to write the blog. I just want to say 'Thank you' to everyone we met on that travel so far. There is so much to say about all of you guys and we will keep you posted in English every now and then aswell.

Also, an alle die nur Englisch verstehen war das ein kurzer Gruss. Wir werden ab und zu einen Englischen Post einfuegen,  um einfach diesen Menschen Danke zu sagen, unsere Erfahrungen mit allen englischsprachigen Leuten zu teilen und auch weil es sicherlich oefter vorkommen wird, dass wir Situationen in Englisch erleben und sie so am Besten widergegeben werden koennen.

Also: Zu Evpatoria fiel mir eine Band ein. The Evpatorian Report. Postrock. Wer das mag, kann ja gerne mal reinhoeren: Taijin Kyofusho - The Evpatorian Report

Nach unserer Zeit in Kiew wollten wir auf der Autobahn Richtung Sueden trampen. Im Hostel sagte Nika, die dort arbeitete, auf meine Frage, ob man in der Ukraine fuer das 'Mitgenommen werden' bezahlen muesste: "Nein, warum sollte das hier anders sein als im Rest der Welt?" - Das fand ich schon toll, zumal man im Internet hin und wieder Gegenteiliges liest.
Unserer Gewohnheit widersprechend auf mehreren hundert Kilometern mit ein und derselben Person unterwegs sein, waren wir hier mehrmals oft stundenlang mit den gleichen Leuten auf Tour. 
Wir wollten nicht gleich nach Odessa fahren, sondern aufgrund einiger Hinweise von anderen Reisenden die Halbinsel Krim besuchen. Nach zwei Tagen und Naechten 'in the middle of nowhere' kamen wir, weil es sich anbot nach Evpatoria. Die Stadt praesentierte sich uns als sehr touristisch und so waren wir ein wenig ratlos, wo wir die Nacht verbringen sollten. Es dunkelte bereits und wir hatten uns schon vorbereitet mit ein paar Bier die Nacht auf einer Parkbank zu durchleben. Da tauchte ein alter Mann auf und winkte uns zu sich herueber. Victor, ein alleinstehender Renter, wie sich herausstellte, lud uns zu sich nach Hause ein, er haette ein leerstehendes Apartment und wir koennten, so lange wir wollten umsonst dort uebernachten. Natuerlich waren wir sehr skeptisch und fragten uns 'WARUM? 
Wir gingen jedoch mit ihm und es stellte sich heraus, der alte Mann besass fast nichts. Er lebte in zwei Zimmern ohne Moebel, hatte im Flur eine Herdplatte und ein Bad mit Toilette und einer Dusche und er sass, wenn er ass, auf einem von Klebeband und Seilen zusammengehaltenen Plastikstuhl. Er fuehle sich sehr allein und wolle ein bisschen Gesellschaft, uebersetzte Emma mir, denn Victor konnte ausser ein paar deutschen Zahlen nur Russisch. 
Die leerstehende Wohnung existierte wirklich, es war ein Raum mit Fenster, abgetrennt davon ein Kloloch kombiniert mit Dusche und ein Waschbecken. Er gab uns Schluessel und meinte, eine Nacht waere viel zu kurz. Also blieben wir. Wir schauten uns mit ihm am naechsten Tag die Gedenkstaette von Krasnaya Gorka an und legten Blumen am Denkmal nieder. Der Strand war voller Menschen, die Stadt an sich in einem Tag erkundet. Aber nach zwei Naechten und drei Tagen, verliessen wir Victor wieder und liefen aus der Stadt heraus Richtung Сымферополъ, Simferopol. (Ich kann langsam aber sicher kyrillisch lesen!)
Dabei entdeckten wir den schoenen Teil der Stadt: Kilometerlanger Sandstrand und nur wenige Menschen, Autos am Strand und Zelte daneben. Also entschieden wir uns, noch eine Nacht dort zu bleiben und es war sowieso schon frueher Abend. Wir campten am Meer, kochten, assen, machten ein kleines Feuerchen und genossen den Abend.
Der blaue Himmel ist, wie die schon am Morgen unglaubliche Hitze, hier auf der Halbinsel Krim das Standardprogramm. :)
Deshalb waren wir recht zeitig auf den Beinen und fuhren weiter nach Jalta, denn im suedlichen Teil der Halbinsel sollten die Berge sein. Da wir bisher nur flaches Land bereist hatten, reizte uns der Gedanke daran sehr.
Wir erlebten Fahrer, die uns nur gegen Geld mitnehmen wollten, was wir jedoch ablehnten. Aber da hier viele Menschen das Arm-heraus-halten als Alternative zum oeffentlichen Verkehr nutzen und auch dafuer bezahlen, war uns bewusst, dass so etwas passieren kann. Als Reisender, klar erkennbar an Rucksack und Unkenntnis der Landessprache, ist das Trampen aber im Normalfall immer noch kostenlos.
Jalta und seine Umgebung faszinierte uns sofort und wir kamen im Sobaka Hostel unter. Das Hostel war ein paar hundert Meter weiter oben am Berg und die Athmosphaere sehr gemuetlich.
Hier war deutlich mehr los als in den Hostels, in denen wir bisher uebernachtet hatten und viele, die hier waren, tauschten sich mit uns aus. Es waren sehr interessante, motivierende und wohltuende Menschen dabei und wir lernten wieder viel dazu. Die wohl schoenste Begegnung hatten wir mit einer sechskoepfigen hollaendisch-australischen Familie, die Australien nach 10 Jahren verlassen hatten und mit Auto und Anhaenger und ihren vier Kindern ueber Land nach Holland reisten, um dort zu leben. Die Eltern, Otto und Immelie, urspruenglich Hollaender sprachen mit den Kindern Englisch und Hollaendisch im Mischmasch, die Kinder allesamt total toll und verrueckt, hatten einen liebevollen Ozzy-Slang, wenn sie Englisch sprachen. Es war eine sehr wertvolle Zeit mit ihnen, wir bekamen viele tolle Geschichten erzaehlt, Bilder gezeigt und mit hilfreichen Informationen und Adressen versorgt. An unserem ersten Jalta-Tag machten wir gemeinsam einen Ausflug zum Lividia-Palast, dem Ort, an dem im Januar/Februar 1945 die Konferenz von Jalta stadtfand, und die Kids wussten schnell was Stalin, Teddy Roosevelt und der Zigarre rauchende Churchill dort gemacht haben. 
Emma und ich genossen die angenehme Aura dieser Familie und sassen jeden Abend noch sehr lange mit den Eltern am Tisch vor dem Hostel.
Aber auch die Begegnung mit einem kroatischen Paar, einem polnisch-italienischen Paar mit unglaublich grossem Sprachtalent und vielen internationalen Alleinreisenden war sehr wohltuend und hilfreich. 
Und so fuehle ich mich persoenlich gerade unglaublich bestaetigt darin, was wir tun, wie wir es tun und dass es die richtige Zeit ist, um zu reisen.
Unmoeglich Geglaubtes scheint greifbar und machbar, der Glaube und das Vertrauen in die Menschen wird unheimlich bestaerkt, viel Angst und Unsicherheit faellt von mir ab und ich fuehle mich immer mehr zuerst als Weltbuerger.
Ein weiterer Ausflug in den Uch-Kosh Canyon mit Simon, dem Hostelbetreiber, bei dem wir viel kraxelten und kletterten und uns im eiskalten, kristallklaren Flusswasser erfrischten, war auch sehr schoen. 
Und heute nun, beim "Swallows Nest", einer kleinen Burg hier in der Naehe, nahmen wir Abschied von den 'fahrenden Hollaendern' und trampten zurueck in die Stadt.

