Fakten

Wir sind 849 Tage um die Welt gereist (11. Juni 2013 bis 07. Oktober 2015). Unsere letzte Station war Bangkok, Thailand.
Wir reisten 71844 Kilometer durch 26 Länder. Jetzt sind wir wieder in Deutschland und planen unsere naechste Reise.

Mittwoch, 14. August 2013

HELLAS

Heute ist Tag 65 unserer Reise - wir sind also schon ueber neun Wochen "on the road"  und bereits zehn Tage in Griechenland.
Bevor wir die Grenze ueberquerten, fragten wir uns natuerlich, wie es nun im siebenten Land, das wir bereisen, mit dem Trampen funktionieren wuerde. Dass wir auch dort mitgenommen wuerden, zweifelten wir dabei nicht so sehr an - eher stellten wir uns die Frage, wie uns die Hitze bekommen wuerde. :) An der Grenze verlief es eigentlich recht langweilig: "Deutsch?" - "Yes." - "Welcome!" und schon waren wir durch die Kontrolle durch. Wir kauften uns erstmal eine Karte, da wir keine Ahnung hatten, wo genau wir uns eigentlich im Land befanden und waehlten als unser erstes Ziel Thessaloniki, da es die naechste grosse Stadt auf dem Weg war. Und die ersten Griechen, die uns auf dem Weg dahin begegneten, waren wohl auch die verruecktesten: Dimos und Antronikos sammelten uns kurz vor Thessaloniki ein, ohne dass wir ueberhaupt schon getrampt hatten und meinten gleich, jetzt, da sie uns aufgelesen haetten, seien sie auch verantwortlich fuer uns, wie Eltern. Sie kannten ein besetzten Haus nahe des Zentrums, in dem wir ohne Probleme ein, zwei Naechte kostenlos bleiben koennten.  "Und wenn euch das nicht gefaellt, fahren wir euch eben woanders hin, bis ihr etwas Passendes gefunden habt..." Das war wohl jene griechische Hilfsbereitschaft, die wir in den folgenden Tagen noch oft erleben wuerden. Wir kamen also in dem ziemlich linksalternativen Wohnprojekt an, das im Moment ziemlich spaerlich bewohnt war, da viele im Urlaub waren, tauschten mit den zwei Jungs Nummern und Mailadressen aus fuer den Fall, dass wir Hilfe braeuchten und verabschiedeten uns dann versorgt mit genauen Wegbeschreibungen der Stadt von ihnen. Fuer die wenigen Leute, die wir in dem Haus, das frueher mal ein Waisenhaus gewesen war, trafen, schien es ueberhaupt kein Problem zu sein, uns zu beherbergen und wir hatten anschliessend eigentlich auch nicht viel mit ihnen zu tun.Erstaunt, wie sich doch mal wieder alles so einfach und fast selbstverstaendlich gefuegt hatte, schliefen wir an diesem Abend ein.
Der naechste Tag war total verrueckt, geziert mit vielen spontanen Entscheidungen, Moeglichkeiten zum Geldausgeben und lustigen Begegnungen. Ich kaufte mir endlich neue Schuhe, nachdem ich meine alten bestimmt ueber einen Monat lang unzaehlige Male geflickt hatte und Elm und ich fuhren zu "Kamara" - einem Stadtteil im Zentrum. In der Fussgaengerzone kamen wir gar nicht so richtig vorwaerts, da es staendig einen anderen schoenen alternativen Laden gab, in den wir reinluken wollten - Elmi kaufte sich schliesslich einen schwarzen Nasenring, da er meinte, es sei nun auch bei ihm mal Zeit fuer eine aeusserliche Veraenderung...
Wir fanden einen niedliches kleines Cafe names "Micro Mond", goennten uns einen Kaffee, plauderten mit der Kellnerin ueber schoene Plaetze in Griechenland, die wir uns unbedingt anschauen muessten und schlenderten anschliessend zum von ihr empfohlenen Piercing- und Tattoostudio. Elmi wurde dort total lieb und ausfuehrlich von einem jungen Mann, der selbst von oben bis unten mit Tattoos und Ringen geschmueckt war, beraten und hatte dann nach wenigen Schmerzensminuten einen Ring in der linken Nasenhaelfte...:)
Mit Selbstbewusstsein aufgefuellt, verliess er dann mit mir wieder das Studio und wir liefen in den alten Teil Thessalonikis, der sich auf einem kleinen Huegel befand. Bisher waren die Haeuser der Stadt noch nicht besonders schoen gewesen, aber hier standen viele alte, huebsch gestaltete Haeusschen in kleinen verwinkelten Gaesschen mit Feigen- und Granatapfelbaeumen. (Es war tatsaechlich dfas erste Mal in meinem Leben, dass ich einen Granatapfelbaum gesehen hatte...) Ganz oben auf dem Huegel befand sie die alte Stadtmauer, von der aus man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und das dahinter liegende Meer hatte. Es war ein grandioses Gefuehl, dort oben in der immer noch total heissen Abendsonne zu sitzen und so weit schauen zu koennen. In einer Gasse, auf dem Weg bergab wurden wir noch von einem schoenen Lied ergriffen, das aus einem offenen Fenster erklang. Wir setzten uns auf die Pflastersteine und lauschten: Papercut feat. Kristin Mainhart- Adrift...wie wir durch Nachfragen herausfanden. Wunderschoen im Abendlicht.
Den Tag schlossen wir mit einem Ausflug ins gemuetliche Kneipenviertel ab, in dem wir im warmen Licht der Laternen und Kerzen auf den gelungenen Tag anstiessen.
Der naechste Tag war ziemlich seltsam: wir brauchten ewig, um mit dem Bus aus Thessaloniki rauszufahren, standen dann bestimmt zwei Stunden an einem Autobahnparkplatz, wo es nur zwei kleinen Imbissbuden gab und wurden schliesslich von einem lieben LKW-Fahrer mitgenommen. Wir hatten eigentlich nach Meteora kommen wollen, brachen das Trampen in der Dunkelheit dann aber ab und schliefen auf einem kleinen Huegel neben einer Toll-Bezahlstation. Wir waren zwar davor gewarnt worden, dass es in der Region Baeren gaebe, aber letztlich blieb uns keine andere Wahl, als darauf zu vertrauen, dass kein Baer des Nachts auf den steilen Huegel heraufklettern und uns ueberraschen wuerde.
Lebendig und nach einem etwas unbequemen Schlaf kamen wir am naechsten Morgen zum Glueck schnell nach Kalampaka, der kleinen Touristenstadt am Fusse der Meteorafelsen. Wir fuhren mit einer jungen Frau in ihrem Minibus mit. Sie war gerade unterwegs zu einem Oeko-Festival, um dort ihren selbstgemachten Honig, Salben, Kraeutermischungen und andere schoene Dinge zu verkaufen. Sie meinte, es sei mitlerweile fuer viele Griechen ein immer wichtigeres Thema, wieder zu lernen, eigenes Gemuese, Obst und Kraeuter anzupflanzen, da die Preise in den Supermaerkten und Apotheken immer weiter stiegen und fuer viele nicht mehr bezahlbar waren. Nach einer ziemlich kurvenreichen Fahrt kamen wir also in Kalampaka an und hatten von da aus bereits einen faszinierenden Blick auf die verrueckt geformten dunklen Felsen von Meteora, auf deren Gipfeln sich mehrere Kloester befanden. Nach einer Kaffeepause begannen wir in der schweisstreibenden Hitze die Strasse bergauf zu den Felsen zu laufen und hofften, ein vorbeifahrendes Auto wuerde sich erbarmen und uns mit nach oben nehmen. Nach drei Kilometern bergauf, mit fast zwanzig Kilo auf dem Ruecken und bei bestimmt immernoch 35 Grad, beschlossen wir, die letzten Kilometer einfach auch noch zu laufen. Als wir oben ankamen waren wir komplett nass geschwitzt, waren aber beglueckt, es geschafft zu haben und wurden mit einem grandiosen Blick belohnt. Die Abendsonne streichelte die grotesk geformten Felsen, es umgab uns eine fast andaechtige Ruhe und wir konnten nun auc die Kloester sehen, die wie kleine Nester oben auf den Gipfeln sassen. Nachdem wir zwei vorbeiwanderne franzoesische Jungs mit Wasser und Weintrauben versorgt hatten, liefen wir weiter zum Aussichtsfelsen. Dort sitzend beobachteten wir den Sonnenuntergang uns fanden sogar einen gemuetlichen Felsvorsprung, der uns in dieser Nacht als Schlafplatz dienen sollte. Unterm Sternenhimmel und mit Grillenzirpen im Ohr schliefen wir ein.
Am folgenden Morgen besuchten wir noch kurz eines der Nonnenkloester und begannen dann wieder mit dem Abstieg ins Tal. Wir fuhren weiter an die Westkueste, nach Parga, da uns die Stadt empfohlen wurde. Schnell stellten wir aber fest, dass dort fuer unseren Geschmack viel zu viel Touris unterwegs waren und so standen wir am naechsten Nachmittag schon wieder an der Strasse. Der Himmelk hatte sich verdunkelt und zum ersten Mal seit gefuehlten Ewigkeiten hoerten wir wieder Donnergrollen in der Ferbe. Als der Regen begann, fluechteten wir schnell unter den Sonnenschirm des naechsten Hauses. Nach etwa einer halben Stunden war alles vorueber, die Strasse war sauber gewaschen und die Natur hatte endlich wieder etwas Wasser bekommen. Dann wurden wir wieder mal ueberrascht, wie freundlich Menschen sein koennen: Wir standen schon eine Weile am Strassenrand vor einem Haus und warteten auf eine Auto, da kam ploetzlich eine Frau auf uns zu und hielt zwei Sandwichbrote mit Truthahn in der Hand. Sie meinte, wir warteten hier schon so lange und sie hoffte, wir seien keine Vegetarier. Als wir aber zugaben, dass wir tatsaechlich kein Fleisch assen, verschwand sie wieder ins Haus und kam nach einer Weile mit Kaesesandwiches und zwei Aepfeln wieder...Total lieb. :) Ach, und zufaellig trafen wir an der gleichen Stelle unseren Freund Dimos aus Thessaloniki wieder, der gerade mit seiner Freundin uebers Wochenende nach Parga fuhr...Witzig, wie sich manche Geschichten weiterspinnen.
Es ging dann also auf die Insel Lefkada, die man ueber eine Bruecke auch mit dem Auo erreichen konnte. Wir hatten schon fast beschlossen, Lefkada wegzulassen, da uns jemand erzaehlt hatte, dort waeren extram viele Touristen. Zum Glueck nahmen uns dann aber Natasa und Adrian mit, die meinten, es gaebe einen Strand auf der Insel, der noch relativ leer sei, da man nur schwer ueber 350 Stufen dorthin kaeme. Wir entschieden uns, also dorthin zu fahren und hatten mit unseren beiden Anhaltern schoene Gespraeche uebers Reisen. Die beiden (sie Griechin und er Franzose) waren selbst vor eine paar Jahren mit dem Rucksack um die Welt gereist. Sie empfahlen uns, auf jeden Fall mal in den Iran zu fahren, da das ein unglaublich herzliches Land sei...Mal sehen, vielleicht ergibt es sich ja noch.
Wir blieben dann zwei Naechte am Strand von Egremnoi, nahe Athani, schliefen im Sand und bruzelten in der Hitze. Das Wasser hatte eine so unglaublich intensive blaue Farbe, wie wir es noch nie erlebt hatten und war so salzig, dass man fast ohne sich bewegen zu muessen auf dem Ruecken liegen bleiben konnte.
Gestern hiess es dann wieder: 350 Stufen treppauf - und das ausgerechnet in der Mittagshitze und mit den schweren Rucksaecken...Aber gluecklicherweise hatten wir einen echt "lucky day" und kamen relativ fix von der Insel in das huebsche kleine Staedtchen Nafpaktos. Hier machten wir die Nacht durch - die Campingplaetze waren um die Zeit ohnehin schon geschlossen und wir hatten irgendwie auch mal wieder Lust, eine Stadt einschlafen und wieder aufwachen zu sehen. Elmi las mir viel aus "Mudbound" vor und in der Daemmerung beobachteten wir mehrere merkwuerdige alte Maenner, die komische Morgenrituale hatten: Der eine stieg komplett angezogen, mit Muetze und gelber Warnweste ins Meer und stieg dann wieder nass auf sein Fahrrad...ein anderer lief bestimmt eine halbe Stunde lang auf einem etwa hundert Meter breiten Stueck Weg vor unserere Bank hin und her und hin und her....
Naja, wir sind jetzt jedenfalls etwas verleiert, haben ein paar Stunden am Strand gepennt (wohl eher gebraten) und wollen dann vielleicht noch weiter Richtung Olympia trampen...