Die schoensten Erfahrungen sind wirklich diejenigen, die ungeplant sind. Deswegen habe ich auch keine Zweifel mehr, dass diese Reise gelingen wird. Die Momente und deren Schoenheit sind das Wichtigste, sie zu sammeln ist unsere Aufgabe, ist der Sinn des Reisens. 
Denn genau dann lernen wir, genau das praegt uns und all das werden nach unserer Rueckkehr Erfahrungen sein, auf die wir zurueckgreifen koennen.
Es ist oft wie ein unsichtbares Band was uns mit anderen Reisenden verbindet, sehr oft fuehlt man sich verstanden, motiviert und inspiriert. Und das gibt viel Kraft.

Ich weiss, dass immer etwas passieren koennte. Aber ich spuere auch ganz deutlich, wie behuetet wir sind, das alles, was geschieht, einen Sinn hat. Diese Erkenntnisse befreien mich, nehmen Lasten von mir, machen mich froh und leicht im Herzen. Und es ist das groesste Geschenk, dass ich all das mit dem Menschen teilen und gemeinsam erleben kann, den ich liebe.


Danke fuer jeden Einzelnen von euch und all eure lieben Worte und Zuwendungen!

Hier noch ein paar Bilder von der Halbinsel Krim:

Euer Elmi

Strasse auf die Halbinsel Krim

Wasyl aus L'viv der uns toll unterhielt und mit nach Evpatoria nahm

Einer von vielen Tagesmaerkten, die von Gewuerzen ueber Trockenfrueckte, Gemuese, Obst, Eier, Fisch und Fleisch und Teig- und Mehlwaren alles verkaufen

Viele heimatlose Hunde und Katzen hat das Land. Hier bei Victor in Evpatoria

Ausflug zum Uch-Kosh Canyon

5 Kommentare:

  1. hei ihr zwei - schön von euch zu hören! toll, was ihr erlebt! genießt den sommer! herzlichen dank für eure geburtstagswünsche auf der postkarte ausm nachtzug! hab mich sehr gefreut. war ein überraschter, schöner tag, trotz dauerregens...seid gedrück, euer conni :)

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  2. Huhu Emma und Anselm,
    ich bin schon richtiger Fan von Eurer Seite geworden. Ich lese jeden Beitrag und finde es sehr beeindruckend, was ihr macht!
    Ganz liebe Grüße von Dörte!

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  3. huhu!! mannoman... was ihr erlebt, mein herz hüpft vor freude, dass es euch gut geht und natürlich spüre ich auch einen leichten hauch von neid... so vogelfrei zu sein, muss unglaublich gut tun! (wenn man die strapazen rund um die ganze reiserei mal wegrechnet).
    freu mich auf das nächste lebenszeichen hier im blog!!!
    bleibt behütet,
    schnute u keule

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  4. KLASSE!!! IHR ROCKT SO DERMASSEN!!!! WEITER SOOOOO!!!!!! und wenn ihr mal berühmt seid, dann kann ich sagen, dass ich euch von früher kenne! JAWOLL!!!!!

    wer ich bin, ist egal, denn hauptsache, ihr hört nicht auf, zu sein!!!!!!!!!!!

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