Macht euch keine Sorgen um uns, wir sind wohlauf, lachen viel und geniessen das verrueckte griechische Reiseleben!
Heisse Umarmungen und viele Sonnengruesse aus Nafpaktos!
Emma (und Elmi)

Ja, sie sind ab...schon seit drei Wochen. Hier frisch in Irakli.

Bulgarisch-Griechische Grenze.

Elmi's Nasen-OP in Thessaloniki.

Afrika auf dem Ruecken und Blick auf Thessaloniki und das Meer.

Wir waren hier. Besetztes Haus in Thessaloniki.

Tierwelt in Kalampaka, Meteora.

6km Fussmarsch nach oben...

...und ein wunderschoener Ausblick inklusive Sonnenuntergang. - Meteora.

Elmi beobachtete den Sonnenaufgang.

Schlafplatz auf den Klippen mit Blick auf die Kloester.

Die Suppe laeuft. Emma ist stark. Und braun. Und huebsch (Elmi).

Westkueste. Egremnoi, Insel Lefkada.

Des san mia. - Egremnoi.

Meer. Blau.

Gemuetlicher Hafen in Nafpaktos.

Andios.

Mittwoch, 31. Juli 2013

Der Ruf des Meeres

Bulgarien ist so wunderschoen. Und Emma auch. So viel vorneweg.
Gute Musik im Ohr auch. Deshalb hier fuer euch ein schoenes Lied als Hintergrundmusik: 
Besonders gefallen mir diese Liedzeilen: "So hold your body, hold your body strong in these winds of life
May I find you, may we sit together when we're gray and old, on cloud nine"

Ich will euch heute nur ein paar Eindruecke von unterwegs in Bilderform geben. 
Vielen Dank fuer eure lieben Emails, eure Adressen (fuer Postkarten), eure Spenden, eure Gebete, Worte, Fotos und dafuer, dass unser Blog schon fast 10.000 Mal angeschaut wurden! Krass! Danke dafuer! Teilt ihn weiter und verbreitet die Reiselust!

Uns gehts ganz gut momentan, wir sind gerade in der waermsten Stadt Bulgariens, in Plovdiv und geniessen den Sonnenschein. Gestern hat es endlich mal wieder geregnet, muss man fast sagen und es gibt kaltes Bier im Kuelschrank!
Was ist seit dem WAHA passiert? 
Wir hatten einen ziemlichen Durchhaenger, aber wie weise Menschen zu sagen pflegen, kommt nach jedem Tief wieder ein Hoch, nach jedem Tal wieder ein Gipfel. Und wir stapfen schon wieder sachte bergauf, kann man sagen.
Wir wachsen mit jeder Herausforderung und es ist einerseits schoen, immer miteinander Zeit zu verbringen. Aber es kann eben auch anstrengend sein. Ich glaube, jeder, der schon mal zwei Monate lang, rund um die Uhr, 24/7, mit seiner Freundin/seinem Freund verbracht hat, wird mir zustimmen. 
Die guten Momente ueberwiegen zum Glueck. Wenn wir uns anschauen und grinsen muessen, wenn der Flow stimmt und die Sonne lacht. Das beste Beispiel dafuer ist der Strand von Irakli. Mehr davon gleich.

Aber es gibt Tage, da wuenscht man sich ein bisschen Freiheit. Da sind Hostels ganz gut. Da kann sich jeder in seine Ecke zurueck ziehen, mit anderen Menschen reden und man schlaeft eben nicht Schulter an Schulter im Compact 2 Zelt.
Darueber muss man ja auch mal sprechen. Nicht alles ist immer einfach, wie gesagt! :)

Es ist schoen, unterwegs zu sein, die Natur zu erleben, zu wissen was Hitze ist, zu erleben, wie die Sonne auf- und untergeht und mit den Mondphasen zu reisen. Eineinhalb Monde sind wir jetzt schon unterwegs. Manchmal denke ich "verrueckt", manchmal kommt es mir sehr kurz vor.

Nun zur Reise an sich:
Wir sind nach dem Festival schnurstrax nach Sueden gereist und kamen bei Giurgiu ueber die Grenze nach Ruse, in Bulgarien.

Elmi ist in der Morgenhitze schon wieder fertig. Lotti lacht! - Bucuresti Suburbs

Die Schilderschreiberin Emma schreibt "BG" fuer Bulgarien aufs Schild.

Auf diesem Schild steht auf der anderen Seite "Schoen Willkommen in Bulgarien" :)


Von dort Ruse aus sind wir Richtung Varna gefahren, um doch nochmal das Schwarze Meer in Bulgarien zu sehen. Wir haben kurze Zeit ueberlegt, ob wir nicht nach Plovdiv, Sofia und dann direkt weiter nach Griechenland fahren sollten. Aber das Meer rief nach uns und angesichts des laufenden Schweisses und der anhaltenden Hitze war es sicherlich die richtige Entscheidung.
Bulgarien erschien uns von vorn herein sehr relaxt, sehr layed-back, sehr gemuetlich und umgaenglich. Das tat gut, nachdem wir beim WAHA Festival so ein bisschen in die "Alle-Menschen-Werden-Brueder"-Stimmung (frei nach F.Schiller) erlebt hatten.
Viele sprechen Englisch, manche sogar Deutsch. Das war sehr beachtlich wieder mal, da wir auch hier mit keinerlei Sprachkenntnissen punkten koennen. Bulgarien benutzt kyrillische Schriftzeichen, die ja sogar ich mittlerweile lesen kann. Das macht richtig Spass.
Varna selbst haben wir gar nicht angeschaut. Wir waren mit einem Poker-Spieler unterwegs, der um 2000 Euro zockte, zusammen mit 199 anderen Teilnehmern. Wer weiss, ob er gewonnen hat?
Beim Rauslaufen aus der Stadt, entdeckten wir ein paar schoene Graffitis:


 Die flachen Berge (was bedeutet, dass sie sehr alt sind), zwischen Ruse und Varna


Da hat jemand mal seine Emotion an der Wand festgehalten - Varna, Bulgaria


 Das ist Bulgarien - Varna, Bulgaria

Der "froehling" erwartete uns bereits in Irakli, Bulgaria

Von Varna aus gings weiter suedlich nach Irakli, einem wunderschoen vertraeumten Strand, an dem viele Leute wild campten. Manche von ihnen, wie wir erfuhren sogar fuer den gesamten Sommer, sprich fuenf Monate.

Wir kamen an, setzten uns zu erst in die Strand-Lounge, tranken ein Bier, rauchten eine Zigarette und genossen den Ausblick auf den wunderbaren Strand, der von Wald und Huegeln begrenzt war. Wir trafen an Ort und Stelle zwei Berliner Geschwister, die bevor sie wieder in unterschiedliche Richtungen der Welt ziehen wuerden, nach Nordamerika und Weissrussland, noch einmal eine Tramptour durch das Heimatland ihres Grossvaters machten. Wir kochten zusammen Tee, unterhielten uns ueber Couchsurfing, Vegetarismus, Veganismus, Fair Trade, Foodsharing, Containern, Forward The Revolution, Ohne-Geld-Leben, Trampen, unsere Wurzeln und es war ein richtig angenehmes Miteinander.
Die beiden reisten nach einem Tag wieder ab, uns gefiel es aber sehr gut und es war schoen, mal laenger an einer Stelle zu bleiben, rundum versorgt zu sein und auch noch Meer vor der "Haustuer" zu haben. Was fuer ein Luxus! In einem kleinen Laedchen, 20 Minuten entfernt, konnten wir Brot, Wasser und Obst kaufen, das erste und das letzte was wir am Tag taten, war ins Wasser springen. Das war sehr erfrischend und ein bisschen wie eine Wellness-Woche.

Hier ein paar Eindruecke vom schoensten Strand Europas, wie ich finde, weil er versteckt und doch gross genug ist:

Ein Elmi-Schnappschuss 

Ein Emma-Schnappschuss 

 Elmis Stone-Circle in der Entstehungsphase

 Elmis Steinturm

 Mini-Regenbogen als Zeichen der Hoffnung

 Kochen am Strand! Kein Problem mit HUFIX - dem alternativen Holzkocher. Bestellbar auf www.hufix.de

 Die Schoenste

The most beautiful one

Wir genossen die Zeit in Irakli, entschieden uns Tag fuer Tag, noch zu bleiben und reisten letztendlich nach fuenf Tagen weiter Richtung Plovdiv, mit einem kleinen Abstecher nach Nessebar, einem Ort, den wir unbedingt gesehen haben muessen, laut einer deutschsprechenden Beifahrerin.
Also fuhren wir in die alte Stadt, machten ein paar Fotos, ich kaufte mir ein Stativ fuer die Kamera, weil es mich aergerte, keine Mondfotos ohne grosse Umstaende machen zu koennen und verliessen die Stadt wieder. Die kurze Kauflaune riss nicht ab, als wir nach Plovdiv kamen. Dort kam eine neue Sonnenbrille hinzu. (Haha...was fuer Neuigkeiten)
Diese Stadt im Landesinneren ist einerseits fuer mich interessant, weil meine Mama hier vor Jahren einmal war und andererseits, weil es hier noch alte roemische Bauten zu sehen gibt. Und es ist die zweitgroesste Stadt des Landes. Sofia sei keine Reise wert, hoerten wir an vielen Stellen. Deshalb werden wir wohl dank einiger Tipps unserer Leser/innen weiter Richtung Melnik fahren und dann nach Griechenland einreisen. Was es dort zu sehen gibt, wissen wir noch nicht.
Die beste Methode bisher war immer: Trampen, nachfragen, hinfahren. Dadurch fanden wir die besten Orte. Falls jemand Tipps fuer uns in Griechenland hat, immer her damit!

Schoenes altes Haus in Nessebar, Bulgaria 

Seltenes Bild: Trabbi vor dem Schwarzen Meer 

 "The Dude" oder auch "Der Wascht".

Lustig fuer alle, die kyrillische Schriftzeichen lesen koennen.

So viel heute. Noch ein Lied fuer euch, was neulich in einem Auto lief: Passenger - Let Her Go (Zu Deutsch: Lass Sie Gehen) - Es passt irgendwie.

So. Der Wind weht zum Fenster hinein, der Magen knurrt, wir muessen in ein anderes Zimmer umziehen und meine Augen sind schon viereckig.

Bis Bald,
Euer Anselm. (Benni meinte, der Name wuerde zu mir passen mit den Worten: "Du kannst den Namen bringen!")

Montag, 22. Juli 2013

Die Vorher-Nachher-Tage

Wummern in den Ohren und idyllische Natur begleiteten uns auf dem WAHA Festival, nahe Brasov in Rumaenien fuer vier Tagen. Es war einerseits ein tolles Festival, andererseits aber auch der Beginn einer neuen Reisephase.
Wir verliessen Sibiu in Richtung Cluj und schauten uns noch am gleichen Tag die Studentenstadt an. Sie hatte auch ein sehr angenehmes Flair, vielleicht nicht so gemuetlich wie Sibiu, da es keine aehnlich ruhigen Ecken gibt, aber wir haben ja letztendlich auch nur den Touri-Kram angeschaut... - wie das eben so ist in Grossstaedten!
Unsere Rucksaecke hatten wir im Transsylvania Hostel untergestellt, uns aber dagegen entschieden, in einem Hostel zu uebernachten. Wir wollten am Abend wieder aus der Stadt raustrampen um wild zu campen. Denn Osteuropa hat was Essen und Uebernachtung anbelangt wirklich westeuropaeische Preise.
Man hoert und sieht immer wieder, dass die Preise derart surreal sind, gemessen am Lohn der Bevoelkerung.
Nichts desto trotz: Das Hostel machte einen sehr guten Eindruck und wie der Zufall es wollte, lernten wir dort entfernte Verwandtschaft von einer Herrnhuter Familie kennen. Das war sehr amuesant.
Da in Rumaenien Trampen ein gaengiges Mittel der Fortbewegung ist, erlebten wir in Cluj eine ziemliche Ueberraschung. "Unsere" Trampstelle war ueberlaufen von "Konkurrenten": Studenten, aeltere Maenner und Frauen, vermeintliche Geschaeftsleute und - Wir.
So war es sehr schwierig, eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen, besonders weil wir riesiges Gepaeck hatten und manch anderer sicherlich fuer die Mitfahrt bezahlt. Dies ist uns kein einziges Mal bisher passiert. Trotz mehrmaligen Nachfragens!
Wir mussten also sehr weit aus dem Ort hinauslaufen aber fanden letztendlich einen Fahrer, der uns nahe Turda rausliess, wo wir uns auf einem Huegel, sichtgeschuetzt und idyllisch ruhig niederliessen. Am Morgen wachten wir mit wunderbarer Aussicht bei schoenstem Sonnenschein auf und fuhren weiter nach Sighisoara, wo wir wieder in ein Hostel eincheckten, um Waesche zu waschen. Das Hostel war im Gegensatz zu der Kleinstadt (uebrigens Draculas, ergo Vlad Tepes' Geburtsort) eine Ernuechterung. Keine Kueche, keine Waschmaschine - Das bedeutete keine frische Waesche. Und ein Festival stand vor der Tuer.
Aber wir trafen wieder lustige Leute in Sighisoara, schauten uns die wunderschoenen alten Bauten an, denn Sighisoara liegt rund um einen Berg, auf die eine mittelalterliche Burg gebaut ist. Es sieht alles sehr gemuetlich aus etwas verschlafen. Aber solche Orte sind meistens schoener als ueberlaufene Grossstaedte.
Von dort aus fuhren wir ueber kleine Nebenstrassen in ein kleines verlorenes Doerfchen namens Batanii Mari, in dessen Naehe das Festival stattfand.
Wir mussten darum kaempfen, aufs Festivalgelaende zu duerfen, weil wir nicht mehr genug Geld hatten, um den vollen Preis zu bezahlen. Aber unsere Beharrlichkeit zahlte sich aus und wir kamen mit unserem noch vorhandenen Bargeld hinein.
Dort trafen wir die Berliner Jungs wieder und schlugen unser Camp neben ihrem Bus auf.
Das Festivalgelaende war zwischen zwei kleinen Doerfern im Nirgendwo. Man musste einem Feldweg ca. zwei Kilometer bergauf folgen (besonders geil zu Fuss mit Backpacks kann ich sagen...!). Inmitten von Waeldern und Wiesen, benachbart von einem Bauer mit seinen Kuehen, waren drei verschiedene Buehnen mit Psytrance, Alternative und Chillout-Musik aufgebaut. Die Organisatoren hatten sehr viel Liebe in Details gesteckt und auch unsere vor Aktionismus spruehenden Berliner Jungs, die drei Tage eher angereist waren, durften einen Dreamcatcher gestalten. Das Festival ist ein eher unbekanntes, deshalb war das Gelaende nie wirkllich ueberlaufen. Es war genuegend Platz fuer jeden da, auch im Wald gab es noch eine Healing-Zone.
Die Jungs hatten den einzigen Camper auf dem Gelaende und es war ein ziemliches Ereignis, diesen Wagen nach oben und unten zu bekommen...
Die Beats schlugen ab Donnerstag 21 Uhr voll ein und hoerten bis Sonntag Nacht nicht auf.
In der Zwischenzeit wandelten wir im zeitlosen Gewirr von Toenen und Beats umher, erlebten die Zeit auf unterschiedlichste Weise und verliessen am Montag Nachmittag veraendert und um viele Erfahrungen reicher den Campus, beide ohne Vorstellung, wie unsere Reise weitergehen soll. Ich habe nach diesem Wochenende keine Kraft mehr, bin aufgrund der letzten Ereignisse und Begegnungen ziemlich gezeichnet und brauche erstmal wieder ein bisschen Luft.
Dennoch sind wir beide gesund und demnaechst zusammen unterwegs durch Bulgarien auf dem Weg nach Griechenland. Da es gerade nachts zunehmend kaelter zu werden scheint, wollen wir so schnell wie moeglich in den warmen Sueden.
Heute war definitiv erstmal eine warme Dusche dran und ein grosses Bett ist heute auch faellig. :)

Ich denke sehr an euch, denke sowieso momentan viel nach, und umarme euch alle ganz sehr. Macht euch keine Sorgen, Rumaenien ist ein tolles Land mit tollen Menschen!

Vor uns liegen interessante Zeiten. Wir wollen diese nutzen, um uns jeder individuell weiterzuentwickeln, um Menschen, Laender und Kulturen naeher kennen zu lernen, aber eben auch um miteinander weiter zu wachsen. Nichts davon ist immer nur einfach, oder immer nur positiv. Aber wir haben bereits gelernt, dass die Ereignisse verknuepft sind, dass nichts ohne Grund passiert und dass wir trotz schwieriger Phasen, oder gerade wegen dieser Phasen, auch wieder gute Zeiten haben werden. Darauf kann ich vertrauen und dafuer koennt ihr mit hoffen!

Ich wuensche euch Gottes Segen. Denn Gott steht ueber allem!

Bis bald, euer Anselm

Montag, 15. Juli 2013

Schwebendes Feuer und Laechelbegegnungen am Wegesrand

Ihr Lieben,

Seit unserem letzen Bericht ist schon wieder viel passiert, wir sind nun bereits seit ueber einer Woche in Rumaenien und freuen uns ueber jeden Tag und die Erlebnisse und Begegnungen, die er mit sich bringt..

Aber der Reihe nach:
Von Jalta aus trampten wir wieder Richtung Norden, nach Odessa. Wir hatten bereits von vielen Leuten, die wir unterwegs trafen, gehoert, dass die Stadt am Meer eine besondere Atmosphaere ausstrahle, da dort verschiedenste Kulturen und Religionen zusammengekaemen. Wir erreichten das Stadtzentrum zwar erst sehr spaet abends, da wir zuvor in der Naehe von Mikolaiv von stundenlangem Regen und Gewitter daran gehindert wurden, unser Zelt abzubauen und weiterzufahren. Mit Hilfe zweier Jungs, die die Strasse entlang schlenderten, fanden wir aber noch ein gemuetliches Hostel, das noch freie Plaetze zur Verfuegung hatte. Am naechsten Tag erkundeten wir die Stadt, verbrachten ziemlich viel Zeit damit, andere Touristen zu beobachten :) und wurden auf unserem Weg zurueck ins Hostel sehr ueberrascht, als wir pleotzlich sehr bekannte Gesichter wieder erblickten. Ganz unverhofft standen auf einmal Otto, Immelie und die Kids wieder vor uns, die wir zuvor erst in Jalta kennen gelernt hatten. Wir wussten zwar, dass sie auch nach Odessa weiterreisen wollten, hatten aber gedacht, sie seien laengst nicht mehr in der Stadt, wenn wir dort ankaemen...So wurden wir also eines Besseren gelehrt und verbrachten noch den ganzen Abend mit dieser wundervollen Familie, kochten zusammen Abendessen, Elmi spielte Drei-Mann-Schach mit den Jungs, Hanneke bekam zwei Dreadlocks gemacht und wir genossen es einfach sehr, erneut Teil dieser tollen Gemeinschaft sein zu duerfen...

Am Tag darauf hielten wir wieder den Daumen auf die Strasse und wollten so weit wie moeglich an die ukrainisch-moldawische Grenze kommen. Aber irgendwie ging es nicht so richtig vorwaerts, wir mussten uns von einem kleinen Ort zum naechsten hangeln, hin und wieder gab es einen kleinen Regenschauer und wir standen auf einer dorfaehnlichen, kaum befahrenen Strasse in Belgorod-Dnestrovsky, als die Sonne gerade unterging. Eigentlich hatten wir uns schon darauf eingestellt, unser Zelt irgenwo auf dem Feld aufzuschlagen, da kam ein junger Mann auf uns zugejoggt und sprach uns auf Englisch an. Er meinte, er plane mit seinem Kumpel aus Amerika eine aehnliche Tour und lud uns nach ein paar Minuten promt ein, doch bei sich und seinen Eltern zu uebernachten. Schliesslich nahmen wir das Angebot an und erlebten bei Maksim und seinen Eltern eine solch herzliche und unkomlizierte Gastreundschaft, die uns geradezu erstaunte und schmunzeln liess. Fuer uns war es sehr interessant, mal richtig bei einer ukrainischen Familie zu Hause sein zu koennen und deren Geschichten zu lauschen. Maksim erzaehlte uns von seinen Romawurzeln und betonte, dass Roma eben nicht nur Diebe und Bettler, sondern durchaus ein Volk mit langverzweigter Geschichte und grossem Kulturgut seien. Aber leider werden Menschen allzu oft nur von Klischees geleitet und verurteilen so gleich eine ganze Volksgruppe...

Emma und Maksim vor der Festung von Belgorod-Dnestrovsky
Nach zwei Naechten, vielen Gespraechen mit Maksim und mit wohlgefuellten Baeuchen verliessen wir dann die Familie wieder. Es war so ruehrend, als sie beim Abschied sagten, wenn wir jetzt nicht gingen, wuerden sie uns gar nicht mehr gehen lassen koennen und wir sollten doch bitte am Ende unserer Reise wieder bei ihnen vorbeischauen.

Familie Flora und wir am Fruehstueckstisch
An unserem letzten Tag in der Ukraine wurden wir unterwegs tatsaechlich nochmal spontan zu Kaffee und Suessigkeiten eingeladen, konnten die ukrainisch-moldawische Grenze problemlos zu Fuss ueberqueren, liefen durch Moldawien :) und wurden spaet abends von einem netten Mann, der Fische transportierte (die wir dann auch noch zu seinem Marktstand brachten) auf einem kleinen Zeltplatz mit Hexenhäuschenbungalows in Braila rausgelassen.

Ausweichspuren 2 und 3, mitten auf dem Feld, auf einer kleinen Nebenstrasse Richtung Bolgrad, UA

Viele Strassenhunde in der Ukraine und auch in Rumaenien. Hier mitten auf der Hauptstrasse.

Elmi hatte die Ehre, diesen Fang zu praesentieren. Michail war unser erster Fahrer in Rumaenien.
Kurz vor dem Grenzuebergang zu  Rumaenien hatte uns ein Mann aus Moldawien erzaehlt, wir koennten in Rumaenien nicht einfach so trampen, es sei viel zu teuer, da man auf jeden Fall immer bezahlen muesse. Ihm gaben wir dann zwei Dollar, die Elmi noch einstecken hatte. Bisher verlangte aber niemand irgendwelches Geld von uns, wir kommen super vorwaerts, die Leute sind echt nett und hilfsbereit. Wir fuhren weiter nach Constanta ans Schwarze Meer, verliessen die Stadt aber schon am naechsten Tag wieder, da sie uns irgendwie mit ihren unschoenen kantigen Haeuserblocks am Strand nicht besonders gefiel und trampten wieder nach Norden zum Donaudelta, da uns das von mehreren Seiten waermstens empfohlen. Wir entschieden uns aber dagegen, von Tulcea aus eine Faehre direkt ins Delta zu nehmen, da uns das doch zu teuer war und fuhren daher zunaechst nach Murighiol, das noch relativ nahe am einem Donauarm gelegen war. Dort schlugen wir in der Dunkelheit auf einem spaerlich beachsenen Huegel unterm grandiosen Sternenzelt unser Zelt auf. Gerade als wir ins Bett gehen wollten, sahen wir in der Ferne einen kleinen Feuerschein, der sich auf unerklaerliche Weise langsam auf uns zu bewegte und dabei erlosch und wieder auftauchte...Plötzlich entflammte vielleicht zweihundert Meter von uns entfernt ein richtiges Feuer und wurde groesser und groesser. Wir bekamen es richtig mit der Angst zu tun, da wir glaubten, irgendjemand haette uns beoachtet, neben uns sein Lager aufgebaut und wuerde nun warten, bis wir schliefen und uns dann ueberfallen. Ueber  zwei Stunden hockten wir in der Kaelte neben unserem Zelt und wagten es nicht, uns schlafen zu legen. Allerdings hatten wir noch keinen Menschen gesehen, nur das Feuer, das auf seltsame Weise zu wandern schien und immer wieder an und aus ging...Um drei nachts waren wir dann so muede, dass wir uns doch in unsere Schlafsaecke legten und hofften, nicht im Schlaf ueberrascht zu werden. Am darauf folgenden Morgen sahen wir erstaunt den Ursprung des Feuers: In der Dunkelheit hatten wir nicht gesehen, dass sich ein paar hundert Meter weiter eine riesige illegale Muellkippe erstreckte, auf der sich unzaehlige Berge aus Plastikflaschen, Klamotten, Kinderspielzeug und anderem Zeug tuermten. Wir sahen immernoch Rauchschwaden aufsteigen und nahmen an, dass das Feuer wohl die ganze Zeit einfach vor sich hin schwelte, ohne dass es irgendjemanden zu interessieren schien. Dankbar, dass nichts schlimmeres passiert war, als eine schlaflose Nacht, zogen wir weiter.

Das noch qualmende Feuer vor dem Panorama von 'Bestepe' (tuerkisch= fuenf Huegel).

Wanderung ueber Wiesen und Felder bei Murighiol
An jenem Tag lernten wir viele niedliche und verschlafene rumaenische Doerfer kennen, da wir immer nur von einem zum naechsten mitgenommen wurden. Es war aber sehr schoen, durch die kleinen Strassen zu laufen, von streunenden Hunden begleitet zu werden und den alten Muetterchen auf ihren kleinen Baenken am Strassenrand zuzunicken...In Jurilovca wollten wir eigentlich an einem See campen, aber irgendwie kam man nicht so recht ans Ufer, da alles von Schilf bewachsen war. Also fuhren wir nach einer Nacht neben einem Feld wieder Richtung Meer. Nach der Hitze der letzten Tage (meist um 35 °C) klebte der Staub auf unserer Haut und wir hatten das dringende Beduerfnis, uns im Meereswasser abzukuehlen. Mit einem englisch-rumaenischen Paerchen kamen wir zu einem realtiv neuen Zeltplatz direkt am Strand, noerdlich von Constanta. Eigentlich wollten wir nicht schon wieder fuer unsere Uebernachtung bezahlen, es war aber dann doch so schoen, dass wir dann aber tatsaechlich zwei Naechte blieben. Kirsty und Romeo, die uns mitgenommen hatten, boten ausserdem an, uns weiter bis kurz vor Bukarest mitnehmen zu koennen, wenn wir noch eine Nacht laenger blieben. Auf dem Zeltplatz trafen wir drei coole Jungs aus Berlin -Tizian, Merlin und Ricki- die mit ihrem Bus Emma nach Istanbul untwegs waren. Wir verstanden uns echt super mit ihnen und waren froh, mal wieder Zeit mit Leuten in unserem Alter und unserer Muttersprache zu verbringen. Sie luden uns ein, in einer Woche mit auf ein Festival in der Naehe von Brasov zu kommen. Tatsaechlich planen wir auch, dieser Idee nachzugehen...:)

Sonnenuntergang kurz vor Jurilovca
Von da aus ging es also weiter in die Hauptstadt, wo wir mal wieder in einem Hostel unterkamen. Enttaeuschenderweise trafen wir da aber irgendwie nur seltsame Leute. Am Abend nahmen wir gleich die Moeglichkeit einer kostenlosen Stadtfuehrung (Free Walking Tour) wahr und erfuhren so eine Menge ueber die Geschichte der Stadt und die Einfluesse des Kommunismus, die man noch an vielen Ecken deutlich sieht. Wir schauten uns am Tag darauf noch das groesset Bebaeude Europas,  den riesigen Parlamentspalast "House of the People" an, ein wuchtiges Teil, bei dessen Bau unzaehlige Menschen ihr Leben verloren..

Aelteste Kirche in Bucuresti - Buna Vestiri

Skulpturen auf dem Piata Revolutiei in Bucuresti.

Strahlen

"House of the People"
Vorgestern sind wir in Sibiu angekommen, besser in dem kleinen Dorf Rusciori, wo wir Leonie besuchen, die hier ihren Freiwilligendienst macht. Wir hatten sie in Constanta kennen gelernt und sie hatte uns eingeladen, bei ihr zu uebernachten, wenn wir nach Sibiu kaemen. Hier ist es total gemuetlich, ganz viel ist aus Holz, man kann weit in die Natur schauen, eine kleine staubige Strasse fuehrt aus dem Dorf heraus nach Sibiu... Gestern haben wir den ganzen Tag in Sibiu verbracht und diese wunderschoene Stadt liebgewonnen. Es ist zwar ein seltsames Gefuehl, dass man hier so viel Deutsch hoert und liesst, aber Sibiu strahlt einfach eine sehr angenehme Atmosphaere aus, die wir sehr genossen...Ueberhaupt ist die Gegend hier in Transilvanien einfach wunderschoen und wir hoffe, in den naechsten Tagen noch mehr davon kennen zu lernen.

Sibiu - Orasul Vechi

Emma vor dem 'Casa Weidner' (und 'Christian Tours') :)

Viele schoene alte Gebaeude in Herrmannstadt
Heute fahren wir weiter nach Cluj und danach Richtung Brasov, wo wir uns dann wieder mit den drei Jungs aus Deutschland auf dem Festival treffen wollen. Es ist so lustig, dass wir hier vielen Menschen  und Orten bereits zweimal begegnet sind.
Ganz oft sind wir ueberrascht, wie sich die Tage miteinander verknuepfen und zu herrlichen Reisegeschichten verweben. Wir sind dankbar fuer alles, was wir erleben und freuen uns auf alles Kommende...

Seid alle herzlichst gegruesst, besonders unseren Familien senden wir feste Umarmungen!
Alles Liebe, Emma

Samstag, 29. Juni 2013

Der alte Mann und das Meer

It's been a while since our last post here, but we've been enjoying the time so much that there was no time to write the blog. I just want to say 'Thank you' to everyone we met on that travel so far. There is so much to say about all of you guys and we will keep you posted in English every now and then aswell.

Also, an alle die nur Englisch verstehen war das ein kurzer Gruss. Wir werden ab und zu einen Englischen Post einfuegen,  um einfach diesen Menschen Danke zu sagen, unsere Erfahrungen mit allen englischsprachigen Leuten zu teilen und auch weil es sicherlich oefter vorkommen wird, dass wir Situationen in Englisch erleben und sie so am Besten widergegeben werden koennen.

Also: Zu Evpatoria fiel mir eine Band ein. The Evpatorian Report. Postrock. Wer das mag, kann ja gerne mal reinhoeren: Taijin Kyofusho - The Evpatorian Report

Nach unserer Zeit in Kiew wollten wir auf der Autobahn Richtung Sueden trampen. Im Hostel sagte Nika, die dort arbeitete, auf meine Frage, ob man in der Ukraine fuer das 'Mitgenommen werden' bezahlen muesste: "Nein, warum sollte das hier anders sein als im Rest der Welt?" - Das fand ich schon toll, zumal man im Internet hin und wieder Gegenteiliges liest.
Unserer Gewohnheit widersprechend auf mehreren hundert Kilometern mit ein und derselben Person unterwegs sein, waren wir hier mehrmals oft stundenlang mit den gleichen Leuten auf Tour. 
Wir wollten nicht gleich nach Odessa fahren, sondern aufgrund einiger Hinweise von anderen Reisenden die Halbinsel Krim besuchen. Nach zwei Tagen und Naechten 'in the middle of nowhere' kamen wir, weil es sich anbot nach Evpatoria. Die Stadt praesentierte sich uns als sehr touristisch und so waren wir ein wenig ratlos, wo wir die Nacht verbringen sollten. Es dunkelte bereits und wir hatten uns schon vorbereitet mit ein paar Bier die Nacht auf einer Parkbank zu durchleben. Da tauchte ein alter Mann auf und winkte uns zu sich herueber. Victor, ein alleinstehender Renter, wie sich herausstellte, lud uns zu sich nach Hause ein, er haette ein leerstehendes Apartment und wir koennten, so lange wir wollten umsonst dort uebernachten. Natuerlich waren wir sehr skeptisch und fragten uns 'WARUM? 
Wir gingen jedoch mit ihm und es stellte sich heraus, der alte Mann besass fast nichts. Er lebte in zwei Zimmern ohne Moebel, hatte im Flur eine Herdplatte und ein Bad mit Toilette und einer Dusche und er sass, wenn er ass, auf einem von Klebeband und Seilen zusammengehaltenen Plastikstuhl. Er fuehle sich sehr allein und wolle ein bisschen Gesellschaft, uebersetzte Emma mir, denn Victor konnte ausser ein paar deutschen Zahlen nur Russisch. 
Die leerstehende Wohnung existierte wirklich, es war ein Raum mit Fenster, abgetrennt davon ein Kloloch kombiniert mit Dusche und ein Waschbecken. Er gab uns Schluessel und meinte, eine Nacht waere viel zu kurz. Also blieben wir. Wir schauten uns mit ihm am naechsten Tag die Gedenkstaette von Krasnaya Gorka an und legten Blumen am Denkmal nieder. Der Strand war voller Menschen, die Stadt an sich in einem Tag erkundet. Aber nach zwei Naechten und drei Tagen, verliessen wir Victor wieder und liefen aus der Stadt heraus Richtung Сымферополъ, Simferopol. (Ich kann langsam aber sicher kyrillisch lesen!)
Dabei entdeckten wir den schoenen Teil der Stadt: Kilometerlanger Sandstrand und nur wenige Menschen, Autos am Strand und Zelte daneben. Also entschieden wir uns, noch eine Nacht dort zu bleiben und es war sowieso schon frueher Abend. Wir campten am Meer, kochten, assen, machten ein kleines Feuerchen und genossen den Abend.
Der blaue Himmel ist, wie die schon am Morgen unglaubliche Hitze, hier auf der Halbinsel Krim das Standardprogramm. :)
Deshalb waren wir recht zeitig auf den Beinen und fuhren weiter nach Jalta, denn im suedlichen Teil der Halbinsel sollten die Berge sein. Da wir bisher nur flaches Land bereist hatten, reizte uns der Gedanke daran sehr.
Wir erlebten Fahrer, die uns nur gegen Geld mitnehmen wollten, was wir jedoch ablehnten. Aber da hier viele Menschen das Arm-heraus-halten als Alternative zum oeffentlichen Verkehr nutzen und auch dafuer bezahlen, war uns bewusst, dass so etwas passieren kann. Als Reisender, klar erkennbar an Rucksack und Unkenntnis der Landessprache, ist das Trampen aber im Normalfall immer noch kostenlos.
Jalta und seine Umgebung faszinierte uns sofort und wir kamen im Sobaka Hostel unter. Das Hostel war ein paar hundert Meter weiter oben am Berg und die Athmosphaere sehr gemuetlich.
Hier war deutlich mehr los als in den Hostels, in denen wir bisher uebernachtet hatten und viele, die hier waren, tauschten sich mit uns aus. Es waren sehr interessante, motivierende und wohltuende Menschen dabei und wir lernten wieder viel dazu. Die wohl schoenste Begegnung hatten wir mit einer sechskoepfigen hollaendisch-australischen Familie, die Australien nach 10 Jahren verlassen hatten und mit Auto und Anhaenger und ihren vier Kindern ueber Land nach Holland reisten, um dort zu leben. Die Eltern, Otto und Immelie, urspruenglich Hollaender sprachen mit den Kindern Englisch und Hollaendisch im Mischmasch, die Kinder allesamt total toll und verrueckt, hatten einen liebevollen Ozzy-Slang, wenn sie Englisch sprachen. Es war eine sehr wertvolle Zeit mit ihnen, wir bekamen viele tolle Geschichten erzaehlt, Bilder gezeigt und mit hilfreichen Informationen und Adressen versorgt. An unserem ersten Jalta-Tag machten wir gemeinsam einen Ausflug zum Lividia-Palast, dem Ort, an dem im Januar/Februar 1945 die Konferenz von Jalta stadtfand, und die Kids wussten schnell was Stalin, Teddy Roosevelt und der Zigarre rauchende Churchill dort gemacht haben. 
Emma und ich genossen die angenehme Aura dieser Familie und sassen jeden Abend noch sehr lange mit den Eltern am Tisch vor dem Hostel.
Aber auch die Begegnung mit einem kroatischen Paar, einem polnisch-italienischen Paar mit unglaublich grossem Sprachtalent und vielen internationalen Alleinreisenden war sehr wohltuend und hilfreich. 
Und so fuehle ich mich persoenlich gerade unglaublich bestaetigt darin, was wir tun, wie wir es tun und dass es die richtige Zeit ist, um zu reisen.
Unmoeglich Geglaubtes scheint greifbar und machbar, der Glaube und das Vertrauen in die Menschen wird unheimlich bestaerkt, viel Angst und Unsicherheit faellt von mir ab und ich fuehle mich immer mehr zuerst als Weltbuerger.
Ein weiterer Ausflug in den Uch-Kosh Canyon mit Simon, dem Hostelbetreiber, bei dem wir viel kraxelten und kletterten und uns im eiskalten, kristallklaren Flusswasser erfrischten, war auch sehr schoen. 
Und heute nun, beim "Swallows Nest", einer kleinen Burg hier in der Naehe, nahmen wir Abschied von den 'fahrenden Hollaendern' und trampten zurueck in die Stadt.

Die schoensten Erfahrungen sind wirklich diejenigen, die ungeplant sind. Deswegen habe ich auch keine Zweifel mehr, dass diese Reise gelingen wird. Die Momente und deren Schoenheit sind das Wichtigste, sie zu sammeln ist unsere Aufgabe, ist der Sinn des Reisens. 
Denn genau dann lernen wir, genau das praegt uns und all das werden nach unserer Rueckkehr Erfahrungen sein, auf die wir zurueckgreifen koennen.
Es ist oft wie ein unsichtbares Band was uns mit anderen Reisenden verbindet, sehr oft fuehlt man sich verstanden, motiviert und inspiriert. Und das gibt viel Kraft.

Ich weiss, dass immer etwas passieren koennte. Aber ich spuere auch ganz deutlich, wie behuetet wir sind, das alles, was geschieht, einen Sinn hat. Diese Erkenntnisse befreien mich, nehmen Lasten von mir, machen mich froh und leicht im Herzen. Und es ist das groesste Geschenk, dass ich all das mit dem Menschen teilen und gemeinsam erleben kann, den ich liebe.


Danke fuer jeden Einzelnen von euch und all eure lieben Worte und Zuwendungen!

Hier noch ein paar Bilder von der Halbinsel Krim:

Euer Elmi

Strasse auf die Halbinsel Krim

Wasyl aus L'viv der uns toll unterhielt und mit nach Evpatoria nahm

Einer von vielen Tagesmaerkten, die von Gewuerzen ueber Trockenfrueckte, Gemuese, Obst, Eier, Fisch und Fleisch und Teig- und Mehlwaren alles verkaufen

Viele heimatlose Hunde und Katzen hat das Land. Hier bei Victor in Evpatoria

Ausflug zum Uch-Kosh Canyon

Freitag, 21. Juni 2013

Nachtgeschwafel

Noch immer zerstochen von den Muecken der Masuren sitze ich in unserem Hostel in der ukrainischen Hauptstadt Kiev und kaempfe mit der Muedigkeit, die uns seit der letzten Nacht begleitet.

Ich beginne mal ein paar Tage (es fuehlt sich wie Wochen an...) vor letzter Nacht:
Unser kurzer Zwischenstopp in der polnischen Seenregion Mazury war sehr schoen, wir fanden verlassene, romantische Plaetzchen in der Naehe einiger Seen und genossen das warme Sommerwetter. In Mikolajki kochten wir uns Reis auf unserem Hobo-Ofen und da es dazu mangels zusaetzlicher Ingredenzien nur noch Tomatenmark und Gewuerze gab, schmeckte es ein wenig wie Gefaengnisessen, aber es fuellte unsere Maegen und liess uns ruhig einschlafen.
Hier ein paar Eindruecke von unterwegs:

Auf dem Weg nach Poznan, Gdansk und Mazury
Wandmalerei in Gdansk
Das Mottlau-Ufer in Danzig

Unser bisher gefaehrlichstes Erlebnis war eine Mitfahrgelegenheit in den Masuren. Denn wie sich herausstellte war nicht nur der Beifahrer sturzbetrunken, sondern auch der Fahrer selbst. Nach kurzer Ueberlegung, ob ich den Herrschaften meine Fahrtuechtigkeit anpreisen sollte oder ob wir sie zum Anhalten bewegen sollten, entschieden wir uns fuer letzteres, denn oft beruehrten die Reifen bei der fuenfminuetigen Fahrt gefaehrlich den Bordstein und der Fahrer waehlte eine auffaellig mittige Fahrspur... - Wir entkamen erregten Gemuets diesem unangenehmen Szenario, trafen aber an diesem Tag noch andere nennenswerte Fahrer.
Da wir an besagtem Tage erst gegen 17 Uhr starteten, rechneten wir nicht mehr damit, weit zu kommen. Als ein Auto hielt, und ein junger, adretter Pole uns die Mitfahrt nach Warszawa, der Hauptstadt, anbot, sagten wir zu. Das Auto, ein aufgemotzter Subaru, erwies sich als PS-Monster und konnte aufs Mal mit solchem Power beschleunigen, dass wir in den Sitz gedrueckt wurden und die zahlreichen PKW und LKW nur an uns vorbeiflogen. Aber er war in seinem Element, die Strasse wurde zur Rennstrecke und wir fuehlten uns nicht unsicher in seinem Rennwagen.
Er bestaetigte uns, dass der Sinn einiger polnischer Urlauber leider darin liege, zur Mittagsstunde schon sternhagelvoll durch die Stadt zu torkeln und sich am naechsten Tag ueber den Kater zu freuen.

Das sonst sehr monoton wirkende Polen wurde mit zunehmender Naehe zu Lublin interessanter und lebendiger. Huegel durchzogen hier das Land und die untergehende Sonne huellte alles in warme, herzliche Toene. Waehrenddessen sassen wir gerade in deinem Krankenwagen und obwohl der Fahrer kein Wort einer Sprache sprach, die ich verstand, gelang uns eine vernuenftige Konversation. Er versuchte sogar ueber Funk uns eine anschliessende Mitfahrgelegenheit zu organisieren, in dem er fragte "Gibt es ein Auto nach Hrebenne?". So offenbarte sich die oft kritisierte osteuropaeische Kaelte doch als nur aeusserlich. Im Herzen waren sehr viele Menschen schwer in Ordnung und nicht selten sogar sehr zuvorkommend. Und Trampen in Polen klappt im Allgemeinen sehr gut!

Beim Route planen in Polen
Unser Zelt konnte sich unterwegs auch schon als recht nuetzlich erweisen, denn wir blieben bisher an jedem Tag und in jeder Nacht trocken! Auch wenn es in diesem woertlich genommenen "Compact 2" Zelt sehr eng ist, und die Rucksaecke und zwei Verliebte gerade so rein passen, ueberstanden wir samt unserem Equipment mehrere kurze und lange Regenschauer ohne Naesse.
Unser Eigenheim in einem polnischen Wald nahe der ukrainischen Grenze
Unsere erste "echte" Grenze, an der wir unseren Reisepass nutzen mussten, ueberfuhren wir mit einem litauischen Urlauber, Mirek, der sehr aufgeregt war, als wir bei schwueler Hitze in der Warteschlange zwischen ukrainischen und polnischen Autos standen. Am Anfang unserer Konversation beteuerte er noch: "I don't speak English!" - Dafuer beherrschte er aber ein grosses Vokabular und erklaerte uns sogar einige Sachen ueber die Ukraine.
In L'viv, einer gemuetlichen Kleinstadt, die in ihren Vorstaedten selbes nicht vermuten liess, angekommen, checkten wir in einem Hostel ein und trafen sogleich auf einen "I-am-American-American". Diesen Begriff hab ich mir daraufhin ausgedacht: Ein I-am-American-American ist jemand, der denkt, nur weil er Amerikaner ist, laufen einem die Frauen hinterher, laden einen auf Drinks ein und empfinden seine Gegenwart als unheimliche Bereicherung. Er liebte das Trampen so wie das Reden und redete zuviel, sodass seine Liebe zum Trampen unglaubwuerdig erschien. Seine Abwesenheit machte er bemerkbar, als er zurueck kam und die Rezeptionistin fragte: "Did you miss me?" - Nicht, dass ich laestern moechte, oder etwas verallgemeinern... Aber diese Art und Umgangsweise habe ich schon manchmal bei amerikanischen Reisenden kennengelernt und fand es an der Zeit, eine Kategorie einzurichten, in der diese Bekanntschaften konkurrieren koennen.

Im "Casanova" goennten wir uns waehrrend eines Gewittergusses ein typisch ukrainisches Abendessen mit Wareniki und verliessen nach 1 1/2 Tagen Lemberg in Richtung Kiew. Die Hauptstadt erreichten wir mittels eines alten Nachtzuges, in dem in ca. 20 Wagen mit 20 Abteilen zu je 4 Betten rund 800 Passagiere Platz fanden.

Nach unserer Ankunft mit dem Nachtzug von L'viv nach Kiev


Was mich immer noch etwas beschraenkt ist meine Unkenntnis auf sprachlicher Ebene. Ich kann nicht einmal etwas lesen! Und da bin ich doch mehr als froh, Emma neben mir zu wissen, die, obwohl sie oft ihr Licht unter den Scheffel stellt, doch ganz ordentlich Russisch spricht und uns oft wichtige Informationen beschafft!

Es macht nach wie vor Spass zu Reisen, besonders in so einer unbekannten Umgebung wie hier. Dieses Land birgt noch eine Menge Schaetze in sich und ich bin gespannt darauf, wie viele wir noch entdecken werden. Als naechstes geht es erst einmal weg aus der Hauptstadt, vielleicht Richtung Osten, vielleicht aber auch in den Sueden nach Odessa. Da sind wir noch offen. Wie das Auto-Stopping hier funktioniert, muessen wir erst ausprobieren.

In diesem Sinne beende ich meinen Schreibfluss mit ein paar letzten optischen Eindruecken aus der Ukraine mit Lieben Gruessen! Ich hoffe, es geht euch gut und wir freuen uns natuerlich weiterhin ueber Reaktionen eurerseits! Vielen Dank fuer die Unterstuetzung - UND: Wer Post haben will, sollte bitte seine Adresse an zweiaufweltwegen@gmail.com senden! Alles Gute, euer Elmi



Modern Art in Kiev

St. Andrews Church in Kiev

Mittwoch, 19. Juni 2013

Hitze, Holpersteine und кoмишe Buchstaben...

Wir sitzten in einem unglaublich heissen und stickigen Internetcafé im Stadtzentrum von L'viv oder Львів, wie es hier offiziell geschrieben wird und es ist schon ein seltsames, aber doch schoenes Gefuehl, hier in der Ukraine zu sein. Besonders viel haben wir leider noch nicht von Land sehen koennen, da wir gestern mit unserem litauischen Anhalter Mirek eigentlich nur ueber die polnisch-ukrainische Grenze und dann direkt in die Stadt gefahren sind. Aber unterwegs konnte man doch erahnen, dass die Menschen hier zum Teil doch in viel bescheideneren Verhaeltnissen leben, als wir es von Deutschland gewohnt sind. Es fuehlt sich zunaechst vielleicht etwas befremdlich an, wenn man sieht, wie alte Muetterchen in der prallen Nachmittagshitze sitzen und am Strassenrand Erdbeeren verkaufen, oder wie heruntergekommen die Haeuser und Pflastersteinstrassen teilweise sind. Aber irgendwie beruhigt und entschleunigt es uns auch auf gewisse Weise: Man lebt so viel viel langsamer, vielleicht bewusster, als sonst, weil es oft gar nicht anders geht...Bereits in Polen haben wir gemerkt, dass die Menschen nicht so sehr vom Trubel und der Hektik geleitet werden und nicht alles immer super neu und glaenzend sein muss. Wenn man so mit seinem Rucksack durch die kleinen staubigen Strassen einer verschlafenen Stadt schlendert, in der es nur einen kleinen Lebensmittelladen gibt, fuehlt sich das doch irgendwie sehr geerdet an...

Heute abend nehmen wir den Nachtzug nach Kiew -  gefuellte Schlafwagen und etwa zehn Stunden Fahrt...ich glaube, es wird echt spannend, diese Art des Reisens in der Ukraine kennen zu lernen. Das Ticketkaufen nahm ja bereits fast eine Stunde in Anspruch, besonders weil alles nur in kyrillischer Schrift geschrieben war und wir so eine Weile brauchten, um uns zu orientieren. Ich bin noch nicht so daran gewoehnt, wieder russische Woerter in meinem Kopf zurechtzulegen, aber das wird mit der Zeit bestimmt besser. Die naechsten Wochen und Monaten werden ohnehin des Oefteren ein ziemliches Sprachwirrwarr mit sich bringen.

Ansonsten stellt sich mehr und mehr eine gewisse Routine bei uns ein: wir brauchen nicht mehr so lange, um etwas in unseren Rucksaecken zu finden; wissen, wo wir nach geschuetzten Plaetzen schauen muessen, an denen wir unser kleines Zelt aufschlagen; lernen, mehr auf Leute zuzugehen, wenn wir Hilfe brauchen und vertrauen wieder mehr unseren Instinkten, wenn es darum geht, bei wem wir ins Auto steigen und bei wem nicht...
Aber dennoch braucht man wohl noch doch eine ganze Weile, um bei einer solchen langen Reise wirklich mit vollem Kopf und Herzen dabei zu sein. Oft sehne ich mich nach der Vertrautheit der Heimat, besonders die ersten Tage fiel es mir schwer, wirklich "weg" zu sein. Ich denke, es gehoert zum Lerneffekt dieser Reise dazu, loszulassen; sich immer wieder auf neue Umgebungen einzustellen und doch die Lieben daheim im Herzen mitzunehmen....

Mit sonnigen Gruessen aus dem sommerheissen Львів,
emma.

Freitag, 14. Juni 2013

"Den wichtigsten Schritt habt ihr gemacht..."

Das hat Matt gesagt, ein weltgereister Amerikaner, der uns in Baruth aufsammelte.

Es war eine dieser Begegnungen, die einem das Reisen schmackhaft machen, die das bestaetigen, was man fuehlt, die einem den noetigen Rueckenwind gibt auf einer Reise in die Welt!

Schon oft haben wir auf unseren Touren erlebt, dass man sich, sobald man unterwegs ist, mit einer gewissen Ausstrahlung kleidet und damit, ganz bewusst oder unbewusst, eine ganz bestimmte Art von Menschen anzieht! Und diese Menschen sind dann ganz oft genau die Richtigen!

Unser in Deutschland sesshaft gewordener (Ich weiss nicht, ob man je sesshaft werden kann, wenn man 8 Jahre aus dem Rucksack gelebt hat) Weltenbummler Matthew Schoenfelder meinte dazu in etwa soetwas: "Sobald man los geht, ist man wie von einer Magie umgeben!"

Und schon in den ersten Tagen unserer Weltreise haben wir wirklich tolle, hilfsbereite Menschen beim Trampen kennengelernt, schoene Landstriche gesehen und haben dazu noch recht fuerstliches Wetter!
Momentan befinden wir uns an der polnischen Ostseekueste in Gdansk (Danzig). Wir kamen hier mehr oder weniger spontan her und wollen uns morgen die Stadt ansehen, bevor es weiter in die Masuren geht.

Es ist wirklich toll, nach langer intensiver Planung endlich zu spueren, wie wir uns jeden Tag ein Stueck weiter bewegen koennen und Zeit relativ wird und das Wichtigste nicht mehr die Uhr und das Handy, sondern die Sonne und die Gesellschaft mit anderen Menschen. Und die ist in Polen herzlicher, als ich gedacht habe, muss ich beschaemt feststellen. Wir wurden mit vielen lieben Blicken gewuerdigt und oft schnell mitgenommen. Da haben wir in anderen Laendern schon weitaus Schlimmeres erlebt!
Und es tut so gut, der Natur zuzuhoeren. Mein Telefon hab ich am ersten Tag der Reise abgeschaltet. Ich schaue nur jeden Tag mal kurz drauf, ob sich etwas tut!

Das Wichtigste ist, loszureisen. Wenn dieser Schritt einmal geschafft ist, dann schafft man den Rest auch!
Natuerlich haben wir gemerkt, dass die Rucksaecke zu schwer sind. Jetzt ueberlegen wir noch, was darin zu viel ist. Sicherlich bleibt da noch etwas zurueck, bevor wir irgendwelche weiten Wanderungen machen werden!

Wir freuen uns ueber all eure lieben Zeichen und Worte zum Abschied! Es ist sehr schoen gewesen am letzten Wochenende in der Heimat!

Wer mehr ueber Matt wissen will, der kann hier nachschauen: http://www.livingearthimpressions.com/

Ausserdem ist heute (Donnerstag, 13. Juni) in der Saechsischen Zeitung ein Artikel zu unserer Weltreise gewesen. Hier ein Scan: Ueber uns.

Weiterhin findet natuerlich die Auktion von Carlo statt. Diese geht noch bis Sonntag. Und ich hoffe, Carlo erzielt einen phaenomenalen Preis - so wie er es verdient hat. Und, was noch viel wichtiger ist, einen wuerdigen Nachfolger! Schaut mal rein: Ebay - Carlo Fiesta Cazador!

Alles Liebe von mir, bald folgt auch ein Post von Emma!

Euer Anselm

Sonntag, 9. Juni 2013

Vom Loslassen und Abschiednehmen!

Heute weint nicht nur der Himmel...

Wer möchte kann während des Lesens folgendes Lied anmachen: Brian Crain - Wind

Gestern war ein sehr schöner Abend und es war wichtig und toll, vielen lieben Menschen "Bis bald" zu sagen!
Und nun...ist es bereits der letzte Abend vor unserer Abreise. Und bei mir herrschen gemischte Gefühle vor. Einerseits die Freude auf alles, was kommen wird. Andererseits verkrampft sich mein Magen, meine Hände zittern und meine Schläfen schmerzen - weil ich weiß: Morgen werden wir los ziehen!
Die Reise ist an sich bestens geplant und vorbereitet. Nun heißt es, loszulassen und lieben Freunden, Freundinnen, Schwestern, Brüdern, Mamas und Papas ein letztes Mal für sehr lange Zeit in die Augen zu schauen und ihnen für alles zu danken und mit besten Wünschen zu verbleiben, bis wieder etwas voneinander hören und sehen. 
Und - für manch einen klingt es wahrscheinlich spät - jetzt erst erreicht mich der Abschiedsschmerz.. denn Abschiede sind nicht meine Stärke. Und so zögere ich sie immer sehr lange hinaus!
Liebe Menschen da draußen - überall wo ihr seid: Ich werde euch vermissen!

Und nochjemanden werde ich vermissen: Mein Auto. Unser Auto. Na klar, es ist kein Mensch. Aber ich verbinde viel mit ihm. Heute begann die Auktion auf ebay für Carlo. Ihr könnt die Versteigerung hier mitverfolgen und wir hoffen, dass unser Auto in gute Hände übergeht:
 

Ebay - Carlo Fiesta Cazador

Seid behütet auf all euren Wegen und schreibt uns hin und wieder mal eine Email, wie es euch geht!

Wer möchte, kann uns auch seine Adresse schreiben, dann können wir ein paar Postkarten und Fotos von unterwegs verschicken! Das wäre etwas ganz individuelles für jeden von euch! :)

Danke an all die Liebe, die uns und mir zuteil gekommen ist!

Möge uns allen der Wind aus Brian Crains Lied im Rücken liegen, wenn wir der Sonne entgegenspazieren!

Ich wünsche euch eine friedvolle und fröhliche Zeit, bis wir uns wiedersehen!

Euer Anselm

Montag, 3. Juni 2013

Der vorletzte Dank

Liebe Leute,

der andauernde Regen geht mir auf den Keks! Ich erhoffe und wünsche mir Sonne für den Tag unserer Abreise... - und alle folgenden Tage! ;)

Es gilt wieder vielen lieben Menschen zu danken! Als erstes Johannes Hufnagl für sein Sponsoring mit seinem CO² neutralen Holzkocher HUFIX, der uns die nächsten Wochen, Monate und Jahre begleiten wird.

Außerdem sind wir froh über weitere Feedbacks von eurer Seite und darüber, dass unser Blog immer bekannter wird! Bitte teilt ihn mit euren Freunden und Bekannten, dass sich die Idee des Reisens immer weiter verbreitet!

Auch ist es total lieb, dass es schon jetzt vor der Abreise ein paar Spender gibt (Siehe Unterstützer & Links)! DANKE!

Wir haben noch genau eine Woche, dann brechen wir auf!
Daher wollen wir am Samstag, 8. Juni 2013 in der Alten Bäckerei einen kleinen Abschied mit euch zelebrieren! Wir würden uns sehr freuen, euch dort noch einmal zu sehen, bevor wir lange Zeit unterwegs sein werden!

Liebe Grüße, Euer Anselm